Kultur

Viele Theater räumen ihrer Stammkundschaft Vorkaufsrechte im freien Kartenverkauf ein. (Foto: dpa/Gerald Matzka)

10.07.2020

Zuckerl für die Stammgäste

Wegen des unsicheren Spielbetriebs wird es in der Theatersaison 2020/21 überwiegend keine Abos geben

Sie sind der „wertvollste Rohstoff“, sagt man beim Staatstheater Nürnberg über Abonnenten, dem Theater Regensburg ebenso wie den Neumarkter Konzertfreunden sind sie die wichtigste Stütze, auch in Fürth freut man sich über die „treue Bindung der Abonnenten ans Theater“. Keine Frage, Abonnenten sind wichtig für Spielpläne und Etats, für die Existenz von Theatern. Aber deren Kundenbindungsstrategie, die ohnehin immer schwieriger wird, ist angesichts der Corona-Krise sehr unterschiedlich: von rigoros bis einfallsreich differenziert. Nicht überall erreicht man die Abonnementbüros derzeit, aber einige Regelungen ließen sich doch abfragen.

Regensburg preschte vor

Das Theater Regensburg ist vorgeprescht. Abonnements vergeben wie gewohnt, und dann im September kurzfristig wieder Vorstellungen absagen müssen – das war den Verantwortlich ein „No-Go“. Außerdem sind manche Theater oder Veranstalter von Konzertreihen erst noch damit beschäftigt, die bisherigen Ausfälle abzuwickeln: mit Gutscheinen, Refundierungen (wie das die Salzburger Festspiele nennen) oder Umwandlung der Rückzahlungen in Spenden. Bei Letzterem sieht sich das Theater Regensburg an der Spitze in Deutschland. Aber zugleich wird dort gestrichen: In der Saison 2020/21 wird es keine Abos geben – wer will, kann seinen Stammplatz in der Spielzeit 2021/22 wieder aufleben lassen.

Beim Staatstheater Nürnberg sah es zunächst nach Kahlschlag aus, inzwischen wird die Spielzeit 2020/21 dort in vier Teilspielpläne aufgesplittet. Bei der grundsätzlichen Nichtplanbarkeit der Zukunft erscheint dem geschäftsführenden Direktor eine kürzere Planungsperiode am sinnvollsten. Die Abos sind zwar auch dort gestrichen, aber es gibt eine Menge Zuckerl für die ehemaligen Stammgäste: regelmäßige Abonnentenbriefe, und vor allem das Vorkaufsrecht von einem Monat vor Beginn jedes Spielplanquartals sowie Abonnentenrabatte, wenn der Theatergast sich aus dem Quartalsangebot bedienen will. Über weitere Vergünstigungen denkt man nach. Am 18. September wird es in den Nürnberger Kammerspielen und tags darauf im Schauspielhaus unter Hygieneauflagen losgehen – zwar ohne, aber immer mit den möglichen Abonnenten im Blick.

An der Bayerischen Staatsoper in München geht es noch früher los – auch dort ohne Abonnenten. Man hat die Theaterferien wegen der Festspielabsage vorgezogen und fängt am 1. September mit der Uraufführung des Opernprojekts 7 Deaths of Maria Callas an, gefolgt von einer Serie hochwertig besetzter Mozartaufführungen. Schriftliche Bestellungen dafür werden seit dem 1. Juli bearbeitet, der Direktverkauf startet am 18. August. Nach ersten Erfahrungen will man entscheiden, ob ab November der Aufruf zu den vielen Abo-Reihen beginnen kann. Bedeutet das höhere Chancen, dass man für begehrte Opernvorstellungen Karten im freien Verkauf bekommt? Ja, durchaus – aber auch wieder nicht, weil das Platzangebot durch die Auflagen beschränkt ist.

Nebenan im Residenztheater mit seinen 900 Plätzen könnte das Staatsschauspiel nach derzeitigem Stand 100 Plätze vergeben. Also gibt es auch dort für die Zeit nach den Theaterferien (die erste Premiere ist am 25. September geplant) keinen Abonnentenaufruf. Das kleinste Abo hätte dort 160 Stammplatzhalter. Aber es wird Abos geben und Vorstellungen für die treuen Gäste: wahrscheinlich ab 1. Januar 2021 – sie werden vorher über den ersten Aufruf verständigt. Und auch hier bekommen sie in der Abo losen Zeit ein Vorkaufsrecht für Tickets. Am Staatsschauspiel hält man es so: Die Abos, ob alt oder neu gebucht, sind nicht gestrichen – gleichwohl werden keine Rechnungen verschickt –, es pausieren nur die Aufrufe dazu. Zumindest klingt das beruhigender. Interessanterweise fängt man in München und in Nürnberg katastrophenmäßig mit dem gleichen Stück an: einer Bühnenbearbeitung von Kleists Novelle Das Erdbeben in Chili.

Fürther haben die Wahl

Eine interessante Variante hat man sich in Fürth ausgedacht: Dort erhalten die abonnierenden Gäste bei Spielzeitbeginn so viele Gutscheine, wie sie ihren Abos entsprächen. Somit geht der finanzielle Vorteil des Abonnements nicht verloren, man hat aber eine Wahlmöglichkeit zwischen den Sparten und ist doch an das Theater gebunden. Ein reguläres Abonnement gibt es auch in Fürth nicht, die Stammplätze werden jedoch bis zur Saison 2021/22 reserviert. Da es in Fürth bereits einen Spielplan bis zum 25. Juli 2021 gibt, werden die Vorverkaufsregeln angepasst: Die Abo-Kundschaft kann mit Vorkaufsrecht schon jetzt für die ganze Spielzeit bestellen, etwa sechs Wochen vor der Vorstellung wird nach aktueller Platzkapazität eingebucht und benachrichtigt. (Uwe Mitsching)

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