Landtag

In Bayern fehlen bereits jetzt 5000 Pflegekräfte. (Foto: Jana Bauch/dpa)

26.11.2019

Experten warnen vor zunehmendem Pflegenotstand

Auch in Bayern fehlen mehrere tausend Pflegefachkräfte. Und die Lage dürfte sich weiter verschärfen. Experten schlagen deshalb Alarm

Bayern drohen nach übereinstimmender Einschätzung von Experten immer größere Engpässe in der Pflege. In einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Landtags sprachen Fachleute von Verbänden und Organisationen am Dienstag von einem bereits existierenden Pflegenotstand, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen werde. "Auch Bayern befindet sich in einem besorgniserregenden Pflegenotstand", sagte der Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, Georg Sigl-Lehner. Es müsse "endlich etwas passieren".

Mehrere Experten verwiesen auf Zahlen der Bundesregierung, wonach derzeit rund 5000 Pflegekräfte im Freistaat fehlten. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege kritisierte, dies führe dazu, dass teilweise stationäre Plätze nicht belegt werden könnten. Damit entstünden "echte Versorgungsengpässe und sogar Versorgungsdefizite bei den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen". Und: Das altersbedingte Ausscheiden von Fachkräften in den kommenden Jahren werde den Personalmangel "weiter verstärken und zuspitzen".

Als Gründe für die zunehmenden Engpässe gelten der demografische Wandel mit der immer größeren Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen, aber auch die fehlende Attraktivität des Pflegeberufs. Experten gehen zudem davon aus, dass auch ausländische Fachkräfte die zunehmenden Lücken nicht in vollem Umfang werden decken können.

Auch ein Problem: der Wohnungsmangel

Harold Engel von der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern, lehnte den Begriff "Pflegenotstand" allerdings ab, jedenfalls zum aktuellen Zeitpunkt. Er wolle das Problem aber auch nicht wegdiskutieren. Professorin Constanze Giese von der Katholischen Stiftungshochschule München sprach in ihrer Stellungnahme dagegen schon jetzt von einer "schweren qualitativen und quantitativen Krise" in der Pflege, die seit Jahren bestehe und die "durch die immer gleichen, nicht zielführenden Gegenmaßnahmen" verschärft werde.

Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) betonte anlässlich der Anhörung im Landtag: "Mein Ziel ist, dass die pflegerische Versorgung in Bayern weiter gestärkt wird." Die entscheidenden Schritte dazu seien bereits im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbart worden. Als Beispiel nannte sie, dass die vorher getrennt geregelten Pflegeausbildungen zu einer gemeinsamen Ausbildung für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammengelegt würden. Zudem setze das im Januar in Kraft getretene Pflegepersonal-Stärkungsgesetz des Bundes Anreize, mehr auszubilden.

Es sei klar, "dass alle Beteiligten ihren Beitrag für die Gewinnung von mehr Pflegekräften leisten müssen", betonte die Ministerin. Handlungsbedarf bestehe beispielsweise auch in Sachen bezahlbarer Wohnraum. Gefordert seien die Kommunen und auch die Träger, die für gute Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern und Pflegeheimen verantwortlich seien - etwa für flexiblere Schichtmodelle.
(Christoph Trost, dpa)

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