Landtag

Andreas Schalk. (Foto: CSU)

13.11.2020

Der Glückspilz

Im Porträt: Der CSU-Landtagsabgeordnete Andreas Schalk

Andreas Schalk (CSU) hat bisher nur einmal in seinem Leben einen Punkt in Flensburg bekommen – das war im Juni 2016: „Ich war auf dem Weg von Berlin nach München und völlig durch den Wind“, erinnert er sich. Kurz zuvor erhielt der damals 32-Jährige am Telefon von einem Bekannten die Nachricht, dass der CSU-Landtagsabgeordnete Michael Brückner sein Mandat wegen einer Sexaffäre mit einer Minderjährigen niederlegen würde.

Schalk hatte den Landtagseinzug bei der Wahl 2013 wegen eines relativ schwachen Gesamtergebnisses der CSU in Mittelfranken knapp verpasst, war aber der erste Nachrückkandidat. „Da keiner aus der Fraktion zum Beispiel Landrat werden wollte, hatte ich mich bereits damit abgefunden, frühestens bei der Wahl 2018 wieder eine Chance auf ein Landtagsmandat haben zu können“, erzählt er. Also versuchte er im Auto herauszufinden, ob an den Rücktrittsgerüchten etwas dran ist – und übersah die 80er-Geschwindigkeitsbeschränkung. Immerhin: Die Informationen waren korrekt, am 13. Juni 2016 saß Schalk als Nachrücker im Bayerischen Landtag.

Geboren wurde Schalk 1984 in Ansbach. Dort ging er auch zur Schule, mit zunächst mäßigem Erfolg. „Ich war ein Schüler, der Arbeit nicht unbedingt gesucht hat“, sagt er und grinst. Doch seine Eltern ließen ihn gewähren, und je älter er wurde, desto mehr interessierte er sich für viele Themen – zum Beispiel für römische Geschichte. So reichten die Noten dann doch für das Abitur und ein duales Studium zum Diplom-Betriebswirt in Heidenheim, das er 2006 begann. Einen Teil der Ausbildung absolvierte er im Autohaus seiner Eltern, das sein Urgroßvater in den 1930er-Jahren als Schmiede gegründet hatte. 2011 schloss er sein BWL-Studium an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg mit dem Master ab. Bis heute ist Schalk regelmäßig in den Autoverkaufsräumen in Burgoberbach zu finden – die mittelständische Struktur, in der man die Kolleginnen und Kollegen seit vielen Jahren kennt, hat es ihm angetan. Dass sich das Autohaus auf den US-Hersteller Ford spezialisiert hat, ficht ihn nicht an. „Die Farben des Unternehmens sind weiß-blau“, sagt er und lacht.

Politisch interessiert war Schalk schon als Jugendlicher. „Ich habe viel mit meinen Eltern über Politik gesprochen“, erinnert er sich. Er sei aber kein Nerd gewesen, der kein anderes Thema mehr kannte. Zur CSU kam er mehr oder weniger durch seinen Lehrer in der Oberstufe. Häufig, wenn sich Schalk bei politischen Diskussionen meldete, sagte der: „Ah, der CSUler wieder.“ „Dabei hatte ich damals mit der CSU noch gar nicht viel am Hut“, sagt Schalk rückblickend. Erst nach und nach habe er gemerkt, dass er sich bei dieser Partei am ehesten aufgehoben fühlt.

Während des Studiums nahm er schließlich Kontakt zur örtlichen Jungen Union (JU) auf. Sein Glück: Just zu dieser Zeit gab es einen Generationenwechsel, weshalb Schalk schnell wichtige Aufgaben übernehmen durfte. 2007 wurde er JU-Kreisvorsitzender in Ansbach, zwei Jahre später JU-Bezirksvorsitzender für Mittelfranken. Seit 2013 ist er CSU-Kreisvorsitzender in Ansbach, seit 2014 CSU-Fraktionschef im dortigen Stadtrat sowie Vizebezirksvorsitzender der Mittelstandsunion Mittelfranken.

Trotz seiner erst 36 Jahre mag er Facebook & Co nicht

Bei Schalks Landtagseinzug mutmaßte das CSU-Parteiblatt Bayernkurier, dass sich der Ansbacher vor allem für Wirtschafts- und Mittelstandspolitik beziehungsweise Finanz- und Haushaltspolitik interessieren würde. Doch er landete im Verfassungs- und Wissenschaftsausschuss beziehungsweise in dieser Legislaturperiode im Wissenschafts- und Sozialausschuss. „In der Fraktion gilt oft das Recht des Dienstälteren“, erklärt Schalk. Außerdem werde auch darauf geachtet, dass in jedem Ausschuss Abgeordnete aus möglichst allen Regierungsbezirken vertreten sind. Für den Sozialausschuss habe er sich ohnehin bewusst entschieden. „Da geht es auch um Arbeitsrecht, Arbeitszeit, Öffnungszeiten – alles Themen, die aus mittelständischer Perspektive wichtig sind“, sagt er.

Viele Plenarreden hat Schalk bisher nicht gehalten, in den letzten zwölf Monaten ganze drei. Er begründet das mit den Einschränkungen im Landtagsbetrieb durch Corona. „Ich bin aber auch nicht der Typ, der ständig zum Fraktionsvorsitzenden rennt und sagt, ich will jetzt reden.“ Sein Manuskript geht Schalk vorher mit seiner Frau durch. Sie haben sich bei der Wirtschaftsprüfung kennengelernt und sind seit einem Jahr verheiratet. Sie sehe Dinge etwas neutraler und nicht durch die Parteibrille. „Und in den allermeisten Fällen hat sie recht“, gibt er zu. Ihm ist es wichtig, sich Rat bei anderen Menschen zu holen, die nicht parteipolitisch geprägt sind. Er sei „dankbar“, dass er Freunde habe, die vermutlich nicht CSU wählen und ihm seine Kandidatur trotzdem nicht übel nehmen. „Die sagen auch mal, dieses oder jenes ist Quatsch.“

Überraschend spärlich für einen jüngeren Abgeordneten ist Schalks Facebook-Account. Schnell hat man sich ins Jahr 2019 zurückgescrollt. Auf Insta-gram wiederum ist er zwar angemeldet, einen Beitrag sucht man allerdings vergeblich. „Ja“, stöhnt Schalk, „das muss ich mir regelmäßig anhören.“ Alle vier Wochen versuche er sich wieder einen Ruck zu geben. Er sei aber nun mal kein Freund sozialer Medien, insbesondere wegen der vielen trivialen Posts von irgendwelchen Mittagessen oder ähnlichem. Er sei aber für alle Anliegen erreichbar.

Zeit für Hobbys hat Schalk, wie er bedauert, sehr wenig. Entweder er arbeitet politisch oder ist im Autohaus. Gern entspannt er sich mit seiner Frau beim Kochen oder Wandern. Wobei es sich für Schalk schon bei einem zweistündigen Spaziergang um eine Wanderung handelt, während seine Frau darunter mindestens einen Halbtagesmarsch versteht. In der Politik bleiben möchte der 36-Jährige schon noch eine Weile, die Arbeit macht ihm Spaß – aber nicht für immer. Nur so lange, wie sich sein Selbstwertgefühl nicht über politische Erfolge definiert, beteuert er. „Ich will keiner von denen werden, die ohne ihr Amt oder Mandat eine Sinnkrise bekommen – so weit darf die Leidenschaft für Politik nicht gehen.“ (David Lohmann)

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