Landtag

Blumen und Kerzen in Unterschleichach: Ein 53-jähriger Justizvollzugsangestellter erschoss mutmaßlich eine Elfjährige in der Silvesternacht mit einer Kleinkaliberwaffe. Grund: Wut und Ärger über die Silvester-Knallerei. (Foto: dpa)

17.06.2016

Ein Toter pro Jahr in Bayern durch legale Schusswaffen

Den Behörden sind „115 Personen bekannt, die der rechtsextremistischen Szene angehörten und die über eine Waffenbesitzkarte verfügen“

Immer wieder sterben Menschen durch Schusswaffen, die sich im legalen Besitz der Schützen befinden. Das gilt für das jüngste Massaker im amerikanischen Orlando ebenso wie für den tödlichen Schuss auf ein elfjähriges Mädchen im bayerischen Unterschleichach in der Silvesternacht. Die Abgeordneten Katharina Schulze, Thomas Mütze und Kerstin Celina (alle Grüne) wollten daher von der Staatsregierung wissen, wie viele Personenschäden in den letzten fünf Jahren durch legal erworbene Waffen in Bayern registriert wurden. Und wie die Waffenbehörde die persönliche Eignung der Antragsteller überprüft.

Das Innenministerium schreibt in seiner Antwort, insgesamt gebe es in Bayern 218 508 Personen, die 1,1 Millionen erlaubnispflichtige Schusswaffen besitzen. Im Falle des Beschuldigten aus Unterschleichach hätte die zuständige Waffenbehörde die letzten Prüfungen in den Jahren 2010 und 2013 vorgenommen, „ohne dass sich dabei Hinweise auf eine fehlende Zuverlässigkeit und Eignung gezeigt hätten“, heißt es in der Anfrage. Die nächste Prüfung wäre turnusgemäß im Herbst dieses Jahres fällig gewesen.

Die Zahl der kleinen Waffenscheine hat sich mehr als verdoppelt

Die persönliche Eignung fehlt laut Ressort von Innenminister Joachim Herrmann (CSU), „wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass jemand geschäftsunfähig, abhängig von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln, psychisch krank oder debil ist oder aufgrund in der Person liegender Umstände mit Waffen oder Munition nicht vorsichtig oder sachgemäß umgehen oder diese Gegenstände nicht sorgfältig verwahren wird, ohne dass die konkrete Gefahr einer Fremd- oder Selbstgefährung besteht“. Diese Informationen werden aus dem Gespräch mit der Person, einer Stellungnahme der Polizei sowie aus Erkenntnissen des Bundeszentral- und Erziehungsregisters entnommen.

In den letzten fünf Jahren wurden nach Mitteilung des bayerischen Landeskriminalamts 39 Personenschäden durch erlaubnispflichtige Schusswaffen registriert – davon sechs mit Waffen aus rechtmäßigem Besitz (Bedürfnisgrund: Jagd und Schießsport). In allen sechs Fällen kam es zum Tod der Verletzten. Außerdem kann das Ministerium „nicht ausschließen“, dass auch Rechtsextremisten rechtmäßig erlaubnispflichtige Waffen besitzen: Den Behörden seien sogar „115 Personen bekannt, die der rechtsextremistischen Szene angehörten [...] und die über eine Waffenbesitzkarte verfügen“. Insgesamt hat sich die Zahl der kleinen Waffenscheine mit 5749 im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Auf 302 gestiegen sind ebenso die Waffenscheine zum Führen einer geladenen, zugriffs- und schussbereiten Schusswaffe außerhalb der eigenen Wohnung. (David Lohmann)

Kommentare (1)

  1. voa zua am 20.06.2016
    In diesem Artikel werden wieder verschiedene Sachverhalte beliebig durcheinander gewürfelt, die Problematiken nur angerissen. Vergleiche, um die Aussagen des Artikels zu verifizieren fehlen nahezu komplett.
    Was soll der Leser denn für eine Botschaft aus diesem Text mitnehmen? Außer der Aussage: Schusswaffen sind gefährlich und sollten nicht in falsche Hände geraten.

    1. Deutsches und amerikanisches Waffenrecht zu vermengen halte ich schon mal für besonders gewagt. Also warum der Vergleich zwischen dem Massaker von Orlando, wo ein extremistischer Täter mittels vollautomatischen Kriegswaffen (in Deutschland nicht legal erwerbbar) eine geplante Tat umsetzte mit der Affekttathandlung von Unterschleichach?

    2. Betrachten wir einmal eine Stadt etwas kleiner als Augsburg. Sagen wir mal dort wohnen 218.508 Menschen. Wenn es in dieser Stadt innerhalb der letzten 5 Jahre NUR 6 Tötungsdelikte gegeben hätte (abgesehen davon, dass es 6 zu viel sind), wie würde sich die Stadt brüskieren mit ihrem besonders hohen Sicherheitsstandard...! Es ist also auch hier (aber erst auf dem 2. Blick) zu erkennen, dass legale Waffenbesitzer überdurchschnittlich gesetzestreu sind. Wie sieht es denn im Gegenzug zu den Straftaten mit illegalen Waffen aus? Kein Wort darüber. Wie aber soll man dann die Zahl 6 Tötungsdelikten in 5 Jahren werten? Wie gesagt, abgesehen davon dass jeder Fall einer zu viel ist, aber dann müssten wir schleunigst das Autofahren verbieten, denn da sterben deutlich mehr Menschen; gerade auch durch rechtswidriges Verhalten !!!.

    3. Warum hat die Zahl der sog. "kleinen Waffenscheine" so rapide zugenommen? Einfach nur eine Zahl in den Raum stellen ohne Hintergründe zu nennen ist fader Journalismus! Könnte es vielleicht sein, dass sich diese erhöhten Zahlen ergeben, weil erst vor kurzem eine Waffenrechtsverschärfung den "kleinen Waffenschein" erforderlich gemacht hat. Dass jetzt plötzlich für vermutlich längst vorhandene Schreckschusswaffen nun "kleine Waffenscheine" beantragt werden, verwundert mich persönlich nicht. Das wollte man doch...

    Selbiges Spiel mit den Waffenscheinen, welche auf 302 (was für eine wahnsinnige Zahl, bei 12 Mio. Einwohner) gestiegen sind. Meine Frage: WER bekommt denn einen der 302 Waffenscheine? Staatsanwälte, Richter, hohe Polizeibeamte oder Spezialkräfte der Polizei, welche aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit eine erhöhte Gefährdung auch im Privatleben fürchten müssen. Die Hürden, einen dieser Waffenscheine zu bekommen liegt höher als für die Privataudienz beim Papst...! Aber halt einfach mal eine Zahl in den Raum stellen und dem Leser es selbst überlassen, wie er diese interpretiert... schwach!

    Einzig bei den 115 Rechtsextremisten, die im Besitz einer legalen Waffe sein sollen, sträuben sich mir die Haare. Da muss man dann tatsächlich fragen dürfen... wieso.
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