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Prost. (Foto: dpa)

14.05.2021

Angst um Familienbrauereien: Bayerns Bierdurst erlischt

Die Bayern trinken weniger Bier. Statt 23,8 Millionen Hektoliter wie im Jahr 2019 wurden im vergangenen Jahr nur 22,8 Millionen Hektoliter abgesetzt. Die SPD sorgt sich um die Familienbrauereien. Die Staatsregierung hat keine Kenntnis darüber, wie viele Liter Fassbier wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums während des Shutdowns weggeschüttet werden mussten

Bisher war für bayerische Brauereien die Welt weitgehend in Ordnung: Jedes Jahr gab es leicht steigende Zahlen bei Absatz, Export und Beschäftigung beziehungsweise Ausbildung. Doch schon im letzten Jahr fielen Volksfeste aus, dasselbe passiert trotz Impfkampagne auch in diesem Jahr. Ruth Müller (SPD) fragte daher bei der Staatsregierung nach, wie es der Bierbranche während Corona ergeht. 

Das Wirtschaftsministerium schreibt in seiner Antwort, der Bierabsatz in Bayern sei 2020 zurückgegangen. Statt 23,8 Millionen Hektoliter wie im Jahr 2019 wurden nur 22,8 Millionen Hektoliter abgesetzt. Das ist der niedrigste Wert seit 2015. 2018 wurden noch fast 25 Millionen Hektoliter verkauft. Ebenfalls leicht eingebrochen ist der Export: Gingen 2019 noch 23,3 Prozent des bayerischen Bieres ins Ausland, waren es 2020 lediglich 21,9 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten sank im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls um drei Prozent auf 12 081 Personen. Immerhin: Die Zahl der Auszubildenden hat sich im selben Zeitraum bayernweit um 39 Azubis erhöht.

Keine Zahlen zu ausländischen Übernahmen

Insgesamt gibt es laut Ministerium 657 Brauereien in Bayern. Mehr als 90 Prozent seien unabhängige, familiengeführte Betriebe. Rund 300 besitzen einen angegliederten Brauereigasthof. Wie viele Brauereien an ausländische Investoren verkauft wurden, kann das Haus von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht sagen. Das überrascht: Immer wieder machen Übernahmen Schlagzeilen. 2019 kaufte zum Beispiel der chinesische Investor FCAA Castle Brewery Company die Schlossbrauerei Au in der Hallertau mit ihren 40 Beschäftigten. Angebote, zum Beispiel aus der Türkei, gab es im Februar auch für Kleinbrauereien in Franken und in der Oberpfalz. Ebenfalls keine Kenntnis hat die Staatsregierung, wie viele Liter Fassbier wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums während des Shutdowns weggeschüttet werden mussten. Bundesweit wurde nach Angaben der Brauer in Deutschland allein bis Februar 2021 Bier im Millionenwert vernichtet. Auch eine Schätzung für dieses Jahr sei nicht möglich, „schließlich hängt die Menge des unverkauften Bieres vom künftigen Öffnungszeitpunkt der Gastronomie ab, der gegenwärtig nicht absehbar ist“. Der Leistungszeitraum der Überbrückungshilfe III laufe aber noch bis Juni dieses Jahres. 

„Der Rückgang trifft vor allem die kleinen Brauereien“, klagt die SPD-Abgeordnete Müller. „Das Hauptgeschäft dieser Brauereien sind einige wenige Volksfeste, die aber für fast den ganzen Jahresumsatz sorgen.“ Besonders bitter: Auch in diesem Jahr werden wieder viele Volksfeste ausfallen: Das Münchner Frühlingsfest wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, das Straubinger Gäubodenfest schon abgesagt und das Oktoberfest fällt ebenfalls aus. „Für einige Familienbetriebe könnte dies das endgültige Aus bedeuten“, befürchtet Müller. SPD-Fraktionsvize Klaus Adelt fordert daher dringend, nach dem Auslaufen der Corona-Hilfen Ende Juni weitere Überbrückungshilfen für die familiengeführten und mittelständischen Brauereien im Freistaat zu gewähren. (David Lohmann)

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