Kultur

Rolf Sachs stellt in Schweinfurt mehr als 200 Werke aus. Foto: dpa/Alexander Schuhmann

15.09.2025

Rolf Sachs in Schweinfurt: Mit viel Humor und Kreativität

Unbedingt sehenswert: Rolf Sachs zeigt in der Schweinfurter Kunsthalle Werke aus mehr als 30 Jahren

Rolf Sachs, 1955 geborener Sohn von Gunter Sachs, Enkel des Erbauers des Ernst-Sachs-Bades in Schweinfurt, heute zur Kunsthalle umfunktioniert, ist ein lustvoller Grenzgänger zwischen allen Kunstrichtungen. In der Kunsthalle präsentiert er über 200 Werke, in über 30 Jahren entstanden. Unter dem Titel be-rühren zeigt er genreübergreifend Objekte, Fotos und vor allem Malerei, um „Menschliches“ zu vermitteln und damit das „Mysterium Emotion“.

Gäste dürfen übrigens die Werke auch berühren. Vieles entstand spielerisch, experimentell, berührt den menschlichen Alltag, geschaffen aus der „Ästhetik des Zufalls“. Gleich am Eingang begegnet einem ein großes Bild mit reliefartiger Oberfläche und mit dem hellen, irgendwie zu ahnenden Abdruck einer menschlichen Figur, die aber gemalt ist.

Rolf Sachs liebt es, Papier zu zerknüllen und darauf mit Farbe, mit den Händen zu malen, manchmal auch mit geschlossenen Augen, des unmittelbaren Impulses wegen. Bei den Fotos, meist riesig im Format, kombiniert er mit bewegter Kamera Langzeitbelichtung mit Tiefenschärfe; das Ergebnis: Es entstehen Stillleben, bei denen das Nahe verschwommen, das Ferne aber deutlich zu erkennen ist. Einen ähnlichen Effekt erzielt er beim Zugfahren: Auf den Fotos sind nur die Wolken scharf, weil sie sich nicht so schnell verändern, die vorbeifliegende Landschaft aber ist ein heller Farbstrom.

In Zeiten der Pandemie konzentrierte er sich ganz auf Naheliegendes, vergrößerte es, bis es kaum mehr erkennbar war, so Toilettenpapierrollen, Spaghetti oder Einweghandschuhe; daraus sind Riesenbilder geworden von seltsamer Faszination. Bei seinen Objekt-Kombinationen nahm er typisch Deutsches aufs Korn, etwa Angst, dargestellt durch eine Zwinge, die eine Bibel, einen Schwamm, einen Geldsack oder auch ein Heidegger-Buch zusammenpresst.

Anfang als Designer von Möbeln

In einem schwarzen Raum befasst er sich mit dem, womit Menschen sich quälen, gezeigt an einem Waage-Objekt; eine Toneinspielung macht andere Ängste zum Thema. Sachs liebt Stühle; als Erinnerung an seine Internatszeit hat er konventionelle Schulstühle zusammengetragen, sie teilweise zerstört, sie durch Materialien wie Latex, Blei, Schiefer, Textiles oder Wachs verfremdet; vieles sieht er unter dem Motto „Leben und leben lassen“ und unter dem Prinzip „Nie perfekt sein!“. Er entwarf auch eine Schatten-Serie mit Gläsern, ein Objekt mit echter und digitaler Kerze oder eine Sanduhr als Symbol für Vergänglichkeit.

Seinen Anfang als Designer von Möbeln, die vom rechten Winkel, Purismus, Reduktion und simpler Konstruktion geprägt waren, roh oder mit den Grundfarben versehen, kann man besichtigen und mögliche Varianten ausprobieren. Sachs bezeichnet sich gern als Erfinder mit geradezu kindlichen Einfällen. Auch seine langen Aufenthalte in den Alpen haben Spuren hinterlassen, etwa bei einem Verbundschlitten, mit dem man nicht fahren kann, bei rustikalen Stühlen, denen das Herz auf der Lehne herausgeschossen wurde, oder auf großen Objekttafeln als Erinnerung an einen Stall, durch Kuhmist, Wolle, Heu oder Rosshaar. Selbst ein Skeleton-Schlitten aus Kunstharz, eine Bienenwachslampe oder Flusssteine an der Wand gehören zu solchen Reminiszenzen.

In einem anderen Raum hat er surreale Objekte versammelt, die zum Rätseln und Schmunzeln verleiten. In der Großen Halle imponieren die riesengroßen Bilder. Sie wirken durch ihre reliefartigen Oberflächen geradezu skulptural, auch die etwas kleineren Weiß-Bilder.

Die meisten dieser Bilder bezeichnet Sachs als „Farb-Touchées“, mit der Hand gemalt, mit der er die innere Emotion direkt auf den Untergrund übertragen hat, auch auf Filz mit Gold, Blau oder Rot. Besonders ins Auge fallen die leuchtenden Gemälde mit Ultraaquamarinblau, seiner Lieblingsfarbe. In einem Kubus sind kleinformatigere Bilder zu sehen, meist auf weißem oder zerknülltem Grund, die farbig bemalt Bewegung, Spannung und Konzentration zeigen.

Sachs drückte auch Gläser oder Dosen in Farben wie Weiß oder Blau auf schwarzen Untergrund, sah, was dabei herauskam und ließ sich überraschen. Auch schuf er ein großes Wandbild, zusammengesetzt aus lauter kleinen bemalten Bildern und erinnerte an seine regionalen Bezüge auf einem Reliefbild mit Schweinfurter Grün. Eine Ausstellung mit viel Humor und überbordender Kreativität. (Renate Freyeisen)

Bis 5. Oktober. Kunsthalle Schweinfurt, Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt. Montags geschlossen, donnerstags von 10 bis 21 Uhr geöffnet, sonst von 10 bis 17 Uhr.
www.kunsthalle-schweinfurt.de

 

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