Landtag

Gerhard Eck. (Foto: dpa/Balk)

25.03.2022

Einer der Letzten seiner Art

Im Porträt: Ex-Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU)

Gerhard Eck kommt aus der Großstadt. Er sagt das mit einem Augenzwinkern. Denn sein Heimatort Pusselsheim am Rand des Steigerwalds hat 300 Einwohner*innen, zusammen mit der übergeordneten Gemeinde Donnersdorf sind es um die 2000. Trotzdem hat es der aus einem Landwirtschaftsbetrieb stammende gelernte Bauzeichner und Maurer ganz weit nach oben in Bayerns wirklich größter Stadt gebracht: vom jungen Gemeinderat über den CSU-Abgeordneten bis zum Staatssekretär im Innenministerium. Gut zwölf Jahre diente Eck dort unter dem Minister Joachim Herrmann (CSU). Doch damit ist es nun vorbei.

Seit der jüngsten Kabinettsumbildung vor vier Wochen ist Eck (62) wieder einfacher Abgeordneter, und auch das nur noch bis zur Landtagswahl 2023. „Nach fast 40 Jahren in der Politik muss man auch mal sagen können: Es reicht!“, bekennt Eck. Damit keine Missverständnisse aufkommen, schiebt er gleich hinterher, dass dies sein „reiner und freier Entschluss“ gewesen sei – „wie bei der Eheschließung“. Er habe Markus Söder schon im vergangenen Jahr angeboten, sein Amt zur Verfügung zu stellen, sollte der Regierungschef vor der Wahl seine Mannschaft noch umbauen und in Unterfranken neue personelle Akzente setzen wollen.

Begonnen hat Ecks politische Karriere, die – wie er beteuert – keinem Masterplan gefolgt sei, im heimischen Sportverein um das Jahr 1980. Er habe sich damals immer geärgert, wenn genörgelt statt angepackt worden sei. Es sei um die Körperpflege nach dem Fußball gegangen. Duschen habe es nicht gegeben, nur eine Wanne mit Wasser im Freien. Als gelernter Handwerker habe er sich mit darum gekümmert, im Vereinsheim in Eigenregie Duschen einzubauen, „die modernsten damals weit und breit“. Irgendwann habe man ihn dann halt in die Vorstandschaft gewählt.

Gewehrt scheint sich Eck nicht zu haben. Auch nicht, als die örtliche CSU ihn 1984 bat, als Pusselsheimer für den Donnersdorfer Gemeinderat zu kandidieren. Der langjährige Ortsvertreter dort trat nicht mehr an. Es war Ecks Vater. 1990 wurde Eck im Ehrenamt Bürgermeister von Donnersdorf, im Hauptberuf leitete er sein eigenes Bauplanungsbüro. Selbst nach der Wahl in den Landtag 1998 blieb er im Amt und wäre es womöglich noch heute, wäre 1999 nicht die Berufung zum Staatssekretär dazugekommen. Bürgermeister- und Regierungsamt waren aber nicht vereinbar. Sehr wohl aber seine anderen Kommunalmandate und Parteifunktionen, zuletzt seit 2011 als CSU-Bezirksvorsitzender von Unterfranken und als Mitglied im CSU-Präsidium.

Seine Wurzeln als Konservativer vom Land, der die Ohren bei den Leuten hat, hat Eck in dieser Zeit nie vergessen. Er bedauert, dass er einer der letzten echten Handwerker im Landtag ist, die nach dem „Quali“ ganz klassisch eine Lehre gemacht haben und dann gleich in den Beruf gegangen sind. Er findet, dass Menschen mit einer Vita wie seiner den „täglichen Realismus“ ins Parlament bringen. Den vielen Akademikern und Beamten im Landtag fehle oft der Einblick in das Leben und die Existenznöte einfacher Arbeiter oder kleiner Betriebe. „Wir haben immer weniger Menschen in den Parlamenten, die diese Dinge realistisch beurteilen können“, sagt Eck. Er meint das explizit nicht als Vorwurf, sondern als Tatsachenbeschreibung. Als Beispiel nennt er, dass die Corona-Hilfsmaßnahmen trotz der eingesetzten Milliarden erst sehr spät bei den wirklich Bedürftigen angekommen seien.

Lautsprecher der Nationalparkgegnerschaft

Wenn Eck erzählt, tut er das ruhig und bedächtig mit dem charmanten Understatement der Franken. Von einer Sekunde auf die andere emotional wird er aber beim Stichwort „Nationalpark Steigerwald“. Die Pläne dafür sind zwar erst mal ad acta gelegt, aber als Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“ ist Eck noch immer der Lautsprecher der Nationalparkgegnerschaft. Unsinn nennt er das Ansinnen, einen Schlag gegen den Klimaschutz und die dokumentierte Artenvielfalt in diesem nachhaltigst bewirtschafteten Kulturwald. Er ereifert sich über „ideologisch verblendete, selbst ernannte Naturschützer“ und fehlinformierende Medien. Die Idee eines Nationalparks Steigerwald sei für ihn die „größte Sünde, die da organisiert, gemanagt und unterstützt wird“. Es fallen Worte wie „heuchlerisch“ und „verlogen“. Raum für Zwischentöne ist da keiner.

Bevor man sich aber Sorgen um seinen Blutdruck machen muss, berichtet Eck schmunzelnd von seinen Anfängen als Abgeordneter. Damals habe ihn die Fraktionsführung als Neuling in den Rechtsausschuss gesteckt, obwohl er von der Materie keine Ahnung gehabt habe. Immerhin habe er in dieser Zeit viel gelernt für spätere Aufgaben. Nach Abstechern in den Europa- und den Wirtschaftsausschuss war Eck vor der Berufung ins Kabinett für ein Jahr Chef im Agrarausschuss. Als Staatssekretär habe er es dann als seine Aufgabe gesehen, loyal zum Minister zu sein und ihm den Rücken frei zu halten. Herrmann habe ihm aber auch eigene Zuständigkeiten gelassen. So sei er für die Einführung des Digitalfunks bei Polizei und Rettungsorganisationen federführend zuständig gewesen sowie für die staatlichen Baumaßnahmen, als es das Bauministerium noch nicht gegeben habe.

Fast seit Beginn seiner Zeit im Landtag ist Eck Mitglied im CSU-Arbeitskreis Wehrpolitik – und das nicht nur wegen der einst legendären Sommerfeste des Gremiums. Er sei dort aus „ehrlichem Interesse“ beigetreten, weil er schon immer der Ansicht gewesen sei, „dass sich ein Land auch verteidigen können muss“. Die Abschaffung der Wehrpflicht habe er deshalb immer für einen „schweren Fehler“ gehalten. „Jetzt mit der Ukraine-Krise werden so erzkonservative Menschen wie der Eck nicht mehr ganz so als Spinner angesehen“, stellt Eck fest. Mit „Kriegslüsternheit“ habe sein Einsatz für die Bundeswehr nichts zu tun, im Gegenteil. Es gehe ihm um Friedenssicherung durch eine abwehrbereite Armee. Auf die Frage nach seinem größten Wunsch hatte er schon 2018 in einem Image-Video der Staatskanzlei knapp mit einem Wort geantwortet: Frieden!

Auf seinen neuen Lebensabschnitt ab dem Herbst 2023 will sich Eck nun „mit Kraft und Energie“ vorbereiten. Auf dem elterlichen Hof hat er noch 25 Pferde stehen. Er ist in der Zucht der Tiere engagiert und betreut Sohn und Tochter bei ihren pferdesportlichen Aktivitäten, die sie unter anderem schon zu deutschen Amateurmeisterschaften geführt haben. Mehr Zeit will Eck auf der Jagd und mit seinen Hunden verbringen, und natürlich mit Frau und Freunden auf Radtouren entlang des Mains. „Wir Franken sind mit einer herrlichen Landschaft gesegnet“, schwärmt Eck. Und mit vielen Gasthäusern, die zur Einkehr laden. (Jürgen Umlauft)

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