Kultur

Jetzt hat's ihn erwischt: Die Trauergemeinde an Kluftingers Grab ist groß. (Foto: Buchcover)

27.04.2018

Trauer um Kluftinger

Der zehnte Band um den Allgäuer Kult-Kommissar

Der abergläubische Volksmund sagt, dass einer gehen muss, wenn einer kommt. Nun ist es also so weit: Bei Kluftingers ist das erste Enkelkind da – das eine Butzele kommt, das andere Butzele geht. Auf dem Cover zum neuen Band sieht man ein schlichtes Grabkreuz mit Kluftingers Namen. Also kein poetisch-geheimnisvolles Stichwort wie Himmelhorn, Grimmbart oder Milchgeld, wie frühere Fälle überschrieben waren. Lässt das Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel mit dem zehnten Band der Reihe ihren Kultermittler aus dem Allgäu sterben? Wird beim kleinen Jubiläum aus der großen Fan- eine Trauergemeinde? Die steht tatsächlich heftig schniefend an Kluftingers Grab. Es hat ihn erwischt. Ebenso wie Dr. Langhammers Familienzugang – der Intimfeind von Kluftinger ist auf den Hund gekommen. Gerade hat sich zwischen dem Kommissar und dem schlabbernden Vierbeiner eine leise Freundschaft angebahnt, da fallen auf beide Schüsse. Wie aus einem Nachruf auf den dickfelligen Kluftinger liest sich dieser neue Band – man erfährt vieles aus seinem Leben: wie er als Bub war, von seinem Verhältnis zum kotzbrockig-autoritären Vater, wie er seine Erika kennenlernte, von seiner ersten Begegnung mit dem ungeliebten Sparringspartner im gegenseitigen Tratzen, Dr. Langhammer. Man erfährt, wie es mit seiner Karriere bei der Polizei losging, wie er sein Team zusammenstellte – aus dem diesmal ebenfalls einer das Zeitliche segnet. Wer hat Kluftinger auf dem Gewissen? Auch hier: viel Rückschau. Besser, man hat die früheren Fälle gelesen. Der große Unbekannte, der dem Kommissar an den Kragen will, bleibt rätselhaft – es ist ein bisschen wie beim dramaturgischen Kniff mit dem lauernden Bösewicht Professor Moriarty in den Sherlock-Holmes-Geschichten. Bei aller Wehmut, die einen beschleichen möchte: Natürlich gibt es wieder viel amüsante Situationskomik. Wenn auch das Autorenduo bisweilen droht, dem schwerfälligen Charakter seines Kommissars zu erliegen: Die sprachliche und rhetorische Umstandsmeierei wirkt auf manchen Seiten überstrapaziert, ermüdend. Manch (momentan noch?) Nebensächliches wird allzu langatmig ausgewalzt. Das Buch ist wie ein „Missing Link“ – aber nicht nur in die Vergangenheit. Kobr und Klüpfel legen genügend Fährten für Fortsetzungen. Und wenn einer geht, ist ja auch wieder Platz für einen Neuen.  (Karin Dütsch) Michael Kobr, Volker Klüpfel: Kluftinger. Ullstein Buchverlage, Berlin, 480 Seiten, 22 Euro. ISBN 13 9783550081798


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