Landtag

Das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in München sucht schon länger Spezialisten im Bereich Katastertechnik. (Foto: dpa)

15.06.2018

Geldregen für Technik-Beamte

Kürzere Probezeit, mehr Zulagen, schnellerer Aufstieg: Wie die Staatsregierung junge Menschen für den technischen Dienst begeistern will

Bayerns Behörden suchen händeringend Nachwuchskräfte im technischen Dienst. Zwar hat der Freistaat Ende letzten Jahres ein neues Maßnahmenpaket für IT-Spezialisten auf den Weg gebracht (siehe Infokasten). Zu den technischen Diensten gehören aber zum Beispiel auch die Wasserwirtschaft und die Vermessungsverwaltung, wo es schon länger Probleme bei der Nachwuchsgewinnung gibt. Auf Antrag der Grünen wollte der Ausschuss öffentlicher Dienst daher von der Staatsregierung wissen, wie mehr junge Menschen für den technischen Dienst begeistert werden können.

Zwischen 2013 und 2017 haben beim Freistaat 170 Personen ein Studium für Verwaltungsinformatik in Hof und 65 Personen ein externes duales Studium aufgenommen, berichtete Ministerialdirigentin Nicole Lang vom Finanzministerium dem Ausschuss. Bis auf 17 sind nach wie vor alle beim Freistaat beschäftigt. „Das zeigt die gute Anbindung an den Dienstherrn“, betonte Lang. Auch die Zahl der Studienanfänger sei seitdem kontinuierlich gestiegen. Um das Studium attraktiver zu machen, soll der Studiengang im Rahmen des Masterplans Bayern Digital II modernisiert werden.

Anwärtersonderzuschlag in Höhe von bis zu 70 Prozent des Grundbetrags

Zur weiteren Personalgewinnung im technischen Dienst können Behörden laut Lang auch ein Studium mit vertiefter Praxis an externen Hochschulen anbieten. Der Freistaat zahle Studierenden dann in dieser Zeit pro Monat 550 Euro. Weitere Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung ist schlicht mehr Geld. Bayern zahlt zum Beispiel Beamtenanwärtern bis zu 1800 Euro mehr im Jahr als Niedersachsen und immerhin noch 900 Euro mehr als Baden-Württemberg. Sollte es einen „erheblichen Mangel“ an qualifizierten Bewerbern geben, kann ein Anwärtersonderzuschlag in Höhe von bis zu 70 Prozent des Grundbetrags gezahlt werden. Bisher wurde das allerdings nur im kommunalen Bereich angewandt.

Von staatlicher Seite häufiger genutzt wird der Artikel 60 des bayerischen Beamtenbesoldungsgesetzes. Er sieht vor allem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik Zuschläge für Beamte in Ballungsräumen vor. Zusätzlich werden zum Beispiel Beamte der dritten Qualifikationsebene im Bereich Naturwissenschaft und Technik in eine höhere Besoldungsgruppe als andere Beamte eingruppiert. Vorteile gibt es auch für Ingenieure oder berufserfahrene Fach- und Führungskräfte. Auch die Probezeit kann um bis zu eineinhalb Jahre auf sechs Monate gekürzt werden.

Des Weiteren hat die Staatsregierung den Bau von jeweils 1000 Wohnungen für Staatsbedienstete in München und Nürnberg beschlossen. Ob die Bauten wie geplant bis 2020 fertig werden, konnte Ministerialdirigentin Lang nicht sagen. Die Apartments können wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes aber nicht gezielt an technische Beamte vergeben werden. Einem Ausbau der Weiterbildungsangebote und einer länderübergreifenden Ausbildungsakademie für den technischen Dienst erteilte die Staatsregierung eine Absage. Bisher konnte laut Lang der Bedarf immer gedeckt werden.

Die Opposition zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem Bericht. Ausschussvize Peter Meyer (Freie Wähler) verlangte aber, „weiche Faktoren“ rund ums Beamtentum wie die Übernahme von Unterkunftskosten, Beförderungsmöglichkeiten oder höhere Entgeltgruppeneinstufungen weiter auszubauen. „Den rein monetären Wettlauf gegen die freie Wirtschaft können wir nicht gewinnen.“ Markus Ganserer (Grüne) kritisierte, dass die 65 dualen Studierenden „nicht die Welt“ seien, obwohl gerade diese Möglichkeit junge Menschen an den öffentlichen Dienst binden könne. Stefan Schuster (SPD) forderte für duale Studierende mehr Geld vom Freistaat, um mit der freien Wirtschaft mithalten zu können. Außerdem müsse häufiger von den Sonderzuschlägen Gebrauch gemacht werden. (David Lohmann)

INFO: Nachwuchsgewinnung im IT-Bereich
Die bayerische Polizei hat 2017 rund 200 zusätzliche Stellen für IT-Fachkräfte geschaffen. Mehr als 300 Cybercops kümmern sich um die großen, weitere Beamte in den Polizeidienststellen um die kleineren Cyber-Fische. Dringend gesucht werden aber weiterhin IT-Professionals, IT-Forensiker und IT-Kriminalisten. Auch andere Ressorts suchen Spezialisten, beispielsweise um die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben.

Um das höhere Gehalt in der freien Wirtschaft auszugleichen, hat die Staatsregierung im November 2017 den Artikel 60a ins bayerische Besoldungsgesetz aufgenommen, den sogenannten IT-Fachkräftegewinnungszuschlag. Diesen gibt es laut Staatsregierung nur in Bayern. Er kann monatlich bis zu 400 Euro betragen und insgesamt zehn Jahre gezahlt werden. Außerdem wurde ein Stellenhebungsprogramm ins Leben gerufen, um speziell für den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik neue Beförderungsmöglichkeiten und damit ein höheres Gehalt zu schaffen.

Des Weiteren wurde die Verbeamtung für IT-Fachkräfte beim Einstieg in die dritte Qualifikationsebene massiv beschleunigt, damit sie nicht nach dem Studium in die freie Wirtschaft abwandern. Wie in anderen Bundesländern gibt es eine neue Zulagenregelung für ITler, die nicht verbeamtet werden können. Außerdem sollen Studierende in Hof, die im Rahmen eines Widerrufsbeamtenverhältnisses Verwaltungsinformatik studieren, ab Herbst kostenlos in ihren Studentenwohnungen leben können. Weitere Infos unter www.mit-sicherheit-anders.de/IT (loh)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

BR Player
Bayerischer Landtag
Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.