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Soziale Netzwerke sind die Könige der Datenfischer: Der Medienführerschein soll Jugendliche jetzt über die Gefahren im Internet aufklären. (Foto: DPA)

21.02.2014

Führerschein für Facebook

Bildungsausschuss: Der neue Medienführerschein soll Schülern mehr Medienkompetenz vermitteln – den Abgeordneten reicht das nicht

Warum Medienkompetenz für Schüler wichtig ist, schildert Siegfried Schneider, Ratsvorsitzender der Stiftung Medienpädagogik Bayern, dem Bildungsausschuss an einem Beispiel: Er bat Siebtklässler, alles auf einen Karton zu schreiben, was sie im sozialen Netzwerk Facebook über sich preisgeben. Danach sollten sie sich mit diesem vor die Schule stellen, damit alle ihre Postings, Kommentare und Interessen lesen können. „Das wollte natürlich keiner machen“, erklärt er, „aber im Internet teilen sie genau diese Informationen mit der ganzen Welt.“

In Zusammenarbeit mit dem Medien- und Kultusministerium entwarf die Stiftung daher den Medienführerschein. Dazu werden auf den Lehrplan aller Schulen und Klassenstufen abgestimmte Unterrichtsmaterialen bereitgestellt, welche sich Lehrer kostenlos unter www.medienführerschein.bayern.de herunterladen können. Im Jahr 2013 konnten bereits 70 000 Downloads verzeichnet und 25 000 Medienführerscheine an Schüler überreicht werden.

Zusätzlich werden im Rahmen des Medienpädagogischen Referentennetzwerks Bayern jährlich rund 200 von der Staatskanzlei geförderte Informationsveranstaltungen für Eltern angeboten. Anschließend werden sie auf Nachfrage als Referenten an Bildungseinrichtungen vermittelt, wo sie in den Bereichen Handy, Internet, Computerspiele und soziale Netzwerke medienpädagogisches Hintergrundwissen vermitteln sollen. „Damit Lehrer und Eltern weiterhin Gesprächspartner für ihre Kinder bleiben, müssen sie die neue Jugendsprache wie ’chatten’, ’liken’ und ’skypen’ verstehen“, betont Schneider.

Der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums Medienpädagogik Bayern und der CSU-Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer, liegt das Thema ebenfalls am Herzen. „Die Lehrpläne enthalten zwar Medienpädagogik, man muss sie aber auch einsetzen“, mahnt er. Deswegen gebe es jetzt eine Vereinbarung mit dem Kultusministerium, den Medienführerschein besser zu bewerben und das Programm stärker auszuweiten. 2015 soll das Ressort von Ludwig Spaenle (CSU) dann einen Bericht vorlegen, inwieweit dies umgesetzt wurde.

Ausschussvize Gerhard Waschler (CSU) sieht in Medienkompetenz das große Zukunftsthema. „Kinder beschäftigen sich damit – ob wir wollen oder nicht.“ Durch den Medienführerschein ließe sich auch das Cybermobbing reduzieren, unter dem 500 000 Schüler leiden würden. „Das liegt oft an der Unwissenheit in den Medien, zum Beispiel wenn private Postings aus Versehen öffentlich werden“, verdeutlicht er. Die Initiative könnte zwar sicher nicht jeden Schaden vermeiden, sei aber ein Weg in die richtige Richtung.

Günther Felbinger (Freie Wähler) würde sich wünschen, dass noch mehr Teilnehmer angesprochen werden könnten. „Wenn 13 700 Eltern erreicht wurden, ist das marginal und selbst 25 000 Schüler sind nur eine kleine Menge“, klagt er. Thomas Gehring (Grüne) fordert, den Medienführerschein an Schulen verbindlich einzuführen. „Ich habe den Eindruck, die Medienwelt stößt bei zu vielen noch auf großes Unverständnis.“

Ausschusschef Martin Güll (SPD) verlangt, Medienpädagogik an Schulen über den Medienführerschein hinaus stärker in den Mittelpunkt zu rücken. „Oftmals bleibt für dieses Thema keine Zeit oder keiner fühlt sich dafür verantwortlich“, weiß er. Schüler sollten aber wissen, wie sie bei Suchmaschinen die richtigen Seiten finden und nicht auf die gesponserten Links hereinfallen. Der ehemalige Schulleiter empfiehlt: „Die Staatsregierung sollte das Geld lieber in Lehrerfortbildungen als in die Ausbildung von Multiplikatoren investieren.“ (David Lohmann)

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