Landtag

Finanzminister Albert Füracker (CSU) verteidigt die Aufnahme von Krediten. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

07.04.2022

Landtag beschließt 71-Milliarden-Euro-Haushalt

Es ist vollbracht - der Freistaat hat einen Rahmen für die Ausgaben und Einnahmen des Jahres 2022. Der Landtag debattierte lange und teils kontrovers. Die Opposition ist mit dem neuen Haushalt nicht einverstanden

Der Freistaat Bayern hat einen neuen Haushalt. Drei Tage lang berieten die Abgeordneten des bayerischen Landtags, zuvor war es in den Ausschüssen schon monatelang ums Geld gegangen: Herausgekommen ist ein 71,1 Milliarden Euro schweres Paket, das auch neue Schulden in Höhe von 5,8 Milliarden Euro beinhaltet und einen Griff in die Rücklagen vorsieht, aus denen 2,9 Milliarden Euro geschöpft werden sollen. Finanzminister Albert Füracker (CSU) wies Kritik der Opposition, Bayern werde in die Schuldenfalle getrieben, entschieden zurück.

"Wir stemmen nicht nur die Krise, wir organsieren auch noch den Aufbruch", sagte Füracker. Der Haushalt trage den großen Krisen der Gegenwart Rechnung. "Ich strebe nicht an, die Ermächtigungen auszuschöpfen, ich mache es nur, wenn es sein muss", sagte Füracker. Der CSU-Abgeordnete Ernst Weidenbusch betonte, die Lebensverhältnisse und Bildungschancen seien in Bayern viel höher als in anderen Bundesländern, und sprach sich gegen Schwarzmalerei aus.

In den 71,1 Milliarden Euro sind sogenannte Kreditermächtigungen von 5,8 Milliarden Euro enthalten - weshalb die Schuldenbremse formal noch einmal außer Kraft gesetzt werden muss. Allerdings wird der vom Landtag im Jahr 2020 gebilligte Kreditrahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie von maximal 20 Milliarden Euro eingehalten. Denn im ersten Jahr war nur ein Teil dieser Summe gebraucht worden - der Rest wurde erst ins Jahr 2021 und dann ins Jahr 2022 fortgeschrieben.

Füracker wies darauf hin, dass der Haushalt 11,4 Milliarden Euro an Investitionen und damit eine Investitionsquote von 16 Prozent aufweise. Dies sei deutlich mehr als in vielen anderen Bundesländern und wegen des absehbar schwächer werdenden Wirtschaftswachstums notwendig. Alle Haushaltsposten seien transparent dargelegt. "Wir machen hier nichts still und heimlich", sagte Füracker.

Kritik an Neuverschuldung und Energiepolitik

Die Oppositionspartei AfD hat eine Klage gegen den Haushalt angekündigt. Sie sieht einen Verfassungsverstoß, weil wegen des Corona-Investitionsprogramms die Schuldenbremse erneut außer Kraft gesetzt werden musste. Es sei strittig ob dies zur Bekämpfung der Pandemie nötig gewesen sei, weil ein Teil der Kosten erst durch die "unnötige Lockdownpolitik" der Staatsregierung entstanden sei, argumentierte der AfD-Abgeordnete Ferdinand Mang. Das Investitionsprogramm enthalte Dinge, die nichts mit der Corona-Krise zu tun hätten.

Eine ähnliche Position hatte zuvor auch der Oberste Rechnungshof vertreten. In seinem am Dienstag vorgelegten Jahresbericht hinterfragt er, ob die Neuverschuldung im geplanten Umfang nötig ist und ob wirklich nur Dinge damit finanziert werden, die mit der Corona-Krise direkt in Zusammenhang stehen. Der FDP-Abgeordnete Helmut Kaltenhauser sprach deshalb von "Ohrfeigen" des Rechnungshofes für die Regierung.

Die Grünen kritisierten unter anderem die Energiepolitik der Staatsregierung. Auf den Dächern staatlicher Gebäude gebe es viel zu wenig Photovoltaikanlagen, Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verweigere weiter den Ausbau der Windkraft, hatte Fraktionschef Ludwig Hartmann schon vor der finalen Aussprache bemängelt. Söder hat den Zubau von mehr als 500 Windanlagen in Bayern zugesagt. Nach Ansicht von Branchenexperten wäre im Freistaat deutlich mehr möglich.
(Christoph Trost und Marco Hadem, dpa)

Bayerns Etatplan 2022
Wie in den beiden Vorjahren ist auch der Etat für 2022 von der Corona-Krise geprägt. Nicht zuletzt dank einer deutlich verbesserten November-Prognose bei den Steuereinnahmen (plus 1,9 Milliarden Euro) setzt das Zahlenwerk bei der Neuverschuldung auf den schon 2020 gesetzten Maximalrahmen von 20 Milliarden Euro. Gelder zur Abfederung des Krieges in der Ukraine sind zunächst nicht gesondert berücksichtigt. Einige zentrale Zahlen im Überblick:

- Insgesamt summiert sich der Etat 2022 auf 71,1 Milliarden Euro (2021: 70,2).

- Die sogenannte Kreditermächtigung, also die Höhe der zulässigen Neuverschuldung, liegt bei 5,8 Milliarden Euro. Darüber hinaus sollen keine zusätzlichen Schulden gemacht werden.

- Die sogenannten Investitionsausgaben belaufen sich 2021 auf 11,4 Milliarden Euro (2021: 9,9 Milliarden Euro), die Investitionsquote liegt bei 16,0 Prozent (2021: 14,0 Prozent).

- Die Personalausgabenquote steigt weiter - von 37,4 Prozent im vergangenen Jahr auf nunmehr 38,5 Prozent.

- Größter Brocken sind wie üblich Bildungsausgaben: 24,7 Milliarden Euro (2021: 23,6 Milliarden Euro). Für das Gesundheitswesen sind 5,6 Milliarden (2021: 5,7 Milliarden Euro) veranschlagt.

- Auf den kommunalen Finanzausgleich entfallen 10,6 Milliarden Euro (2021: 10,3 Milliarden Euro).

- Die "Hightech Agenda" schlägt mit einer Milliarde Euro zu Buche (2021: 925 Millionen Euro).

- Für das Programm "Klimaland Bayern" sind auch eine Milliarde Euro vorgesehen.

- Für den "Sonderfonds Corona-Pandemie" sollen 4,8 Milliarden Euro bereitgestellt werden, in das Corona-Investitionsprogramm fließen 2,1 Milliarden Euro. Über den Fonds werden den Kommunen und Hilfsorganisationen entstandene Einsatzkosten in der Krise erstattet.

 

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