Landtag

Faible für Zahlen und Steuern: ÖD-Ausschusschef Wolfgang Fackler im Landtag. (Foto: loh)

24.05.2019

Der Zahlenfetischist

Im Porträt: Wolfgang Fackler (CSU), Vorsitzender des Ausschusses öffentlicher Dienst

Sein Faible für Zahlen entdeckte Wolfgang Fackler bereits in der Schulzeit. Während seine Mitschüler Partys feierten, hatte der damals 17-Jährige andere Interessen: Steuerberater werden. „Das Thema hat mich immer gereizt, es war wie eine innere Berufung“, erinnert er sich. Bis Fackler das Ziel erreicht hatte, sollten aber noch zwölf Jahre vergehen. Sein Vater meinte, vor dem notwendigen Studium solle er erst mal eine Ausbildung absolvieren. Also machte Fackler junior eine Ausbildung zum Finanzwirt. Danach arbeitete er beim Finanzamt in Augsburg und studierte nebenher dual Jura. Es folgte ein Referendariat beim Landgericht Augsburg und eine dreijährige Tätigkeit bei einer Unternehmensberatung. 2006 bestand Fackler sein Steuerberater-Examen und wurde 2008 Steuerjurist in der bayerischen Finanzverwaltung.

Noch immer hat der 44-Jährige eine Leidenschaft für Zahlen. Wobei auch ein Profi sich mal verzählen kann. Anfang Mai musste sich Fackler vom Freie-Wähler-Kollegen Fabian Mehring auf Facebook schadenfroh vorwerfen lassen, sich bei der Geburtsstunde Europas um ein paar Jahre verrechnet zu haben. „Ich wollte nur sehen, ob einer aufpasst“, schrieb Fackler mit einem Augenzwinkern. Andere hätten den Post wohl gelöscht, Fackler nimmt’s mit Humor. Er kann auch über sich selber lachen. Seiner Karriere hat das nicht geschadet – im Gegenteil.

Seit 2018 hat Fackler den Vorsitz des Ausschusses für den öffentlichen Dienst (ÖD) inne. Ein Gremium, das es nur in Bayern gibt. Darin wird über Themen wie die Besoldung von Beamten und Angestellten des Freistaats diskutiert. Außerdem kümmert sich das Gremium um das Personalvertretungsrecht, die Belange schwerbehinderter Menschen im öffentlichen Dienst, Gleichstellungsfragen und Nachwuchsförderung. Fackler kann nicht verstehen, warum andere Bundesländer keinen ÖD-Ausschuss haben. Die behandelten Themen könnten nicht einfach im Haushaltsausschuss abgehandelt werden, findet er.

Nicht alle Abgeordneten jedoch lieben den ÖD-Ausschuss – es gibt auch einige, die ihn eher langweilig finden. Ganz anders Fackler. Er hat sich bewusst dafür entschieden. Und von Anfang an Ambitionen auf den Vorsitz gehegt, gibt er offen zu. Weil er selbst aus dem öffentlichen Dienst kommt, habe er „einfach einen gewissen Stallgeruch“, meint Fackler. Was er besonders schätzt an seinem Ausschuss: Die Fraktionen arbeiten dort besonders konstruktiv zusammen, tatsächlich geht es meist um die Sache, parteipolitischer Streit hält sich in Grenzen. Auch die Zusammenarbeit mit Fachgewerkschaften wie dem Beamtenbund sei „konstruktiv-harmonisch“, freut sich Fackler – jedenfalls derzeit. „Das liegt daran, dass die letzten zehn Jahre sehr positiv für bayerische Staatsbedienstete waren“, räumt er ein. Bei der Bezahlung hat der öffentliche Dienst in Bayern bundesweit regelmäßig die Nase vorn.

Geboren wurde Fackler 1975 in München, aufgewachsen ist er in Donauwörth. Seine Eltern zog es damals von der Großstadt in die ländliche Heimat zurück. In seiner Jugend vermisste er ein wenig das „bayerische Lebensgefühl“, erinnert sich Fackler. Er lebte damals in einem schwäbischen Neubaugebiet, in dem es keine Vereine gab wie Schützen oder Feuerwehr. Möglicherweise ein Grund, warum er sich früh in der Jungen Union (JU) engagierte, im Jahr 2001. Dort fand er die langersehnte Gemeinschaft. Die JU baute Faschingswägen, veranstaltete Bud-Spencer-Kinonächte oder Schafkopfturniere. „Das sind doch die wirklich wichtigen Dinge im Leben“, sagt Fackler und lacht. Natürlich sei auch über Politik diskutiert worden. Hätte es auch die Jugendorganisation einer anderen Partei sein können? Nein, nur CSU. „Das war irgendwie klar“, so Fackler und verweist auf sein CSU-affines Elternhaus.

Als 2002 die zweite rot-grüne Regierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder vereidigt wurde, ärgerte sich Fackler und nahm das zum Anlass, kurz darauf in die CSU einzutreten. Wenige Jahre später kandidierte er bei der Kommunalwahl. Mit Erfolg. Seit 2008 ist er Stadtrat in Donauwörth, seit 2009 CSU-Ortsvorsitzender in Donauwörth. Seit 2013 sitzt Fackler im Landtag, seit 2014 ist er Kreisrat im Landkreis Donau-Ries, seit 2015 stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender Donau-Ries. 2018 wurde Fackler mit dem sechstbesten Erststimmenergebnis der CSU in Bayern erneut in den Landtag gewählt.

Entspannung findet er auf dem Trampolin

Sein größtes politisches Ziel? „Ich wünsche mir ein einfacheres, praktikableres Steuerrecht mit mehr Pauschalen.“ Er sei aber Realist genug, um zu wissen, dass das ein extrem schwieriges Unterfangen sei. Aktuell kümmert sich Fackler im Landtag um weniger spektakuläre Themen. Im Landwirtschaftsausschuss, dem er ebenfalls angehört, dreht sich seine Arbeit um faire Rahmenbedingungen für den bayerischen Zuckerrübenanbau, Fraßdruck durch Gänsesäger oder Düngeverordnungen. Doch auch dafür kann er sich begeistern.

„Mir ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen für Landwirte passen“, erklärt Fackler. Gerade in seiner Heimat Donau-Ries, der Kornkammer Schwabens. Auch seine Mitgliedschaft in der CSU-Arbeitsgemeinschaft Wehrpolitik begründet er mit seiner Heimat. Erstens sei er in der Nähe von US-Kasernen großgeworden. Zweitens gebe es ein Airbus-Werk in Donauwörth. „Das ist ein wichtiger Arbeitgeber für 7000 Menschen in der Region“, erläutert er.

In der Freizeit verteidigt Fackler seit 2017 jedes Jahr sein Deutsches Sportabzeichen in Gold, Langstrecke, Kurzstrecke, Werfen und Springen. Im Sommer geht er mit seinen zwei Töchtern – elf und 14 Jahre – gern ins Freibad. Und nach einem langen Arbeitstag entspannt er sich ebenfalls sportlich: Er bekomme den Kopf am besten mit Trampolinspringen frei, gesteht Fackler. Auch Gartenarbeit hilft ihm beim Abschalten – er liebt es, Hecken zu schneiden.

Außerdem kümmert sich Fackler als Pate um eine 500 Quadratmeter große Blühwiese des Bauernverbands Donau-Ries – um auf den Artenschutz aufmerksam zu machen. Politischen Rat sucht Fackler bei seinem persönlichen Referenten – ein Jugendfreund und ehemaliger Journalist. „Da ist ein großes Vertrauensverhältnis da“, erklärt er. Mit seinen Eltern unterhält er sich auch oft über Politik. Konflikte gebe es da aber keine, sagt er und lacht. „Die sind beide CSU-Mitglied, die widersprechen nicht.“ (David Lohmann)

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