Landtag

Erst letztes Wochenende haben auf Eric Beißwengers Bauernhof drei Lämmlein das Licht der Welt erblickt. Für den 50-Jährigen braucht es nicht mehr zum Glück. (Foto: privat)

23.03.2023

Der Relaxte

Im Porträt: Eric Beißwenger (CSU), Vizevorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz

Normalerweise geht es in Bad Hindelang im Oberallgäu eher beschaulich zu. Doch den 15. September 2020 wird Eric Beißwenger (CSU) nicht so schnell vergessen. An diesem Tag ließ die Staatsanwaltschaft Augsburg von bewaffneten Einsatzkräften sein Wohnhaus und die Büros durchsuchen. Der Vorwurf: Verdacht auf Steuerhinterziehung. „Eine höchst unangenehme Situation“, erinnert sich der heute 50-Jährige. Vor allem, weil auch die Familie darunter gelitten habe. 

Was ihn aber noch mehr ärgert: Als der Fall publik wurde, hatten alle Medien darüber berichtet. Als das Verfahren letztes Jahr eingestellt wurde, sei dies aber in den Zeitungen nur eine kleine Randnotiz gewesen. Ob ihm jemand absichtlich an den Karren fahren wollte? „Die Vermutung liegt nahe“, sagt Beißwenger. Aber dies sei natürlich nur eine These. Er ist jetzt einfach nur froh, dass der Fall erledigt ist.

Ansonsten bringt Beißwenger, der seit 2013 im Landtag sitzt, nichts so schnell aus der Ruhe. Je hektischer es im Maximilianeum zugeht, desto entspannter wirkt er. Wer dort wohnt, wo andere Erholungsurlaub machen, scheint stressresistenter zu sein. Die Lage im Herzen der Allgäuer Alpen und der bezahlbare Preis für den ersehnten Bauernhof waren es auch, die ihn und seine Frau 1997 nach Bayern führten.

Geboren ist Beißwenger 1972 im baden-württembergischen Mannheim, aufgewachsen auf dem ländlichen Bauernhof der Eltern, die unter anderem eine Pferdezucht betrieben haben. Die Schule war für ihn eher ein notwendiges Übel. „Ich war immer lieber draußen“, erzählt er. Dennoch absolvierte er das Abitur, begann 1992 eine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Deutschen Bank und drei Jahre später ein Betriebswirtschaftsstudium in Mannheim.

Trotz der Warnungen seines Vaters vor den schon damals schwierigen Bedingungen in der Landwirtschaft entschied sich Beißwenger, selbst einen Hof zu übernehmen. „Das war einfach meine Leidenschaft und mein Leben“, betont er. So wurde Bad Hindelang seine neue Heimat. Um für die Herausforderungen der Branche gewappnet zu sein, machte er mit 31 Jahren noch eine Berufsausbildung als Landwirt. 

Als Biobauer der ersten Stunde wurde er in der Gemeinde anfangs noch kritisch beäugt. Zu dieser Zeit war das Thema weitaus weniger populär als heute. „Das war schon eine Pionierleistung“, bestätigt Beißwenger. Dabei sei es ihm aber nie darum gegangen, Gräben zwischen ökologischem und konventionellem Anbau aufzureißen. „Das war einfach unser Weg, den wir seitdem mit großer Überzeugung gehen.“ 

Zur Politik kam der Abgeordnete „wie die Jungfrau zum Kind“. Als er aus Neugier eine CSU-Dorfversammlung besuchte, sei er am Ende des Abends plötzlich als Listenführer aufgestellt gewesen. „Danach war ich angefixt“, sagt Beißwenger und lacht. Eine andere Partei wie die Grünen ist für den Biobauern nicht infrage gekommen. Ihm gefiel, dass die CSU nicht nur das Thema Umwelt, sondern auch viele andere Gebiete abdeckt. 

2008 wurde Beißwenger in den Gemeinderat und 2011 zum CSU-Ortsvorsitzenden beziehungsweise Kreisvorsitzenden der Mittelstands-Union Oberallgäu-Lindau gewählt. „Das sind nicht die Posten, die einen zwingend in den Landtag bringen“, räumt Beißwenger ein. Doch er habe 2013 einen sehr engagierten Wahlkampf geführt und sei so über einen Listenplatz ins Maximilianeum eingezogen. Inzwischen ist er Kreisrat, Kreisvorsitzender und Bezirksvorsitzender der Mittelstands-Union in Schwaben.

Im Landtag ist Beißwenger in dieser Legislaturperiode Vizevorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz. Als größte Erfolge nennt er die Novellierung und Verabschiedung des Volksbegehrens zur Artenvielfalt und das Bayerische Klimaschutzgesetz. Die Zusammenarbeit mit der Grünen-Vorsitzenden Rosi Steinberger bezeichnet er als gut, auch wenn es beispielsweise aktuell bei der Diskussion um den „Wassercent“, einer Sonderabgabe, die Menschen und Unternehmen zum Wassersparen animieren soll, noch Unstimmigkeiten gebe.

Das Thema Verbraucherschutz ist laut Beißwenger in den letzten fünf Jahren nicht ganz so präsent gewesen wie in der letzten Legislaturperiode. Dies liege aber auch an den Anträgen und Petitionen, auf die der Ausschuss keinen Einfluss habe. „Ich treffe mich dafür regelmäßig mit den Verbraucherschutzverbänden“, versichert er. Momentan sei die Umwelt für die Menschen eben eines der wichtigsten Themen überhaupt.

Vom Banker zum Biobauern 

Sollte Beißwenger, der kürzlich wie 2018 als Direktkandidat für den Stimmkreis Lindau-Sonthofen nominiert wurde, erneut in den Landtag gewählt werden, würde er sich neben den Schwerpunkten Umwelt und Landwirtschaft auch gern verstärkt um die Themen Wirtschaft und Finanzen kümmern. „Aufgrund meiner Vita und meiner Arbeit bei der Mittelstands-Union sind mir diese Themen sehr nah und vertraut“, unterstreicht er.

Bis ins hohe Alter will Beißwenger aber nicht im Maximilianeum bleiben. „Ich möchte mich nicht eines Tages auf der Bahre aus dem Landtag tragen lassen.“ Allein schon deshalb nicht, weil er seine Frau nicht mit der vielen Arbeit auf dem Hof alleinlassen möchte. Früher haben sie zum Beispiel noch Ferienwohnungen vermietet, um stressgeplagten Großstadtmenschen einen Urlaub auf dem Bauernhof zu ermöglichen. Aber die Arbeit wurde zu viel.

Immerhin hat jetzt der ältere seiner beiden Söhne (22 und 24 Jahre) einen Teil des Hofes mit den 700 Schafen übernommen. Mehr Freizeit oder Zeit für Hobbys hat Beißwenger deswegen trotzdem nicht. „Ich entspanne mich aber durch die Arbeit auf dem Bauernhof“, versichert er. Erst letztes Wochenende hätten drei Lämmlein das Licht der Welt erblickt. Für den 50-Jährigen braucht es nicht mehr zum Glück. 

„Für andere klingt das nach Arbeit, aber für uns ist das schön“, betont Beißwenger. Dafür nimmt er auch in Kauf, dass er als Fischer und Jäger nicht mehr dazu kommt, seiner früheren Leidenschaft nachzugehen. Selbst Urlaub ist für den CSU-Mann ein Fremdwort. Wenn es mit seiner Frau auf Reisen geht, dann höchstens innerhalb des Stimmkreises an den Bodensee – inklusive vieler politischer Termine. Beißwenger sagt: „Wir fühlen uns aber in keinster Weise gefesselt.“ (David Lohmann)
 

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