Landtag

Matthias Enghuber auf der Terrasse des Landtags. (Foto: loh)

18.10.2019

Der Discobesitzer

Im Porträt: Matthias Enghuber, jugendpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion

Matthias Enghuber ist der Nachfolger von Horst Seehofer – zumindest im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen. Fünf Jahre lang war Enghuber Stimmkreisreferent des damaligen Ministerpräsidenten, also erster Ansprechpartner für Bürger und Kommunen vor Ort. Nachdem Seehofer im März 2018 seinen Wechsel in die Bundespolitik verkündete, bot sich für den Neuburger die Chance, selbst für den Landtag zu kandidieren. Ein Selbstläufer sei das aber trotz des prominenten Chefs nicht gewesen, sagt Enghofer. Horst Seehofer habe ihn zwar immer wieder mal gelobt. Grundsätzlich sei dessen Motto aber „Net gschimpft is globt gnug“ gewesen. So gab Seehofer auch keine Empfehlung für einen Nachfolger ab.

Enghuber setzte sich am Ende trotz seiner damals erst 33 Jahre gegen die interne Konkurrenz durch. Er schaffte es schnell, Leute für sich und seine Ideen zu begeistern. Bei der Landtagswahl selbst blieb er zwar mit 34,6 Prozent der Erststimmen deutlich unter Seehofers Ergebnis von 2013, hatte aber immer noch großen Abstand zum zweitplatzierten Roland Weigert (Freie Wähler). Im Landtag fungiert der 35-Jährige jetzt als jugendpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion.

Enghuber, Jahrgang 1984, absolvierte den klassischen Gang durch die Parteiinstitutionen. Bereits mit zwölf Jahren war er Kreisvorsitzender der Schüler- Union Neuburg-Schrobenhausen, anschließend Sprecher des Neuburger Jugendparlaments. „Wenn man wie ich in einem politischen Elternhaus aufwächst, kommt man schnell mit Politik in Berührung“, sagt er halb entschuldigend und lacht. Sein Vater ist in der Region ein CSU-Urgestein.

Trotzdem habe er sich immer wieder selbst geprüft, ob die Politik der CSU zu ihm passe. „Natürlich kann ich nicht immer alles zu 100 Prozent unterschreiben, aber das Grundrauschen stimmt“, betont Enghuber. Und so arbeitete er sich konsequent über die Orts-, Kreis- und Bezirksebene nach oben. Seit 2014 ist er Stadtrat in Neuburg, seit 2017 Mitglied im CSU-Bezirksvorstand für Oberbayern. Trotz des raschen Aufstiegs in der CSU und seines Politikstudiums sei es nie sein Ziel gewesen, Berufspolitiker zu werden. „Es hat einfach im richtigen Moment alles zusammengepasst“, sagt Enghuber.

Was verwundert: Obwohl Enghuber selbst bereits mit zwölf Jahren politisch aktiv war und die Interessen der jungen Menschen im Landtag vertreten soll, lehnt er die von den Freien Wählern und anderen Fraktionen geforderte Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre ab. Hätte er denn in dem Alter nicht selbst gerne gewählt? „Ich habe mich gut vertreten gefühlt und das nicht großartig vermisst“, antwortet Enghuber. Und fordert, zunächst mal die politische Bildung in den Schulen zu stärken, eine Jugendvertretung in der bayerischen Gemeindeordnung zu verankern und Jugendparlamente einzuführen. Dann könne man gerne nochmal über eine Absenkung des Wahlalters sprechen.

Auch die Protestbewegung Fridays for Future (FFF), die für viele das Paradebeispiel für eine zunehmend politisch aktive Schülerschaft ist, heißt Enghuber nur bedingt gut. Er begrüßt zwar das Engagement grundsätzlich. „Aber durch den Unterrichtsausfall am Freitagvormittag schaden sich die Schüler selbst.“ Proteste am Wochenende seien genauso wirkungsvoll, glaubt er. Außerdem fehlen der Protestbewegung in seinen Augen die konkreten Ziele. „Wenn die Demonstranten aber nicht wissen, worum es genau geht, frustriert das die Jugendlichen auf Dauer.“ FFF-Aktivisten kennen den Vorwurf. Sie halten jedoch die Forderung, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, für sehr konkret.

Enghuber ist als Stadtführer buchbar

Neben seiner Funktion als jugendpolitischer Sprecher ist Enghuber Mitglied im Sozial- und Innenausschuss des Landtags. Was er dort erreichen will? Die Antwort fällt sehr allgemein aus: „Bayern auf der Erfolgsspur halten – vor allem durch die Digitalisierung.“ Konkreter wird es erst, als es um lokale Projekte geht. So will er sich bis 2023 für eine bessere Infrastruktur im Stimmkreis, die Weiterentwicklung des Campus-Projekts in Neuburg und den Erhalt des Donaumooses einsetzen – auch aus Klimaschutzgründen.

In der CSU-Fraktion ist Enghuber der drittjüngste Abgeordnete. Er fühle sich trotzdem ernstgenommen, versichert er. Hilfreich ist, dass es eine Fraktionsgruppe für Abgeordnete unter 40 Jahren gibt. Bei den regelmäßigen Treffen wird überlegt, wie man sich gegenseitig unterstützen kann – auch über Fraktionsgrenzen hinweg. Das gilt auch für seinen Stimmkreis-Konkurrenten Weigert, der inzwischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ist. „Wenn es um große Projekte im Stimmkreis geht, arbeiten wir trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit zusammen“, betont Enghuber.

Wenn Enghuber nicht in München ist, versucht er, jede freie Minute bei seiner Familie zu sein – zu Hause warten immerhin vier Kinder auf den 35-Jährigen. Das gelinge wegen der vielen Termine natürlich nicht immer. „Aber meine Frau hat das gut im Griff und unterstützt mich bei meiner Arbeit“, versichert er. Sie ist Erzieherin und arbeitet nur wenige Stunden in der Woche.

Es ist laut Enghuber zwar immer verlockend, Termine in die freien Tage zu legen, aber mindestens vier bis fünf Stunden versucht er auch an diesen Tagen für die Familie da zu sein. „Der gute Wille ist klar erkennbar, würde meine Frau sagen“, sagt Enghuber und lacht. Er nimmt sich auf angenehme Weise nicht immer allzu ernst. Ob es bei vier Kindern bleibt? Ganz ausschließen möchte er das nicht.

Trotz seiner politischen Arbeit und der Familie hat Enghuber nach eigener Aussage noch ausreichend Zeit für seine Hobbys – darunter ein ungewöhnliches: Der Abgeordnete ist Besitzer einer Dorfdisco. Das „Tanzcafé Hertlein“ genießt Kultstatus in Neuburg und ist Treffpunkt für alle Generationen. Enghuber hatte das ehemalige Speiselokal seiner Ur-oma und Oma 2012 mit einem Sandkastenfreund übernommen, um es vor dem Abriss zu retten.

In seiner Freizeit fährt Enghuber außerdem gerne Motorrad und restauriert Oldtimer – zuletzt einen Opel Rekord aus dem Jahr 1958. Wer möchte, kann Enghuber auch als Stadtführer buchen. In dritter Generation bringt die Familie Touristen die Neuburger Stadtgeschichte näher. Er ist zudem Mitglied im Schafkopf- und Faschingsverein und trifft sich gern mit Freunden. In den Gesprächen gehe es dann aber nicht um Politik – ganz im Gegenteil. „Oft heißt es“, sagt Enghuber und lacht, „wenn du mich noch einmal nervst, ob ich nicht doch CSU-Mitglied werde, dann kannst du dein Bier alleine trinken.“ (David Lohmann)

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