Politik

11.09.2025

Sollte eine Wehrpflicht sowohl für Männer als auch für Frauen gelten?

Mit einem militärischen oder zivilen Pflichtdienst für Männer und Frauen erhofft sich der Wehrbeauftragte der Bundesregierung Henning Otte (CDU), auch mehr Personal bei der Bundeswehr. Imke von Bornstaedt-Küpper, Bundesvorsitzende des Verbands der Beamten und Beschäftigten der Bundeswehr, könnte sich sowohl eine solche Dienstpflicht ebenso wie die Wehrpflicht für beide Geschlechter vorstellen. Kathrin Groh, Inhaberin der Professur für Öffentliches Recht an der Universität der Bundeswehr München, ist da anderer Meinung

JA

Imke von Bornstaedt-Küpper, Bundesvorsitzende des Verbands der Beamten und Beschäftigten der Bundeswehr

Frauen gehören grundsätzlich überall hin – ohne Ausnahmen. Sie stehen seit der Gründung der Bundeswehr im zivilen Bereich „ihre Frau“ – längst überall: in der Truppenküche, als Schlosserin, Juristin oder Präsidentin einer Bundesoberbehörde! Und seit 25 Jahren dienen sie auch als Soldatin mit der Waffe in der Bundeswehr. Es ist ein Erfolgsmodell auch für die Truppe!

Daher sollten bei einer allgemeinen Wehr- oder Dienstpflicht Frauen gleichermaßen berücksichtigt werden. Verpflichtungen bedeuten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie bieten auch eine Chance der persönlichen Entwicklung.

Die Nichtberücksichtigung der Frauen hat insofern auch einen diskriminierenden Aspekt. Natürlich muss das Gesamtpaket stimmen, der Dienst muss attraktiv gestaltet werden. Dazu gehört die offene und ehrliche Diskussion mit der betroffenen Jugend. Mit Klartext zu den besonderen Anforderungen des Soldatenberufs. Nicht nur im Ernstfall. 
 

NEIN

Kathrin Groh, Inhaberin der Professur für Öffentliches Recht an der Universität der Bundeswehr München

Frauen sollten nicht zum Wehrdienst verpflichtet werden. Das ist Männern gegenüber nicht unfair. Die Geschlechter mögen auf dem Papier formal gleichgestellt sein. Im wirklichen Leben sind Frauen strukturell benachteiligt.

Sie übernehmen die Reproduktion der Gesellschaft. Sie verdienen weniger als die Männer, knicken ihre Karriere für unbezahlte Care-Arbeit in der Familie und bekommen weniger Rente. Die Lebenszeit, die junge Frauen nach der Schule in den Wehrdienst stecken müssten, würde sie in ihrer Karriere-, Finanz- und Familienplanung nach hinten heraus noch weiter zurückwerfen.

Eine Wehrpflicht für Frauen ist auch kein emanzipatorisches Projekt. Für das fragwürdige Versprechen, dass die Gesellschaftsstrukturen sich ändern, wenn Frauen endlich auch ihren Mann in der Landesverteidigung stehen (was sie im Übrigen freiwillig längst tun), müssten alle jungen Frauen in Vorleistung gehen.
 

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