Landtag

Ex-Staatsminister Hans Zehetmair, der 2013 das große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielt, ist tot. Das teilte ein CSU-Sprecher am Montag mit. (Foto: dpa/Frank Leonhardt/dpa)

28.11.2022

Früherer Kultus- und Wissenschaftsminister Hans Zehetmair gestorben

Er war Minister, Vize-Ministerpräsident - und anschließend viele Jahre lang Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung. Nun ist Hans Zehetmair gestorben. Die Staatsregierung trauert

Die Sache war ihm wirklich wichtig: "Eine korrekte Rechtschreibung ist auch symptomatisch für die Gesellschaft", sagte Hans Zehetmair noch 2018 im Rückblick auf die Rechtschreibreform. "Es ist schon sehr wichtig, dass es auch ein Stück Stolz ist, ein Image, eine Marke, dass man orthografisch gut dabei ist, sich beteiligt und Beiträge leistet."

Zehetmair war einer der profiliertesten Bildungspolitiker in Deutschland. 17 Jahre Minister in Bayern: erst Kultus-, dann Wissenschaftsminister. 12 Jahre lang Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung. Auch parteipolitische Gegner zollten dem CSU-Politiker Respekt, der 1986 vom damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß erstmals in die bayerische Staatsregierung berufen worden war. Nun ist Zehetmair im Alter von 86 Jahren gestorben.

Geboren wurde der Katholik und Vater von drei Kindern 1936 im oberbayerischen Langengeisling bei Erding in der Nähe von München. Zehn Jahre lang war er Lehrer in Freising, ehe er 1974 erstmals in den Landtag einzog. 1986 wurde er Staatsminister für Unterricht und Kultus, 1989 auch für Wissenschaft und Kunst. Beide Ministerien wurden 1990 unter seiner Leitung zusammengelegt. Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nannte seinen Stellvertreter einmal das "größte Kaliber im Kabinett".

Der Bauern- und Handwerkersohn wurde zum konservativen CSU-Flügel gerechnet. Im Schulbereich machte Zehetmair Bayern bei der Umwelt- und Medienerziehung zu einem Vorreiter. Als erster Landesminister ordnete er zudem eine Aids-Aufklärung an den Schulen an. Insgesamt hatte er 17 Jahre lang Ministerämter inne und war fünf Jahre lang Stellvertreter Stoibers.

Bundesweit machte sich Zehetmair zu einem Vorreiter der Hochschulreform. Besonders vehement kämpfte er für den "Professor auf Zeit", die Flexibilisierung der Hochschulhaushalte und die Einführung neuer Leitungsstrukturen.

Aufruhr nach "Kruzifixurteil"

1995 sah er sich als Kultusminister mit dem Kruzifixurteil des Bundesverfassungsgerichts konfrontiert: Es erklärte einen Passus des bayerischen Schulgesetzes für grundgesetzwidrig und nichtig, in dem das Anbringen eines Kruzifixes im jedem Volksschul-Klassenzimmer angeordnet wurde. Der Aufruhr im katholisch geprägten Bayern war groß, selbst der spätere Papst Benedikt XVI. äußerte "Bestürzung".

Auch Zehetmair übte harsche Kritik: Er ließ Möglichkeiten für ein Volksbegehren prüfen, damit die Kreuze auch künftig in den Klassenzimmern ihren Platz haben. Mit seinem Urteil habe das Bundesverfassungsgericht "am Volk vorbei Recht gesprochen", polterte Zehetmair damals. Die Richter legten "die Axt an das Prinzip des Föderalismus". Die Staatsregierung konterte mit einem neuen, nun verfassungskonformen Gesetz, mit dem sich an der Realität wenig änderte.

Privat zog sich der mehrfache Vater und Großvater oft in sein abgelegenes Ferienhäuschen im Bayerischen Wald zurück - immer mit einem Exemplar seiner Oxford-Klassikerausgabe in der Tasche.

Die Kultuspolitik ließ ihn aber auch im Ruhestand nicht los. "Das kriegst nicht mehr los wie einen Virus. Und ich verfolge es nicht nur mit Interesse, sondern leider auch da und dort mit Betroffenheit."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigt Zehetmair am Montag: Dieser habe das Bildungsland Bayern nachhaltig geprägt und Pate dafür gestanden, dass Bayern heute weltweit einer der stärksten Wissenschaftsstandorte sei. "Besonders die Einrichtung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die er mit vielen Neugründungen in alle Regionen Bayerns brachte, trägt seine Handschrift. Bayern wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren." (Christoph Trost, Martina Scheffler, Hilmar Bahr, dpa)

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