Ein bisschen Fantasie braucht es schon, um sich bildlich vorzustellen, wie die Kelten in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends vor Christus aussahen, wie und wo sie lebten in Franken, wo sie herkamen und wie sich ihre Spuren verwischten. Das zeigt das Knauf-Museum Iphofen in einer bestens aufbereiteten Ausstellung mit dem Titel „Kelten in Franken“.
Anhand archäologischer Funde vermittelt sie einen Eindruck der Keltenzeit durch eine Vielzahl von Fundstücken aus Metall, Keramik oder Glas, durch Rekonstruktionen ihrer Siedlungen und Bauweise, durch Zeichnungen an den Wänden und eine große Installation im Erdgeschoss mit dem Nachbau eines keltischen Kampfwagens. Es gibt ja keine schriftlichen, sondern nur materielle Zeugnisse von ihnen.
Immerhin wurden die „Keltoi“ erstmals um 550 von griechischen Autoren erwähnt, von den Römern später als „Gallier“ bezeichnet, als großgewachsen, mit heller Haut und rotblonden Haaren beschrieben, als kämpferisch gefürchtet, von Cäsar schließlich im Gallischen Krieg besiegt.
Kelten lebten von etwa 450 bis 15 vor Christus. In Franken, in der sogenannten Latène-Zeit. In der frühesten Epoche bis etwa 380 vor Christus begann ihre kulturelle Blüte, bis circa 250 vor Christus verbreiteten sie sich bis nach Oberitalien, hatten Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum, bis circa 120 vor Christus erwarben sie weitere zivilisatorische Fertigkeiten, etwa in städtischer Lebensweise und Münzwesen. Bis circa 15 vor Christus verschwand mit der Verdrängung durch die Germanen langsam eine eigenständische Kelten-Kultur.
Anfangs lebte ihre hochentwickelte Gesellschaft in offenen Siedlungen oder auf Höhenburgen, dem Adel und auch Handwerkern vorbehalten, wie auf dem Würzburger Marienberg oder der Vogelsburg bei Volkach, auf dem Staffelberg bei Staffelstein oder der Ehrenbürg bei Forchheim; die Bauern lebten in umzäunten Viereckshöfen. Die Kelten waren wohlhabend, ihre Elite siedelte zum Beispiel auf einer befestigten Höhenburg mit Mauerring; am Fuß des Berges breitete sich die keltische Stadt aus, das „oppidum“.
Der Kurator der Ausstellung, Markus Schußmann, hat aus den Ausgrabungen eines Tores ein Modell eines „Zangentors“ rekonstruiert; es war wohl 5 Meter hoch, hatte eiserne Türflügel und die Eingangspfosten des Zufahrtswegs waren mit menschlichen Schädeln „dekoriert“ – zur Abschreckung oder zum Schutz durch die Götter.
Als Abwehr gegen den bösen Blick trugen die Kelten auch Amulette, etwa Schichtaugenperlen, häufig belegt durch Grabungsfunde, auch einen radförmigen Anhänger zur Verehrung ihres keltischen Donnergotts. Über ihren Kult gibt es nur Vermutungen; sie huldigten ihren Göttern wohl in einem Rundtempel oder mit Kult-Trompeten, als Rekonstruktion zu besichtigen.
Zerstörte, unbrauchbar gemachte Waffen oder metallene, verformte Gegenstände dienten wohl als Opfergaben an die Götter. Die vielen metallischen Gegenstände aus Bronze oder Eisen sind Beweise der hochentwickelten keltischen Handwerkskunst.
Das Besondere ihres Kunststils lässt sich bewundern an den häufig gefundenen Gewand-Spangen-Fibeln. Die frühesten tragen ganz kleine figürliche Fabelwesen, Drachen, stilisierte Tiere, möglicherweise als Abwehrzauber.
Die Kelten waren auch Meister in der Herstellung metallener Waffen, Schwerter, Gürtel, auch eines Bronzehelms, von Messern, Werkzeug für den Haushalt, von Schmuck wie Arm- und Beinringen. Durch die Verwendung der drehenden Töpferscheibe konnten sie große Keramikgefäße herstellen wie Flaschen, Töpfe oder Schalen, verzierten sie oder schufen Glasureffekte.
Auf medizinischem Gebiet bewiesen sie große Fertigkeit bei Schädelöffnungen etwa mit einem Skalpell oder einer Säge aus Eisen. Für die bei Kelten beliebten Armreifen verwendeten sie selbst hergestelltes Glas in vielen Farben und Formen. Mitte des 3. Jahrhunderts gab es bei ihnen infolge ihrer Handelsbeziehungen auch ein funktionierendes Münzwesen. Die sogenannten Regenbogenschüsselchen, also kleine, gewölbte Münzen aus verschiedenen Metallen sind oft reich verziert, stammen auch aus entfernten Gegenden, wie etwa ein Depotfund belegt, und einige waren aus Gold, weckten die Begehrlichkeit von Räubern – sogar heute noch, wie man beim Raub der Goldmünzen aus dem Kelten- und Römermuseum in Manching sehen konnte.
Heute sind in der Landschaft manchmal noch Wall- und Grabenanlagen zu erkennen für keltische Fluchtburgen wie auf dem Schwanberg. Dass die Kelten die Sense erfanden und Pferdenarren waren, sei nur am Rande erwähnt. (Renate Freyeisen)
Bis 9. November. Knauf-Museum Iphofen, Am Marktplatz, 97343 Iphofen. Dienstag bis Samstag, 10 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr.
knauf-museum@knauf.de
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