Kultur

Detail aus Traudl Brunnquells Decken- oder Spiegelleuchte Nr. 4208, aus Steingut (1978). (Fotos: Hubert P. Klotzek)

03.01.2020

Wechselbad der Stile

Das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt zeigt Lampen von Brunnquell

Wenn man derzeit in Ingolstadt nach neuen Ausstellungen fragt, kann es passieren, dass die Rückfrage lautet: „Ach, Sie wollen zur Brunnquell Traudl?“ Ihr und ihrem Mann Paul Oskar begegnet man dann im Museum für Konkrete Kunst unter dem Titel Brunnquell. Lampendesign aus Ingolstadt. Angefangen hatte die Geschichte von Brunnquell & Co. zwar in Thüringen, zum Markenzeichen avancierte Brunnquell allerdings in Bayern – ab 1948 bis 2010.

Die Ausstellung ist eine Hommage an eine der wenigen Designerinnen und Firmenchefinnen jener Zeitspanne. Die Brunnquells haben auch namhafte Designer der Sechziger- und Siebzigerjahre verpflichtet. Etliche Lampen haben im Depot des Museums längst auf ihren Auftritt gewartet. Der Name Brunnquell steht nicht für das klassische Kronleuchtersortiment, sondern ist ein Beispiel für trendige Moden, für die Nachwirkungen des Bauhausstils – und für Ingolstadts Industriegeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.

2019 wäre Traudl Brunnquell 100 Jahre alt geworden – und das gab den Anlass für diese Schau mit ihren eigenen Entwürfen und denen von Designergrößen wie Wilhelm Wagenfeld (1900 bis 1990), der mit seiner Bauhaus-Leuchte aus Kunstharz vertreten ist. Brunnquell nahm die Herstellung solcher Materialien deshalb ins Programm auf, um Gestaltern, Entwerfern und Formgebern gleich alles an die Hand zu geben, was sie für ihre Spiegel-, Stab- und Nachttischleuchten brauchten.

Die Ausstellung beleuchtet große Teile des Lichtdesignumfelds bis in die aktuelle Moderne. So kommt auch der erst kürzlich verstorbene Münchner Designer Ingo Maurer vor: mit seiner berühmten Bulb von 1966 aus hochglanzverchromtem Metall und mundgeblasenem Murano-Kristallglas.

Reflektiert werden überdies die vielen Anregungen aus dem Designerparadies Mailand. Zwischen denen braucht sich Traudl Brunnquell nicht zu verstecken mit ihren Leuchten, die sie auch auf der Hannover-Messe zeigte. Ein Ausstellungsfoto zeigt das Ehepaar Brunnquell 1957 auf ihrem dicht bestückten Messestand. 1977 bekam Traudl Brunnnquell dort den Preis „Die gute Industrieform“.

Die Ingolstädter Schau zeigt auch, dass es in Traudl Brunnquells Schaffen zwar den modular-geometrischen Bauhauskurs gab, genauso aber die verspielt-figurativen Formen, die ihrem persönlichen Geschmack wohl ebenso entsprachen: Das sind gruselige Zeugnisse der bürgerlichen Wohnkultur von damals, eine Stütze des Brunnquell-Sortiments, vieles davon in einst beliebten Keramikfarben – heute findet man das oft auf dem Müll der Konsum- und Industriegeschichte. Der Ausstellungstext fasst das treffend unter „folkloristische Kaufhausästhetik“ zusammen.

Von diesem Wechselbad der Stile und Vorlieben von Traudl Brunnquell kann man sich auf originalem Mobiliar aus der Ingolstädter Brunnquell-Villa ausruhen. Bowle aus dem Topf mit den deutschen Burgen wird dazu allerdings nicht ausgeschenkt. (Uwe Mitsching)

Information: Bis 19. April. Museum für Konkrete Kunst, Tränktorstr. 6-8, 85049 Ingolstadt. Di. bis So. 10-17 Uhr.

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