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Zwischen 2014 und 2017 haben in Bayern 100 Kinder und Jugendliche Suizid begangen. (Foto: dpa/David Hutzler)

19.03.2020

Jährlich 25 Schülersuizide in Bayern

Am höchsten ist die Selbstmordrate an den ersten beiden Schultagen nach den Ferien

Fast jeder achte Todesfall unter Jugendlichen in Deutschland ist ein Suizid. Von rund zehn Millionen Deutschen im Alter zwischen sechs und 19 Jahren nehmen sich laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung pro Jahr durchschnittlich 221 das Leben. Am höchsten ist die Suizidrate an den ersten beiden Schultagen nach den Ferien. Die Wahrscheinlichkeit einer Selbsttötung ist an diesen Tagen um etwa 30 Prozent erhöht – vor allem bei Männern. In den Schulferien hingegen liegt die Wahrscheinlichkeit eines Suizids um 19 Prozent niedriger. Simone Strohmayr (SPD) wollte von der Staatsregierung wissen, wie viele Schüler in Bayern in den letzten Jahren Suizid begangen haben und welche Maßnahmen dagegen ergriffen werden.

Das Gesundheitsministerium schreibt in seiner Antwort, zwischen 2014 und 2017 hätten in Bayern insgesamt 100 Kinder und Jugendliche Suizid begangen – 59 Jungen und 41 Mädchen. Davon waren 23 unter 15 Jahren, 20 15 Jahre, 27 16 Jahre und 30 17 Jahre alt. Der Anstieg der Daten mit zunehmendem Alter sei leider normal, schreibt das Haus von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). „Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung steigt das Suizid-risiko vor allem bei älteren Männern deutlich an.“ Insgesamt sei die Selbstmordrate unter Jugendlichen im Vergleich mit der älteren Bevölkerung aber sehr niedrig. Prozentual gesehen ist die Suizidzahl von Schülern vor allem in der Oberpfalz, Mittelfranken und Schwaben sehr hoch. Ob die Selbstmordrate nach Schulbeginn steigt, weißt das Ministerium nicht. 

23 Kinder waren unter 15 Jahre alt

Um Suizide zu verhindern, setzt das Gesundheitsministerium auf vier Säulen. Im Bereich Anlaufstellen und Beratungsmöglichkeiten sei ein flächendeckendes Netz aus Schulpsychologen, Beratungslehrkräften, Verbindungslehrern, Schulsozialpädagogen und Fachkräften für Jugendsozialarbeit an Schulen aufgebaut worden. Die zweite Säule ist die Stärkung der Schülerpersönlichkeit. Durch fest in den Lehrplänen verankerte Inhalte zur Bewältigung von Konflikten, Enttäuschung und Stress sollen die Schüler ein gesundes Selbstwertgefühl und Visionen für ein erfülltes Leben bekommen. 

Dritte Säule ist die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte. Bereits in der Ausbildung würde im Bereich der Erziehungswissenschaft das Thema bearbeitet. „Dem Fortbildungsbedarf der bayerischen Lehrkräfte zum Thema Umgang mit Schülersuiziden wird bereits durch die staatliche Lehrerfortbildung bedarfs- und zielgruppengerecht Rechnung getragen“, heißt es in der Antwort. Auch bei einem Suizidvorfall an einer Schule werde das Thema schnell im Rahmen der Psychoedukation für Schüler und Lehrkräfte aufgegriffen. 

Die vierte Säule ist die Krisenintervention an Schulen. „Speziell für den Bereich Krisenintervention ist im Rahmen der staatlichen Schulberatung das Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen (KIBBS) als staatliches psychologisches Expertenteam mit derzeit rund 95 Mitgliedern im Einsatz.“ Sie leisten auch notfallpsychologische Unterstützung und Hilfe beim Krisenmanagement. (David Lohmann) 

Hilfe finden Betroffene rund um die Uhr unter 0800/111 0 111 oder www.telefonseelsorge.de

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