Landtag

Martin Stock im Landtag. (Foto: dpa/Balk)

08.05.2025

Der Costner-Fan

Im Porträt: Der Miltenberger CSU-Abgeordnete Martin Stock (44)

Der Lebenslauf von Martin Stock (44) wirkt überaus zielstrebig: Im Alter von 28 Jahren fungierte der Jurist aus Unterfranken bereits als Staatsanwalt, zwei Jahre später wechselte er als Richter ans Amtsgericht, nach weiteren drei Jahren ans Landgericht. Im Anschluss übernahm er das Bürgermeisteramt des Marktes Sulzbach am Main – um 2023 als Landtagsabgeordneter nach München zu wechseln. Nebenbei hat er eine Familie gegründet und ein Haus gebaut.

Klingt nach gesetztem CSUler, der vor allem Karriere machen will und von Work-Life-Balance eher wenig hält? So kann man sich täuschen. Martin Stock legt größten Wert auf sein Familienleben, hat zu politischen Fragen eine differenzierte Meinung und durchaus Sinn für schöne Freizeitbeschäftigungen. Auf seiner Webseite beschreibt er sich als: Familienmensch, Zuhörer, Kümmerer, Gute-Nacht-Geschichten-Erzähler, Bergwanderer, Weingenießer, Festgänger, Grillmeister, Hobbygärtner. Und für spannende Filme kann er sich auch begeistern. Da wäre zum Beispiel seine Vorliebe für die Kultserie Yellowstone. Stock schwärmt: „Die haben meine Frau und ich geliebt.“

Kevin Costner mimt in dem Neowestern den Großgrundbesitzer John Dutton, der mit ziemlich krassen Mitteln versucht, die Zukunft seiner Ranch in Montana zu sichern. Wer ihm und seiner Truppe in die Quere kommt, überlebt das meist nicht. Die zahlreichen Opfer von Selbstjustiz entsorgen Dutton und Co in einer Schlucht im Niemandsland zwischen Montana und Wyoming. Der frühere Richter bekennt: „Kevin Costner ist mein Lieblingsschauspieler.“ Der Fan-Kult hat aber Grenzen: Costners neues, langatmiges Filmepos Horizon fand der CSUler einfach nur „furchtbar“.

Seine Frau legt Wert auf Eigenständigkeit und will nicht "die Frau von ..." sein

Die drei Kinder (7, 11 und 13) durften bei Yellowstone ausnahmsweise nicht mitgucken. Ansonsten versucht Stock, so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen. Wobei, wie er betont, seine Frau, eine Zahnärztin, durchaus ihr eigenes Leben hat und nicht darauf erpicht ist, den Gatten als brave Gefährtin ständig zu CSU-Terminen zu begleiten. „Sie sagt, sie ist nicht die Frau von ...“, stellt Stock klar.

In die Politik kam er während des Studiums. Er sei damals in die Junge Union (JU) „reingerutscht“, erzählt Stock, war nur „passives Mitglied“. Und dass er aus einem CSU-geprägten Elternhaus kommt. Sein Vater hatte ihn gelegentlich zu politischen Veranstaltungen mitgenommen, einmal auch zu einem Auftritt von Ex-Kanzler Helmut Kohl; Martin Stock fand ihn beeindruckend.

In die CSU trat er erst im Jahr 2015 ein. Zu diesem Zeitpunkt, sagt Stock, hatte er dafür „Kapazitäten frei“ – nachdem er sich als Jurist etabliert, eine Familie gegründet und das Haus gebaut hatte. Insgesamt zehn Jahre war er in der Justiz tätig, wo er nach eigenen Angaben „fast alles durchlaufen“ hat; auch als Gerichtspressesprecher fungierte er mal. Seine Tätigkeit bei Gericht beschreibt Stock als „total spannend“. Im CSU-Ortsverband des 7500-Einwohner-Marktes Sulzbach avancierte er rasch zum Beisitzer und Kassier, machte offenbar einen guten Eindruck und war bald im Gespräch als Kandidat fürs Bürgermeisteramt.

Warum er das Richteramt gegen den Rathaussessel eines kleinen Marktes eintauschen wollte? „Wechsel haben mir immer gutgetan“, begründet der CSU-Mann seine Entscheidung. Bereut hat er sie nicht. „Es war eine tolle Zeit“, sagt er im Rückblick. Gemeinsam habe man viel für den Ort erreichen können. 98 Prozent der Entscheidungen im Marktgemeinderat, betont er, seien einstimmig erfolgt. Obwohl die CSU keine Mehrheit in dem Gremium hatte, sondern sich mit Freien Wählern, SPD und Grünen arrangieren musste. Gern hätte er als Bürgermeister weitergemacht, sagt Stock. Es ergab sich anders, denn er war als Landtagskandidat gefragt. Der Stimmkreisabgeordnete Berthold Rüth hatte angekündigt, nicht erneut zu kandidieren. Ein Selbstläufer war das für Stock nicht. Denn Rüth erklärte, dass alle CSU-Mitglieder im Landkreis Miltenberg befragt werden sollten, wen sie sich als Nachfolger wünschen. Am Ende waren zehn Namen im Gespräch.

Schlichte Formelsätze zur AfD: Das ist ihm zu wenig

Bei der Landtagswahl im Oktober 2023 erzielte Stock ein Ergebnis von 42 Prozent. An zweiter Stelle lag die AfD-Frau Ramona Storm mit 16 Prozent Stimmenanteil. Überhaupt, die AfD. Natürlich treibt auch Stock der Erfolg dieser Partei um. Aber er weigert sich, mit schlichten Sätzen über „Haltung“ und „Brandmauer“ zu hantieren, wenn es darum geht, wie man mit der AfD umgehen soll.

An seiner Einstellung, sagt Stock wenige Tage nach dem (erst mal einkassierten) Etikett „gesichert rechtsextrem“, habe sich „null geändert“. Diese Einstufung würde ohnehin „kein einziges Problem lösen“, glaubt Stock. „Im Gegenteil“. Nötig sei eine Politikwende. Vor allem im Bereich Migration.

Die Debatte über ein Verbotsverfahren hält er für kontraproduktiv und „gefährlich“. Dass Ex-Innenministerin Faeser (SPD) darauf verzichtet hat, den Bericht vorab fachlich zu prüfen, nennt er „falsch“. Stock legt Wert auf die Feststellung, dass die Wählerinnen und Wähler der AfD „zum überwiegenden Teil nicht rechtsextrem“ seien. Mit dem Thema AfD, aber auch mit anderen Fragen ist Stock in den Landtagsausschüssen für Inneres und Justiz befasst – seine Wunschgremien.

Zudem fungiert er als sportpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion. Was auch gut zu seinen privaten Vorlieben passt: Stock geht gern laufen, spielt Tennis und hat sich zu Hause ein schickes Fitnessstudio eingerichtet – mit Rudergerät, Ergometer und Hanteln. Sein Traum: irgendwann ein Tennis-Doppel zu spielen, mit der Familie.
(Waltraud Taschner)

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