Landtag

Manfred Ländner. (Foto: dpa/Lino Mirgeler)

14.10.2022

Der Aufmüpfige

Im Porträt: Der CSU-Abgeordnete Manfred Ländner

Für Manfred Ländner ist der Fall klar: Ein Politiker muss erkennen, wann die Zeit zum Abtreten gekommen sei. Er habe selbst bestimmen wollen, wie er sich aus dem Landtag verabschiedet, sagt der 63-jährige Landtagsabgeordnete. „Ich wollte nicht warten, bis manche sich fragen: Wann hört der alte Depp endlich auf?“, begründet der Unterfranke seine Entscheidung, bei der nächsten Landtagswahl im Herbst 2023 nicht mehr anzutreten. Während zuletzt mit Gerhard Waschler und Walter Taubeneder gleich zwei CSU-Landtagsabgeordnete der alten Garde eine Kampfabstimmung über eine weitere Direktkandidatur verloren, verzichtete Ländner freiwillig.

In Würzburg-Land, seinem bisherigen Wahlkreis, schicken die Christsozialen im Herbst 2023 nun mit Björn Jungbauer (41) einen deutlich jüngeren Kommunalpolitiker in das Rennen um das Direktmandat. Ländner unterstützte den Nachfolger, weshalb der bei der Delegiertenversammlung auf über 99 Prozent kam. Die Partei kann dort nun geschlossen in den Wahlkampf ziehen – und Ländner muss nicht fürchten, dass seine politischen Erfolge wegen einer parteiinternen Schlammschlacht in Vergessenheit geraten.

Der frühere Bürgermeister der unterfränkischen Gemeinde Kürnach ist stolz darauf, was er erreicht hat, seit er 2008 erstmals ins Maximilianeum einzog. Der studierte Verwaltungswirt und Polizeibeamte verweist insbesondere darauf, dass sich die personelle Situation bei der Polizei im Vergleich zu damals massiv verbessert habe. Für Innenminister Joachim Herrmann ist er voll des Lobes: „Seine Amtszeit ist ein Geschenk für die innere Sicherheit im Freistaat.“

Neunjähriges Gymnasium wieder eingeführt

Und auch bei der Situation der bayerischen Feuerwehren und des Rettungsdienstes sei viel geschehen, wenngleich Ländner hier durchaus noch Handlungsbedarf sieht. Besonders erfreut zeigt er sich darüber, dass es nicht zuletzt auch dank seiner Zähigkeit gelang, das neunjährige Gymnasium wiedereinzuführen.

Wenn ihm ein Thema besonders wichtig ist, scheut Ländner auch den Konflikt innerhalb der eigenen Partei nicht. In der Fraktion gilt er als kollegialer, aber streitbarer Parlamentarier. So hinterfragte Ländner bereits früh manche der in Bayern besonders harten Corona-Maßnahmen – und widersprach der Staatskanzlei.

Seit November 2018 ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport. Ländner sieht sich als „Anwalt des ländlichen Raumes und Verfechter der kommunalen Eigenständigkeit“. Er fordert, dass trotz zunehmend leerer Kassen die Unterstützungsmaßnahmen für Dorferneuerungen keinesfalls gekürzt werden sollten.

Ländner, der seine Sitze im Kreistag und Gemeinderat auch nach 2023 nicht aufgeben will, beklagt, dass sich immer weniger Menschen bereit erklärten, sich vor Ort politisch zu engagieren. Aus seiner Sicht kein Wunder: Der Respekt vor den Lokalpolitikern sei früher größer gewesen. „Heute gibt es mehr Misstrauen“, findet der Politikveteran. Bereits als Jugendlicher hatte sich Ländner in der katholischen Jugendarbeit für die Interessen anderer eingesetzt. Rasch wurde die örtliche CSU auf sein rhetorisches Talent aufmerksam. Im Jahre 1977 wurde er Mitglied der Franz-Josef-Strauß-Partei, gründete rasch einen Ortsverband der Jungen Union und zog 1978 in den Kürnacher Gemeinderat ein.

„Politik ist mehr, als auf Twitter und Facebook dumm daherzureden“

Die Karriere als Berufspolitiker ließ dann allerdings noch auf sich warten. Nach seinem Studium an der Bayerischen Beamtenfachhochschule wechselte Ländner in den gehobenen Polizeidienst und war auch bei der Deutschen Polizeigewerkschaft aktiv. Aus seiner Zeit in Uniform hat Ländner die eine oder andere auch für die Politik nützliche Eigenschaft mitgenommen. „Man lernt als Polizist, in schwierigen Situationen absolut gelassen zu bleiben. Und man lernt, dass man nicht jede Information, die man erhält, für bare Münze nehmen darf“, sagt der Christsoziale.

Von 1996 bis 2002 war er zunächst ehrenamtlicher Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, die folgenden sechs Jahre vertrat er die Menschen aus Kürnach schließlich bis zu seiner Zeit im Landtag als hauptberuflicher Rathauschef. Seit 2009 hat er als Präsident die Führung des Nordbayerischen Musikbunds inne.

In seiner Freizeit geht der Vater von zwei Kindern gerne auf die Jagd, ins Fitnessstudio oder entspannt sich daheim auf der Couch. Dem praktizierenden Katholiken ist sein Glaube wichtig. Er geht regelmäßig in den Gottesdienst.

Bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise lobt er die Rolle der vielen kirchlichen ehrenamtlichen Helfenden. „Es gibt so viele, die sich erfolgreich um Integration bemühen.“ Ländner sieht Bayern auch für den aktuellen Flüchtlingsstrom gut gerüstet. Nach seiner Ansicht muss sich die CSU hier weiterhin klar von der AfD abgrenzen. „Bei uns Christsozialen stehen Rechtsstaatlichkeit, Menschen- und Bürgerrechte sowie die Akzeptanz der parlamentarischen Demokratie im Vordergrund – manche Menschen in der AfD tun sich damit sehr schwer.“

Gutes Verhältnis zu Freien Wählern

Thematisch müsste Ländner eigentlich den Freien Wählern nahestehen. Sein Verhältnis zur Partei von Hubert Aiwanger bezeichnet er als „gut“. Allerdings hadere er „manchmal mit dem hohen Maß an Populismus bei den FW“.

Für Ländner sind Werte wie Familie, Treue und Anstand zentral für sein Leben und die Identität seiner Partei. „Ich bin absolut bodenständig.“ Die immer stärker werdende Zuspitzung und Polemisierung in den sogenannten sozialen Medien sieht der Unterfranke kritisch. „Es ist bedenklich, wenn Menschen in die Politik gehen und glauben, Politik besteht nur darin, in Twitter, Facebook, Instagram dumm daherzureden.“ Die schnelle Schlagzeile bringe nichts für das Land. „Entscheidend ist in der Politik, was am Ende rauskommt“, findet der Christsoziale.

Angst vor Langeweile im Ruhestand habe er nicht, sagt der Opa von drei Enkeln: „Ich will familiär viel nachholen, was in meiner Zeit als Politiker liegen geblieben ist.“ Die Zeit im Landtag sei ein „wunderbarer Lebensabschnitt“. Aber, so der konservative Franke: „Irgendwann hat alles ein Ende.“
(Tobias Lill)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll der Numerus clausus für Medizin abgeschafft werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

BR Player
Bayerischer Landtag
Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.