Kultur

Armschmuck aus Kalbspergament von Ulrike Hamm, Berlin, gefärbt, gesteckt, rosa-told-grau, Durchmesser 21 cm, Höhe 5,5 cm (Foto: Hans Gärtner)

12.09.2016

Tierisch schön

Leder als Werkstoff des Kunsthandwerks in der Galerie Handwerk München

Schuster, Handschuhmacher, Feintäschner, Trachtenschneider, Sattler, Gürtler, Tischler, Buchbinder – die Reihe der Leder verarbeitenden Handwerksberufe ist ergänzbar. Um den Sportgerätehersteller etwa. Schon vor 100 Jahren machte er Turnmatten aus braunem Leder. Wie waren die Dinger schwer, die man als kräftiger Schüler an Schlaufen in die Turnhalle zu hieven hatte! Wer denkt denn in diesem Kontext an den Schmuckdesigner? Leder wird heutzutage tatsächlich zu Schmuck verarbeitet, zu kuriosen Broschen und auffällig üppigen Fingerringen.  In der Münchner Galerie Handwerk zeigen zum Beispiel  Eunmi Chun (München), Halsschmuck aus Darm und Ulrike Hamm (Berlin) Armschmuck aus Kalbspergament aus. Beide bringen den Besucher der Ausstellung „Leder“ zum Staunen. So fein, so zart – Pergament ist ja auch Tierhaut – kann Leder sein. So bunt und gefällig dazu – man betrachte nur mal die pastellig eingefärbten, filigran bemalten Armreife von Ulrike Hamm. Ihre Berliner „Werkstatt für Echtes Pergament“ stellt sie nicht von ungefähr unter das Motto „Anmut & Kühnheit“. Fast ein halbes Hundert heimisch tätige und europaweit bekannte Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker zeigen neueste, ebenso konservative wie verrückte Kreationen - alle mit ausschließlichem oder teilweisem Leder-Anteil: Umhängetaschen und Hosengürtel, Luxusschuhwerk und Krachlederne, Langhandschuhe und Cowboystiefel, Haferl- und Bowlingschuhe, Foto- und Aktentaschen, Bucheinbände und Sättel, Stierbeutel sogar. Eh ein Wunder, dass es noch Firmen gibt, die sich auf die „Altsämischgerberei“ verstehen. Wenn auch nicht ausführlich, so doch in groben Zügen wird, per Fotos und Objekten, erklärt, wie Leder hergestellt wird – sei`s von Kalb, Ziege, Hirsch oder Schaf, vom Charolaisrind, Perlrochen, Seewolf, Lachs, Papageienfisch oder vom Vogel Strauß. Hohe Vorratsgläser bergen die natürlichen Gerbstoffe aus der Rinde von Akazie, Eiche und Kastanie. In Vorträgen informiert die Handwerkskammer für München Oberbayern am 23. September um 14 Uhr bei freiem Eintritt über den künstlerischen und handwerklichen Umgang mit Leder und Pergament – über die traditionelle Herstellung von Lederhandschuhen (Annette Roeckl),  zwiegenähtes Schuhwerk aus München (Schuh Bertl), die Arbeit mit Pergament und dessen Gewinnung sowie allgemein über das seit Jahrtausenden aus Tierhaut gewonnene Material (Gerhard E. Moog, Lederinstitut Reutlingen), das aus unserem Alltag nicht wegzudenken ist. Die Ausstellung zeigt in bedachtsamer Auswahl prachtvolle Einzelstücke und bildhaft applizierte Ensembles, manche von ihnen, etwa Beate von Hartens mit reinem Leinen gewebter Rindsleder-Teppich „Planquadrat 1070 Wien“, legen die Überlegung eines (durchaus möglichen) Erwerbs zur Ausstattung des eigenen Heimes nahe. (Hans Gärtner) Information: Bis 1. Oktober. Galerie Handwerk, Max-Joseph-Straße 4, 80333 München. Di./Mi./Fr. 10-18 Uhr, Do. 10-20 Uhr, Sa. 10-13 Uhr. www.hwk-muenchen.de/galerie Abbildung: Zunftzeichen der Münchner Handschuhfirma Roeckl von 1812. (Foto: Gärtner)

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