Kultur

Gartenszene aus der Mosaikwand, die mit Unterstützung der Hypo Kunsthalle teilweise restauriert wurde. (Foto: Hypo Kunsthalle)

01.11.2013

Versteinerter Pomp

Die Hypo Kunsthalle stellt ihre Pompeji-Ausstellung in einen großen zeitlichen und regionalen Rahmen

Der legendäre Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 v. Chr. ist natürlich das Ereignis schlechthin, das sich in das Gedächtnis der Geschichte eingebrannt hat – befeuert von den Ausgrabungen des 18. Jahrhunderts, als man das verschüttete Pompeji entdeckte. Ein großes Unglück für Tausende von Menschen, aber ein großes Glück für Archäologen – und für Ausstellungsmacher. Das Leben am Vesuv ist einzigartig konserviert und fasziniert schon deshalb als „hautnahes“ Geschichtserlebnis – das Kuratoren erst recht noch multimedial inszenieren.
Man kann sich die Besucherschlangen schon vorstellen, wenn am 15. November die Hypo Kunsthalle in München die Ausstellung Pompeji eröffnet. Freilich ist dem Münchner Publikum noch eine andere Ausstellung zum Thema präsent: 2009 zeigte die Archäologische Staatssammlung Luxus & Dekadenz. Römisches Leben am Golf von Neapel mit Exponaten, die man außerhalb Neapels wohl nicht mehr so schnell zu sehen bekommen wird: Das dortige Nationalmuseum hatte wegen Renovierung seine guten Stücke auf Reisen entlassen. Indes: Einige Stücke aus dieser Ausstellung sind nun erneut in der Hypo Kunsthalle zu sehen – zum Beispiel ziert schon den Flyer die Stele mit der Marmorbüste des Lucius Caecilius Felix, eines „Freigelassenen“, der es zum Bankier in Pompeji geschafft hatte.
Dem Leben im luxuriösen Haus des Menander (1931 wurde es ausgegraben, wegen seiner einmaligen Ausstattung wird es oft beschrieben und präsentiert) widmen die Kuratoren ein ganzes Ausstellungskapitel. Es soll beispielhaft Einblick in das Lebensumfeld der römischen High Society geben. Ansonsten aber, unterscheidet Hypo Kunsthallen-Direktor Roger Diederen, werde die aktuelle Ausstellung weit über den Rahmen der früheren Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung hinausgehen – und zwar regional, zeitlich und kulturell im Wechselspiel mit geologischen Aspekten.
Es geht nicht nur um den versteinerten Augenblick römischen Bonzenlebens beim Ausbruch des Vesuvs anno 79 v. Chr. „Wir wollen zeigen, dass dieser Vulkanausbruch zwar ein spektakuläres Ereignis war, dass aber die ganze Region schon über Jahrtausende eine reiche Kultur hervorgebracht hat. Und zu der haben schon immer Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche gehört. Aber die Menschen sind immer wieder zurückgekehrt, haben immer wieder von Vorne begonnen.“ Die ältesten Exponate der Schau stammen aus vorgeschichtlicher Zeit um 25 000 v. Chr. Man kann das komplett erhaltene Inventar einer bronzezeitlichen Hütte zeigen.
Die Ausstellung ist eine Übernahme – „das heißt aber nicht, dass wir deshalb weniger Arbeit damit hätten“, wirft der Hypo-Kunsthallen-Chef schnell ein: Übernahmen und Koproduktionen seien gerade für ein Ausstellungshaus ohne eigene Sammlung wichtig. Wie wolle man sonst Leihgeber überzeugen, ohne selbst etwas bieten zu können? Natürlich zähle auch der finanzielle Aspekt: Die meisten Museen müssten auf die „Mehrfachverwertung“ achten – und die Hypo-Kunsthalle sei bei den meisten Projekten ohnehin von Anfang an eingeschaltet. Konzipiert wurde die neue Ausstellung ursprünglich für Halle an der Saale.
Wenn Pompeji nun in München gastiert, ist die mit rund 260 Exponaten bestückte Ausstellung im Kern zwar noch die gleiche – erfährt allerdings eine „bayerische Note“: Hatte Halle die Dessau-Wörlitzschen Gärten als Beispiel für die Rezeptionsgeschichte der Entdeckungen am Vesuv fokussiert, so geht es in München um das Pompejanum in Aschaffenburg.
„Und dann haben wir eine Weltpremiere“, verrät Roger Diederen. Die Hypo Kunsthalle hat die Hälfte eines Nymphäums restaurieren lassen, das erst in den 1980er Jahren in Massa Lubrense an der Südspitze des Golfs von Neapel entdeckt wurde und nun erstmals gezeigt wird: Eine elf Meter lange Brunnenwand (das komplette Fundstück misst 24 Meter Länge und ist etwa 2,7 Meter hoch), auf der sich in schönstem Mosaik gelegt, Vögel in einer bunten Gartenwelt tummeln. (Karin Dütsch) 15. November bis 23. März.
Hypo Kunsthalle, Theatinerstraße 8, 80333 München. Täglich 10 – 20 Uhr. www.hypo-kunsthalle.de Abbildungen (Hypo Kunsthalle): Aus vorgeschichtlicher Zeit stammt der Fußabdruck eines fliehenden Bewohners von Nola–Palma. Schicksalhafte Begegnung: Bacchus und der Vesuv auf einer Wandmalerei in Pompeji.

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