Landtag

Händeringend gesucht: IT-Personal. (Foto: dpa/Daniel Karmann)

09.02.2024

Bis zu 400 Euro monatliche Zulage

Finanzministerium zieht eine positive Bilanz des Bonussystems für IT-Fachkräfte beim Freistaat

Um bei der Bezahlung mit Unternehmen mithalten zu können, hat die Staatsregierung vor fünf Jahren einen Zuschlag von bis zu 400 Euro für IT-Fachkräfte eingeführt. Eine Evaluation zeigt: Das Projekt ist aus Sicht des Freistaats ein Erfolg.

Bayerns Behörden suchen händeringend IT-Personal. Wie viel genau, kann die Ministerialdirigentin Nicole Lang aus dem Finanzministerium nicht sagen. Klar ist aber: Die freie Wirtschaft zahlt besser und ist daher eine große Konkurrenz für den öffentlichen Dienst. Um das zu ändern, hat die Staatsregierung Ende 2017 neben anderen Maßnahmen wie der Ballungsraumzulage den Artikel 60a ins Bayerische Besoldungsgesetz aufgenommen, den sogenannten IT-Fachkräftegewinnungszuschlag. Er beträgt monatlich bis zu 400 Euro und kann zehn Jahre lang gezahlt werden. Fünf Jahre nach der Einführung stellte Lang diese Woche dem Ausschuss öffentlicher Dienst die Evaluierungsergebnisse der neuen Vorschrift vor.

Laut Lang wird der Zuschlag immer häufiger genutzt. Profitierten davon 2018 nur 123 Personen, waren es 2023 bereits 532. Hauptnutznießende seien Angestellte im großen IT-Ressort des Finanz-, aber auch des Innenministeriums. Regional verteile sich der Anteil vor allem auf Mittelfranken und Oberbayern, danach folgen die Oberpfalz und Unterfranken. 

Die Zuschlagshöhe von 400 Euro sei in knapp 50 Prozent der Fälle genehmigt worden, 12 Prozent erhielten 300 Euro, 10 Prozent 240 Euro. „Das zeigt uns: Es gibt keine Gewährung mit der Gießkanne, sondern in jedem Fall Einzelfallprüfungen mit Ermessensentscheidungen bezogen auf den Dienstposten“, unterstrich Lang. Teilweise lägen die Zuschüsse auch lediglich bei 20 Euro. Dies sei Folge von „Abschmelzungen“ des Zuschlags nach fünf Jahren (um 40 Prozent) beziehungsweise nach acht Jahren (um 30 Prozent) oder durch Arbeitszeitveränderungen, beispielsweise wegen Elternzeit.

Jeder Zweite erhält die vollen 400 Euro

Am meisten profitieren laut Lang mit 45 Prozent Menschen zwischen 30 bis 39 Jahren vom IT-Zuschlag. Danach folgt mit 40 Prozent die Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren. „Aber auch bei Personen zwischen 40 und 49 Jahren wird er noch in fast 14 Prozent der Neueinstellungen gezahlt.“ Da den IT-Zuschlag nur Menschen erhalten, die noch nie in einem Beamtenverhältnis standen, leitet Lang daraus ein erhöhtes Interesse für den Freistaat als Arbeitgeber ab. Ältere Personen kommen nur selten in den Genuss eines höheren Zuschlags: Bei 40- und 49-Jährigen liegt die Quote nur bei 0,41 Prozent. 

Bei der Geschlechterverteilung haben die Männer die Nase vorn. „Aber der Frauenanteil liegt im Schnitt der letzten fünf Jahre immerhin bei 21 Prozent“, erläuterte Lang. Und im Vergleich der einzelnen Jahre sei ein kleiner Anstieg beim Frauenanteil festzustellen. Diesen zu erhöhen, sei eine „Zukunftsaufgabe“. Die Ministerialdirigentin hofft, durch gute Arbeitsbedingungen insbesondere im Bereich des Homeoffice in den nächsten Jahren mehr Frauen als Fachkräfte gewinnen zu können.

Insgesamt zog Lang ein positives Fazit: „Der IT-Zuschlag kann die Personalgewinnung nachhaltig fördern“, betonte sie. Von den Personen, die ihn seit 2018 erhalten haben, seien noch 95 Prozent beim Freistaat angestellt. „Die Vorschrift hat sich bewährt und ist praxistauglich.“ Um die Nachwuchsgewinnung weiterhin zu fördern, soll im Frühjahr ein ressortübergreifendes Karriereportal online gehen – inklusive entsprechender Werbemaßnahmen. Auch seien eine Studienförderung für IT-Studierende mit überdurchschnittlichen Leistungen und eine Ausweitung des Zuschlag-Empfängerkreises geplant. 

Für den Ausschusschef Martin Brunnhuber (Freie Wähler) ist die Regelung ein voller Erfolg. „Wenn 95 Prozent bleiben, haben wir alles richtig gemacht“, konstatierte er. Daran könnten sich andere ein Beispiel nehmen. Dem stimmte Vizechef Alfred Grob (CSU) zu. „Ich begrüße sehr, wenn wir das aufgrund der Konkurrenz in der freien Wirtschaft fortführen.“ Er schlug vor, dieses Modell bei Bedarf auf andere Bereiche mit Fachkräftemangel wie zum Beispiel die Gesundheitsbranche auszuweiten. 

Zustimmung kam auch von der Opposition. Die Grünen-Abgeordnete Julia Post forderte allerdings genaue Zahlen zu den offenen IT-Stellen im öffentlichen Dienst, um die Erfolgsmeldungen der Staatsregierung ins Verhältnis setzen zu können. Ausschusschef Brunnhuber zeigte sich dafür offen. Arif Tasdelen (SPD) interessierte sich dafür, inwieweit der Zuschlag ausschlaggebend dafür ist, um IT-Fachkräfte für den Staatsdienst motivieren zu können. Konkrete Erhebungen gibt es laut Lang dazu allerdings nicht. Die AfD äußerte sich nicht zum Thema. (David Lohmann)

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