Landtag

24 Prozent der Drogentoten in Deutschland kommen aus Bayern. (Foto: dpa)

18.09.2015

Bayern hat bundesweit die höchste Rate an Drogentoten

Schriftliche Anfrage: Laut Drogenbericht der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) liegt der Freistaat mit 252 Personen an der traurigen Spitze bei der Zahl der Drogentoten

Laut des diesjährigen Drogenberichts der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) liegt der Freistaat mit 252 Personen wie bereits in den Vorjahren wieder an der traurigen Spitze bei der Zahl der Drogentoten. Dies entspricht einem Anteil von 24 Prozent in Deutschland. Selbst im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es lediglich 184 Tote. „Worin liegt nach Meinung der Staatsregierung der Grund dafür, dass Bayern im bundesweiten Vergleich die höchste Rate an Drogentoten verzeichnet?“, wollte Verena Osgyan (Grüne) von der Staatsregierung wissen.

Doch so genau weiß es das Innenministerium selbst nicht: „Für die derzeit vergleichsweise hohen Drogentotenzahlen in Bayern ist seitens der Staatsregierung keine eindeutige Ursache festzustellen.“ Außerdem könnten vorübergehende Spitzenwerte einen Trend suggerieren, der nicht zwingend zutreffen müsse. Die meisten Todesfälle gab es mit 63 Personen in der Altersgruppe zwischen 30 bis 35 Jahren – davon war der überwiegende Teil männlich. Die meisten Opfer wohnten im Präsidialbereich München (48), gefolgt von Mittelfranken (39) und Niederbayern (31). Bei den Großstädten liegt München mit 46 Drogentoten vor Nürnberg (27), Augsburg (19) und Regensburg (17).

Warum Nürnberg gemessen an den Einwohnern die im bundesweiten Vergleich höchste Rate an Drogentoten verzeichnet, kann das Ressort von Joachim Herrmann (CSU) ebenfalls nicht sagen. „Die Gründe, die zu dem im bundesweiten Ranking negativen Spitzenplatz der Stadt Nürnberg führen, können polizeilich nicht abschließend bewertet werden.“ Es gebe wohl ein Zusammenwirken unterschiedlicher Ursachen wie Zufall, schlechter gesundheitlicher Allgemeinzustand, Mehrfacherkrankung, Mischkonsum, Unwissenheit und Unerfahrenheit. Auch der Reinheitsgrad des in dieser Region auf dem Markt verfügbaren Heroins und die zunehmende Verbreitung von Crystal Meth seien maßgebliche Gründe gewesen.

Zur Suchtprävention hat das Gesundheitsministerium im Frühjahr das Projekt „Netzwerk 40+“ für ältere Suchtkranke und das Projekt „Suchtprävention für Menschen mit russischsprachigem Migrationshintergrund“ gestartet. In Nürnberg wurde bereits 2013 ein „Runder Tisch Drogentod“ gegründet. Seitdem wurden neben einer verstärkten Präventionsarbeit in der einschlägigen Szene unter anderem Warnaufkleber gedruckt, mit Warnhinweisen bedruckte Tassen produziert und mit der Rettungsnummer 112 bedruckte Venen-stauer verteilt. (David Lohmann)

Kommentare (3)

  1. Ole am 08.03.2016
    Die "vorrübergehenden Spitzenwerte" sind anscheinend doch nicht so vorrübergehend liebe Staatsregierung. 2015 gab es einen weiteren Anstieg der Drogentoten auf 314 in Bayern. Es ist nun das 4 Jahr in folge in dem die Zahlen steigen und es sind so viele wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Ich sehe da leider nichts vorrübergehendes. Es wird nun wirklich Zeit das sich die bayrische Staatsregierung ernsthaft mit den Gründen auseinandersetzt warum ausgerechnet das so "saubere" Bayern die meisten Drogentote in Deutschland hat. Könnte das nicht eventuell doch etwas mit der bayrischen Drogenpolitik zu tun haben?
  2. Ole am 16.11.2015
    Die Aussage der Staatsregierung "Außerdem könnten vorübergehende Spitzenwerte einen Trend suggerieren, der nicht zwingend zutreffen müsse." kann ich so nicht unkommentiert stehen lassen.

    Wenn man sich die Zahlen, die in der Presseinformation des BKAs zur Pressekonferenz der Drogenbeauftragten der Bundesregierung und des Präsidenten des Bundeskriminalamtes (Zahl der Drogentoten / Rauschgiftlage 2014) vom 21.04.2015 genauer anschaut, kann man in Bezug auf Bayern nicht mehr von vorübergehenden Spitzenwerten sprechen. Von 2004 - 2011 lag Bayern schon auf Platz 2 hinter Nordrhein-Westfalen und seit 2012 ist Bayern trauriger Spitzenreiter bei der absoluten Zahl der Drogentoten. Hier von einem "vorübergehenden" Spitzenwert zu sprechen ist einfach falsch und geht an der Realität vorbei. Bayern bewegt sich seit 10 Jahren hier mit an der Spitze und wird es aller Voraussicht auch 2015 leider wieder schaffen ganz vorne bei der Zahl der Drogentoten zu liegen. Zum 20.10.2015 waren es schon 229 Drogentote in Bayern und somit knapp 30% mehr als 2014 zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres (Information des Ständigen Ausschuss Praxis (STAP) der Bayerische Akademie für Suchtfragen e.V.).
    Viel bedenklicher werden diese Zahlen allerdings noch wenn man sieht das es viele Bundesländer geschafft haben ihre Drogentotenzahl über die Jahre zu senken und Bayern seit 10 Jahren (mit einem Ausreißer 2011 nach unten) auf fast immer gleichen Niveau liegt bzw. die Drogentotenzahl dort seit 2012 sogar wieder steigen. Dies ist ein deutliches Zeichen das die bayrische Suchtpolitik hier gescheitert ist und es sollte die Staatsregierung dazu bringen ihre Grundsätze für Drogen- und Suchtfragen vom 12.07.2007 endlich zu überdenken und zu überarbeiten, in der sie unter anderem die Einrichtung von Drogenkonsumräumen kategorisch ablehnt. Selbst Frau Mortler, Bundesdrogenbeauftragte und Mitglied der CSU, erkennt an das Drogenkonsumräume einen Beitrag leisten um Drogentot zu verhindern und schreibt in ihrem Drogen- und Suchtbericht 2015 auf Seite 39: „Die langfristig sinkenden Zahlen der drogenbedingten Todesfälle zeigen, dass diese Maßnahmen zur Schadensminimierung, darunter Drogenkonsumräume, Kontaktläden und Spritzentauschprogramme, wirksam sind. Dennoch sind weitere Bemühungen erforderlich, um die Zahl dieser Todesfälle noch mehr zu reduzieren.“ Es wird Zeit das endlich auch Bayern etwas zur Senkung der Anzahl von Drogentoten beiträgt und es ermöglicht Drogenkonsumräume auch in Bayern einzurichten.
  3. Timocracy am 22.09.2015
    Klar, da kommt aus Bayern nur ein "Wir wissen von nichts", wenn es darum geht, den Irrsinn einer vollkommen verlogenen und verfehlten Drogenpolitik zu verschleiern. Ich habe es selbst am Zustand eines Bekannten ablesen müssen: In Bayern werden viele Opiatabhängige nicht medizinisch sinnvoll substituiert, sondern mit Rohypnol&Co. euthanasiert. Der Betroffene, bei dem ich es selbst miterleben musste, war nach einigen Jahren Abstinenz von einer früheren Heroinabhängigkeit mittels Codein rückfällig geworden. Zwar ist der Suchtfaktor in so einem Fall genauso hoch, doch war er vor psychiatrischer "Behandlung" in einem vergleichsweise guten physischen Zustand. Vom ersten Tag an, wo er mit Rohypnol "substituiert" wurde, ging es für jeden Laien deutlich erkennbar sowohl psychisch(kaum noch ansprechbar), wie auch physisch bergab mit ihm und ein Mensch, der zuvor viele Jahre illegales Heroin überlebt hatte, war nach einem halben Jahr tot. Falsche "Hilfe" ist in so einem Fall schlimmer als gar keine.
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