Landtag

Nicht immer sind die Regale in den Apotheken so gut gefüllt. Bayern ist wie der Rest Europas abhängig von Importen. (Foto: dpa/Hans Wiedl)

26.07.2019

Immer mehr Medikamente sind nicht lieferbar

Bayern Gesundheitsministerin Huml (CSU) verspricht Besserung – wie genau, sagt sie allerdings nicht. Die SPD fordert eine Meldepflicht der Hersteller bei Versorgungsengpässen

Aspirin, Ibuprofen, Blutdrucksenker: Die Liste von nicht lieferbaren Medikamenten in Bayern wird immer länger. Grund: Nur noch rund 20 Prozent der für die Arzneimittelherstellung benötigten Wirkstoffe werden noch in der Europäischen Union produziert – der Rest wird aus Drittländern wie China, Indien, Taiwan und Korea importiert. Wenn dort die Produktion beispielsweise wegen eines verunreinigten Medikaments stillliegt, hat das sofort schlimme Konsequenzen für Apotheken und letztlich die Patienten.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller fordert angesichts der immer häufiger auftretenden Lieferschwierigkeiten die Staatsregierung auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um absehbare Engpässe aufzufangen. „Wie der bayerische Apothekerverband anmahnt, verbringen Apothekerinnen und Apotheker im schnitt 5,6 Stunden pro Woche damit, sich um Lieferengpässe zu kümmern – das kann nicht sein.“ Müller wollte in einer Anfrage von der Staatsregierung wissen, wie sie Arzneimittel-Lieferengpässe verhindern will.

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) räumt zwar in ihrer Antwort ein, dass es immer wieder zu Lieferengpässen bei einzelnen Arzneimitteln komme. Sie betont aber, dass in der Regel ein oder mehrere Alternativpräparate zur Verfügung stünden. „Bayern hat im weltweiten Vergleich die höchste Versorgungssicherheit mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“, betont Ministerin Huml.

Die Ursachen für die Lieferengpässe sind laut Ministerium vielfältig: Manchmal handele es sich um Marktrücknahmen oder Produktionseinstellungen. Im Juli letzten Jahres wurde beispielsweise bekannt, dass der Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan aus China mit potenziellen krebserregenden Stoffen verunreinigt war. Nachdem auch bei den Ersatzprodukten eine Verunreinigung entdeckt wurde, kam es zu einem Lieferengpass.

Andere Gründe für die Lieferschwierigkeiten seien eine unerwartet hohe Nachfrage, Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Wirkstoffen oder andere Herstellungsprobleme. Also alles Gründe, die „überwiegend außerhalb des Verantwortungsbereichs des pharmazeutischen Unternehmens“ lägen, so die Ministerin. Kritiker ergänzen an dieser Stelle gerne, dass Medikamente auch einfach zu billig sind und zu häufig verschrieben werden.

Eine bayerische Mitschuld an den Lieferengpässen sieht Gesundheitsministerin Huml nicht: Das Problem könne weder einfach, noch allein auf bayerischer Ebene gelöst werden. Es sei zwar im Rahmen des bayerischen Pharmagipfels ein Runder Tisch „Liefer- und Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln in Bayern“ einberufen worden. „Konkrete Maßnahmen können jedoch nur bundesweit abgestimmt getroffen werden.“ Daher gebe es jetzt einen „Jour Fixe“ zum Thema Lieferengpässe in Bonn. Wie Versorgungsengpässe frühzeitig erkannt und behoben werden können, sagt Huml nicht.

Die SPD-Abgeordnete Müller fordert eine Meldepflicht für Pharmakonzerne bei drohenden Lieferengpässen. Bundesbehörden sind bisher auf freiwillige Meldungen der Hersteller angewiesen. „Nur durch eine gesetzliche Meldepflicht wird das Ausmaß deutlich und der Handlungsdruck verstärkt“, betont sie. „Das beste Mittel, um Engpässe aus dem Ausland zu verhindern, ist aber die Stärkung der bayerischen Pharmaindustrie.“ (David Lohmann)

Kommentare (1)

  1. rustyoldguy am 15.08.2019
    Das geht so lange gut, bis diese Drittländer, Gott möge das verhindern, aus politischen Gründen diese Tatsache als politisches Druckmittel benutzen könnten. Sei es auch, das gewisse Staaten, die bisherigen Handelsbeziehungen zwischen der EU und China missbilligend, so versuchen werden, die EU oder die BRD unter Druck zu setzen. Bis her ein No Go. Aber was ist, wenn der Handelsstreit zwischen den alten und neuen Supermächten weiter eskaliert? Anscheinend sind wir nicht nur was den Maschinenbau, Solartechnik und Elektronik angeht ins Hintertreffen geraten.
    Was passieren könnte wenn irgend eine Epidemie ausbricht und Medikamente nur in ungenügender Zahl zu Verfügung stehen, mag ich mir als ehemaliges Mitglied einer Katastrophenschutzeinheit nicht einmal annähernd vorstellen. Zudem hat man den Eindruck, das NICHT NUR HIER ein Mangel entsteht. In meinem Umfeld musste ich leider feststellen, das immer mehr zum Teil auch hochqualifiziertes Pflegepersonal "Ihrem" Beruf den Rücken kehren muss. Sei es aus finanziellen Gründen, das immense Arbeitspensum, was auch immer. Übrigens, wenn es für solche Leute attraktiver ist bzw. als Personal in einer Tankstelle anstatt als Krankenpfleger zu arbeiten, Ist das schon ein Alarmsignal für sich. Anscheinend ist der Tag nicht fern, in dem wir die Vorzüge des sozialen Netzes gerade was unser Gesundheitssystem anbetrifft, in der Pfeife rauchen können.
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