Landtag

Während er Thema im Landtag ist, liegt Leon faul vor der Bibliothek in der Sonne. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

24.09.2019

Dienstkater honoris causa

Was Regierungskater Larry für Downing Street 10 und den britischen Premierminister, ist "Campus Cat" Leon für die Augsburger Uni. Nun wurde Leon zum Fall für den Landtag. Eine offizielle Beförderung zum Dienstkater des Freistaats gibt es zwar nicht - aber so ähnlich

Am Tag, an dem der Augsburger Uni-Kater den Bayerischen Landtag beschäftigen wird, liegt er zu Hause in Augsburg vor der Zentralbibliothek in der Sonne. "Campus Cat", wie er schlicht genannt wird, lässt sich wie immer gerne streicheln, von Studenten, Dozenten, Mitarbeitern, Gästen. Längst ist der rötliche Kater, der einer älteren Dame aus der Nachbarschaft gehört, der das Uni-Gelände aber schon vor vielen Jahren zu seinem Revier gemacht hat, eine kleine Berühmtheit über Augsburg hinaus. Es gab unzählige Zeitungsartikel über ihn, Fernsehbeiträge, vieles mehr. Auf Facebook hat "Campus Cat" mehr als 30 000 Fans, auf Instagram mehr als 12 000.

Am Dienstag nun soll Leon, so heißt der Kater eigentlich, aufsteigen: Er soll, so jedenfalls der Vorschlag des Augsburger Studenten Omid Atai, offiziell in die Dienste der Universität und damit des Freistaats gestellt werden. Atai hat sich mit einer entsprechenden Petition direkt an den Landtag gewandt: Leon "möge vom Freistaat Bayern als Dienstkater der Universität Augsburg eingestellt werden".

Darüber entscheiden muss der Ausschuss für den öffentlichen Dienst, der nun einmal für die Beamten und alle anderen Beschäftigten des Freistaats zuständig ist. "Es gibt Diensthunde und Dienstpferde, es könnte also theoretisch auch Dienstkatzen geben", sagt der Ausschussvorsitzende Wolfgang Fackler (CSU) und fügt hinzu: "Ich freue mich schon auf das Bewerbungs- und das Einstellungsgespräch."

Petition im Ausschuss für den öffentlichen Dienst

Fackler sieht die Petition jedenfalls nicht als reinen Scherz. "Es steckt auch Ernsthaftigkeit dahinter", sagt er. Neulich hatten die Studenten ja extra Geld gesammelt, um die Behandlung des Katers mit zu bezahlen, als dieser von einem Auto angefahren wurde. Atai selber erklärt, "Campus Cat" sorge tatsächlich für viel Zusammenhalt an der Uni, er sorge für Entspannung bei Studenten und Dozenten. In seiner Petition argumentiert Atai: "Der Kater leistet neben seiner hervorragenden Sozial- und Integrationsarbeit, die keinen intensiven zusätzlichen Personaleinsatz von Seiten des Freistaats notwendig macht, einen überragenden Beitrag zur Eindämmung der Mäuseplage am Universitätsgelände." Die Ernennung zum Dienstkater sei deshalb, "in Anerkennung seiner vielfältigen Leistungen", mehr als angebracht.

"Campus Cat" hat ja durchaus berühmte Vorbilder: In Downing Street 10 in London, dem Amtssitz des britischen Premierministers, lebt bekanntlich Kater Larry, der den offiziellen Titel "Chief Mouser" - also Oberster Mäusefänger - trägt. Leon aber fühlt sich nicht in der hohen Politik, sondern unter den Studenten am wohlsten. Tag und Nacht streune der Kater übers Uni-Gelände, erzählen Studenten. Immer wieder sitzt er mit in Vorlesungen und Seminaren. Am Wohlsten fühle er sich offenbar bei den Wirtschaftswissenschaftlern, erzählt Zarah Zillen (23), die gerade auf ihr Examen lernt. "Er ist einfach wahnsinnig zutraulich." Auf Facebook schreibt ein anderer Student: "Er ist einfach für jeden gestressten Studenten manchmal in der schwierigen Prüfungszeit ein Rückhalt." Die Uni ohne "Campus Cat", das sei nicht mehr vorstellbar.

Nicht jeder der Abgeordneten nimmt den Fall mit Humor

Mit der Beförderung zum Dienstkater wird es am Dienstag am Ende allerdings nichts. Nicht zuletzt hätte man den Kater dazu von der Eigentümerin, die nicht in die Öffentlichkeit wolle, erwerben müssen. "Eine Verbeamtung dürfte aufgrund des fortgeschrittenen Lebensalters des Dienstkaters nicht mehr möglich sein", trägt Tessa Ganserer (Grüne) vor. Andere nehmen den ganzen Fall nicht ganz so humorvoll. Er bitte darum, in Zukunft etwas sparsamer bei der Zulassung von Petitionen zu sein, sagt Volker Bauer (CSU), "dass wir da nicht zur Clown-Bude werden". Der ehemalige Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) findet "Campus Cat" zwar "ganz wunderbar", schimpft aber: "Ich wende mich gegen eine Vermenschlichung dieses Katers." Und der FDP-Politiker lästert: "Vielleicht sollte man ihn dann in ein paar Jahren noch für den bayerischen Verdienstorden vorschlagen."

Die Uni betont am Dienstag: "Zweifellos fördert er das mediale Image der Universität." Der Kater sei aber nicht Eigentum der Universität, man könne für dessen Unterbringung, Versorgung und Pflege "auch nicht aus Haushaltsmitteln Sorge tragen". Doch die Uni ist optimistisch: "Wir sind uns sicher, dass Kater Leon seine Leistungen für die Universität auch weiterhin freiwillig und unentgeltlich erbringen möchte und dass ihm seine von Dienstpflichten nicht eingeschränkte Freiheit auf unserem Campus sowie die ihm von allen Seiten entgegengebrachte Zuneigung für sein Katzenglück völlig genügen."

Doch so ganz ohne Titel soll "Campus Cat" auch nicht bleiben. Für kommendes Jahr, wenn die Uni 50-jähriges Jubiläum feiert, wurde ihm in der Ausschusssitzung nun wenigstens ein Ehrentitel in Aussicht gestellt: "Dienstkater ehrenhalber". Das wäre aber eine "rein ideelle Anerkennung", betont eine Vertreterin des Wissenschaftsministeriums. Letztlich entscheiden muss über die Titelvergabe nun die Uni selber. Wie Leon das Versprechen aufgenommen hat, ist nicht überliefert.
(Christoph Trost und Stefan Puchner, dpa)

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