Kultur

Fränkische Idylle mit einem Reservoir an Formen und Flächen: Hier begeisterten Otto Modersohn Fischernetze am Spitzen Turm, einem der Wahrzeichen Wertheims aus dem 13. Jahrhundert. (Foto: Bauer/Grafschaftsmuseum Wertheim)

28.06.2013

Wo Franken am fränkischsten ist

In Feuchtwangen gastieren Bilder von Otto Modersohn, seiner Frau und Künstlerfreunden

Worpswede – natürlich! Aber Otto Modersohn in Franken? Doch, er war dreimal dort! Er und seine dritte Frau Louise Modersohn-Brehling haben gezeichnet, gemalt, wo Franken am fränkischsten ist. Ehemalige Worpsweder Freunde kamen nach – in Wertheim entstand so etwas wie eine sommerliche Ferien-Künstler-Kolonie. Deshalb hat man dort auch diese Bilder gesammelt, zeigte 1965 eine erste kleine Auswahl.

Französische Vorbilder

Mittlerweile gibt es eine Dauerausstellung im Modersohn-Kabinett des Grafschaftsmuseums. Und das leiht nun den „Modersohn in Franken“ an das Fränkische Museum Feuchtwangen aus. Dort erwartet das auf der Romantischen Straße durchreisende Publikum Kunst mit regionalem Bezug, meint Petra Brüning vom Städtischen Kulturamt – zur Not auch von einem Westfalen. Dass der und seine Frau, die Tochter eines Münchner Akademieprofessors, wie in einem Brennspiegel Tendenzen der Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis Mitte der Zwanzigerjahre fokussieren, sieht man schnell. Besonders den französischen Vorbildern verdankt Modersohn viel: Cézanne, Rouault, von Gogh hätten die Würzburger Veste vom Leistengrund aus vielleicht ähnlich gemalt oder das Taubertal bei Waldenhausen. Otto Modersohns Credo für diese Bilder: „Das Bild aus fertigen Formen und Flächen aufbauen“.
Gelegentlich kann die Feuchtwanger Schau das gleiche Motiv von Modersohn und Modersohn-Brehling nebeneinander hängen. Eine kleine Serie von ihr zeigt das Häusergewirr der Mainstädtchen, als wären es Kulissen des expressionistischen Films von Lang oder Murnau. Auch zu deutschen Künstlern stellt man interessante Bezüge fest: zu den Farben Heinrich Vogelers oder ersten kubistischen Ansätzen von Paul Klee. Und die Assoziationskette setzt sich fort zu wirklich „fränkischen“ Malern wie Eitel Klein.
Trotz des Abschieds 1909 von Worpswede: Vom Thema „Künstlerkolonie“ ist Modersohn nicht losgekommen. Ungarische Freunde aus jener Kolonie von Kecskemet waren mit in Franken. In sein Tagebuch schrieb er 1922: „Wie köstlich die neuen Eindrücke, die beglückende Arbeit, der anregende künstlerische Verkehr“. Auch sie stellt sie jetzt in Feuchtwangen aus: Akte, die expressionistische Sicht auf die moderne Großstadt oder ein nobles Silberstift-Portrait. 1943 ist Modersohn gestorben, in Franken war er nie mehr. (Uwe Mitsching) Bis 11. August. Fränkisches Museum, Museumstraße 19, 91555 Feuchtwangen.  Mi. bis So. 11 – 20.15 Uhr. www.fraenkisches-museum.de

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