Landtag

Konrad Baur im Landtag. (Foto: loh)

15.12.2023

Der Hipster

Im Porträt: Der CSU-Abgeordnete Konrad Baur

Mitte 30, Vollbart, Glatze: Konrad Baur aus Traunstein ähnelt eher einem Hipster als einem frischgebackenen CSU-Abgeordneten. „Ich bin nicht der phänotypische Konservative“, räumt er ein und grinst. Sein Aussehen ist für ihn allerdings durchaus ein Alleinstellungsmerkmal im politischen Betrieb. Passend zu seiner Optik ist er ein Digital Native, hat ein Start-up gegründet und vor seinem Landtagseinzug mittelständische Unternehmen bei Digitalisierungsfragen beraten.

Entsprechend setzt Baur auch in seinem neuen Leben als Abgeordneter durchweg auf digitale Tools. „Termine in meiner Bürgersprechstunde können die Menschen zum Beispiel einfach online buchen“, erklärt er. Auch sein Abgeordnetenbüro im Landtag soll durch moderne Prozesse papierlos und ortsflexibel werden. Dadurch bleibe mehr Zeit für wichtigere Dinge.

Baur weiß aus eigener Erfahrung: Viele Verwaltungsvorgänge im Maximilianeum sind technologisch nicht ganz up to date. Zwar wurde er im Oktober zum ersten Mal in den Landtag gewählt. Und holte als Neuling auf Anhieb 34,3 Prozent der Erststimmen – nur rund 2 Prozent weniger als sein Vorgänger Klaus Steiner, der nach drei Legislaturperioden nicht mehr angetreten war.

Die Landtagsarbeit kennt Baur aber durch seine zweijährige Tätigkeit als Stimmkreisreferent im Landtagsbüro von Klaus Stöttner (CSU). Dort war er ab 2015 unter anderem für die Sitzungsvorbereitung zuständig. Die Erfahrungen von damals helfen ihm jetzt, zum Beispiel bei der Suche nach den richtigen Ansprechpersonen. Viele Neue, sagt Baur, hätten Anlaufschwierigkeiten. Deshalb hat der Landtag nach dieser Wahl erstmals einen Informationstag zum parlamentarischen Betrieb für die 78 neuen Abgeordneten veranstaltet.

Geboren wurde Baur 1988 in Moosburg bei Freising als Sohn eines Maschinenbauers und einer Floristin. Seine Jugend verbrachte er als „typischer Lausbub“ die meiste Zeit auf dem Bolzplatz oder am Kiosk in der Nachbarschaft mit seinen Spezln. In der Schule war er durchgängig Klassensprecher, erzählt er und räume ein: Die eigenen Leistungen seien ihm nicht so wichtig gewesen. „Meine ältere Schwester war immer viel fleißiger als ich“, erzählt Baur.

Er entschied sich für ein ingenieurwissenschaftliches Studium in Nürnberg und Augsburg – das er allerdings abbrach. Die reine akademische Laufbahn ohne praktische Erfahrungen sei einfach die falsche Entscheidung gewesen. Stattdessen absolvierte er verschiedene Fortbildungen im Bereich Projekt- und Prozessmanagement. Und arbeitet auf einen Abschluss als Master of Business Administration hin. Trotz Mandat will Baur das unbedingt abschließen. „Ich möchte finanziell unabhängig von der Politik sein“, erläutert der 35-Jährige.

In seinen Zwanzigern war er Ringer

Zur Politik kam Baur durch seinen Vater. „Jetzt geh halt mal zur JU – des schad’ dir gar nix!“, lautete die Ansage des Papas. Da für den Junior das „politische Grundgerüst“ passte, trat er 2011 der Jungen Union bei. Dort übernahm er schnell verantwortungsvolle Positionen, war Mitglied im JU-Landesvorstand, im Kreisvorstand Traunstein, im Bezirksvorstand Oberbayern und wurde in den Kreistag beziehungsweise Stadtrat in Traunstein gewählt. Dort ist er seit 2020 Fraktionsvorsitzender. „Ich bin nicht in die Partei eingetreten, um ein stilles Mitglied zu sein“, so Baur. Fraktionschef im Stadtrat will er bleiben. 

Was er im Landtag erreichen will? Sich für die arbeitende Bevölkerung einsetzen, antwortet Baur. Er will die klassische Mittelschicht stärker entlasten, damit sich die, die „tagtäglich zur Arbeit gehen“, zum Beispiel ein Eigenheim leisten können. 
Im Landtag sitzt Baur wie erhofft für seine Fraktion im Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr. Mit diesen Themen beschäftigt er sich auch auf kommunaler Ebene, unter anderem als Traunsteiner Stadtratsreferent für Stadtentwicklung, Infrastruktur und Mobilität. Die zentralen Probleme in diesen Bereichen, glaubt Baur, zeichneten sich im Kleinen schon lange ab, auch in seiner boomenden Region. Es sei wichtig, nicht nur den urbanen Raum zu stärken. Zum Beispiel, indem das Landesentwicklungsprogramm weiterentwickelt wird.

Außerdem ist der 35-Jährige Mitglied im Bildungsausschuss. „Nicht mein Wunschausschuss“, gibt er offen zu. Dennoch sieht er auch in diesem Bereich in Sachen Digitalisierung viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die Probleme an den Schulen bekommt er durch seine Frau – eine Gymnasiallehrerin – aus erster Hand mit. Neben der Digitalisierung sind ihm besonders die Themen Schulentwicklung im ländlichen Raum und berufliche Bildung wichtig. 

In seiner Freizeit beschäftigt sich Baur mit Kochen, Hörbüchern, Podcasts oder Schafkopfen. Außerdem muss er sich noch um seine Wasserkraftanlage kümmern, die bereits in vierter Generation in Familienbesitz betrieben wird. Für Sport ist in seinem Leben derzeit kein Platz. Das war mal anders. In seinen Zwanzigern war er Ringer. „Ich habe aber vor der Prägung der sogenannten Ringerohren aufgehört“, sagt er und lacht.  (David Lohmann)

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