Landtag

Alexander König. (Foto: dpa(Tobias Hase)

05.02.2021

Der Unverblümte

Im Porträt: Alexander König, stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion

Diplomatisches Sowohl-als-auch-Geschwurbel kann Alexander König (59) nicht ausstehen. Der 59-jährige CSU-Politiker aus Oberfranken zählt im Landtag zu den Klartext-Rednern. „Ich verbiege mich nicht und sage meine Meinung“, erklärt er. „Das gefällt natürlich nicht jedem.“

Tatsächlich zählt König, stellvertretender CSU-Fraktionschef, nicht zu den pflegeleichtesten, dafür aber zu den unterhaltsamsten Abgeordneten. Alex König, lobt ein einflussreicher CSU-Mann, sei „ein gescheiter, mutiger, selbstständiger, origineller Kopf – glaubwürdig und gradlinig“. Andere wiederum sind genervt von seiner Forschheit, ein altgedienter Oppositionspolitiker nennt König „arrogant bis zum Anschlag“. König selbst kann gut damit leben, dass er polarisiert. „Ich bin mit mir im Reinen“, sagt er. Dass er bisweilen ein bisschen diplomatischer sein könnte, gibt er aber durchaus zu.

Im CSU-Fraktionssaal sitzt König neben Markus Söder. Angeblich verstehen sich die beiden Franken prima und haben des Öfteren ihren Spaß – Söder kann ebenfalls ziemlich direkt sein; im Gegensatz zu König hat der Ministerpräsident aber auch das Diplomatieprogramm drauf.

König zog 1998 in den Landtag ein, davor hatte er als Jurist in der Finanzverwaltung gearbeitet. Im Jahr 2003 avancierte er zum Vorsitzenden des Petitionsausschusses. Weitere fünf Jahre später, im Jahr 2008 wurde er stellvertretender Fraktionschef, 2011 Parlamentarischer Geschäftsführer – es war die Zeit der schwarz-gelben Koalition in Bayern. Gut möglich, dass König, den auch Oppositionsleute für einen klugen Kopf halten, nach der Landtagswahl 2013 auf weitere Karriereschritte hätte hoffen dürfen, einen Regierungsposten etwa.

Und dann kam leider die Kamera-Affäre

Allerdings geriet er kurz vor der Wahl 2013 in die Kritik, weil herauskam, dass er sich eine 6000 Euro teure Kamera vom Landtagsamt hatte finanzieren lassen. Angeblich benötigte er sie für seine Arbeit als Abgeordneter. König überwies das Geld ans Landtagsamt zurück, kurz bevor das Ganze öffentlich wurde. Der damalige Ministerpräsident Seehofer ließ erklären, damit sei die Sache erledigt. Dennoch: Der talentierte König war in seinen Ambitionen erst mal gebremst.

In den Jahren 2014 bis 2018 leitete er zwei Untersuchungsausschüsse im Landtag. Offenbar zur Zufriedenheit seiner Fraktion, denn im April 2018 wurde er wieder in seine frühere Position als stellvertretender Fraktionsvorsitzender gewählt. Die heikle Kamerageschichte von damals will der meinungsfreudige König heute nicht mehr kommentieren.

Mit seiner zupackenden Art hat er im Landtag einiges bewirkt. Zum Beispiel eine verbesserte Förderung der Hofer Symphoniker. „Da hatte ich einen Deal mit Horst Seehofer gemacht“, erinnert sich König: Er hörte auf, den geplanten Münchner Konzertsaal zu torpedieren, dafür willigte Konzertsaal-Befürworter Seehofer ein, auch die Kultur in Oberfranken zu bezuschussen.

Ein teures Schloss kaufen? Echt nicht!

Zu seinen größten Erfolgen im Landtag zählt König, dass er es in Zeiten drastischer Sparbeschlüsse geschafft hat, den Kauf eines teuren Schlosses zu stoppen. Im Jahr 2009 hatte es sich der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser, zuständig für Schlösser und Seen, in den Kopf gesetzt, das oberbayerische Schloss Montgelas zu erwerben. Der Haushaltsausschuss des Landtags hatte die zwei Millionen Euro bereits in nicht öffentlicher Sitzung durchgewunken, als König von der Causa erfuhr. Ihn packte die Wut. Er entsann sich an die Kürzungsorgien der Vorjahre, daran, dass Bayern auch vor sozialen Härten nicht haltgemacht und unter anderem das Landesblindengeld gekappt hatte. In einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion brachte er damals den beabsichtigten Kauf zur Sprache. Die Folge war ein Aufruhr, Faltlhauser musste den Schlosskauf canceln. Der düpierte Minister war sauer. „Der hat jahrelang nicht mehr mit mir geredet“, erinnert sich König. Trotzdem: „Ich bin heute noch stolz, dass ich das verhindert hab.“

Dass er mal in die Politik wollte, war Alexander König früh klar. Bereits in der Schule interessierte er sich für Zeitgeschichtliches. In den 70er-Jahren trat er der CSU-Schülerunion bei. Es war die Zeit des Lagerdenkens: „Freiheit oder Sozialismus“ lautete im Jahr 1976 die Wahlkampfparole der Christsozialen. „Wir hatten damals eine sehr polarisierte Welt“, sagt König im Rückblick. Das hat ihn geprägt. Und es entsprach seinem Naturell. Das sorgfältige Abwägen war nie sein Ding. „Ich bin Überzeugungstäter,“ stellt er klar. Und dass es nicht sein Politikverständnis sei, „es jedem recht machen zu wollen“. Er sieht eine wachsende Tendenz der politischen Beliebigkeit, der Bereitschaft zum schnellen Kompromiss – das nervt ihn.

Klar, dass er in der Landtags- CSU als Hardliner gilt. Ebenso wie Fraktionschef Thomas Kreuzer übrigens. Weshalb auch diese beiden gut miteinander können. König verfüge in der Fraktion über erheblichen Einfluss, sagt ein Mitglied der schwarz-orangen Koalition. Und dass König mit seinem Veto politische Initiativen für immer begraben könne: „Was der Alex nicht will, das passiert auch nicht.“

Gut, dass König eine verständnisvolle Frau hat, die ihm nicht dazwischenfunkt und ihn auch nicht mit lästigen „Wann-kommst-du-wo-bist-du?“-Fragen piesackt. „Meine Frau ist sehr entspannt“, erzählt König fröhlich. Die beiden kennen sich seit Schulzeiten und haben zwei erwachsene Töchter.

Halbe Sachen macht Alexander König auch in seiner Freizeit nicht. „Ich esse und trinke viel“, gesteht er, „also treibe ich auch viel Sport.“ Sein Soll – 100 Mal joggen pro Jahr – zieht er eisern durch. Daneben liebt er Tennis und Skifahren. Wer viel arbeitet, darf auch viel feiern – so ähnlich sieht er das wohl. Und dazu steht er ganz offen. Direkt, wie es seine Art ist, hat er auf seine Abgeordnetenwebseite geschrieben: Während der Sitzungswochen sei sein Terminplan eng getaktet. „Es ist aber nie zu spät, um noch ein Bierchen zu trinken!“
(Waltraud Taschner)

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