Landtag

Auch in der Bildenden Kunst sind Frauen unterrepräsentiert. (Foto: Bilderbox)

12.08.2011

Malunterricht geben meistens Männer

Frauen sind im staatlichen Kulturbetrieb Bayerns unterrepräsentiert – Anfrage von Sepp Dürr (Grüne)

Homer ruft die seine im Prolog der Odyssee an. Dali betrachtete Ehefrau Gala als solche. Selbst Sex-Pistols-Bassist Sid Vicious erklärte seine Freundin Nancy Spungen zum persönlichen Quell der Inspiration: Der Part der Muse ist im Kulturbetrieb von der Antike bis zur Jetztzeit nahezu ausschließlich von Frauen besetzt. Damit hat es sich aber auch schon mit dem Vormarsch des weiblichen Geschlechts im Kulturbetrieb. Zwar gibt sich selbiger gerne als geschützter Raum, in dem avantgardistische, fortschrittliche Ideen umgesetzt werden. Was aber beispielsweise die Personalpolitik betrifft, gibt es Parallelen zur gesellschaftlichen Realität: Beispielsweise ist die Professorenschaft der bayerischen Kunsthochschulen genauso männlich dominiert wie die Hochschullandschaft im Freistaat generell (siehe Infokasten).


In vielen Orchestern wird nach Tarif bezahlt


Die Antwort des Wissenschaftsministeriums auf seine schriftliche Anfrage „Gleichstellung von Frauen im staatlich finanzierten Kulturbetrieb“ veranlasst den kulturpolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion Sepp Dürr zur Schelte: „Es wird höchste Zeit, dass Minister Heubisch die muffigen Männerbünde mal kräftig durchlüftet.“
So habe es in Bayern bis dato keine Intendantin an einer der staatlichen Bühnen gegeben. Im Staatsschauspiel seien die Führungspositionen Intendanz, Geschäftsführung, Leitung Dramaturgie und künstlerische Produktionsleitung allein mit Männern besetzt. Bei den Museen würden zwar sechs von 19 Einrichtungen von Frauen geleitet, aber bis auf das Bayerische Nationalmuseum handele es sich dabei nur um die kleinen Häuser.
Auch im Bereich der Tonkunst sind die Frauen laut Antwort in der Minderheit: Im bayerischen Staatsorchester beträgt ihr Anteil 29 Prozent. Das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz und die Nürnberger Symphoniker sind zu 33 Prozent weiblich. Bei den Bamberger Symphonikern sind 31 Prozent der Belegschaft Frauen. Immerhin richtet sich die Bezahlung vieler dieser Ensembles laut dem Ressort von Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) nach dem Tarifvertrag für die Musiker in Kulturorchestern (TVK). Daraus ergibt sich aus Sicht des Ministeriums: „Der TVK enthält keine geschlechterspezifische Differenzierung.“ Die Höhe der Vergütung richte sich nach der Position innerhalb des Orchesters.
Genau das scheint aber die Krux zu sein: Frauen haben in der Regel nicht die hohen bis höchsten Positionen inne. Charakteristisch heißt es zu den Spitzenpositionen der Nürnberger Philharmoniker: „Dirigentinnen, Generalmusikdirektorinnen oder Intendantinnen sind derzeit am Staatstheater Nürnberg nicht beschäftigt.“ Die Solopositionen in diesem Haus sind zu 30,8 Prozent weiblich besetzt.
Eine spezielle Frauenförderung scheint das Kunstministerium indes nicht anzustreben. Auf Dürrs Frage, wie der Freistaat sicherstellen wolle, dass Männer und Frauen gleichermaßen profitieren, heißt es: „Maßgebend für die Auswahl geeigneter herausragender bayerischer Künstlerinnen und Künstler für die Vergabe von Preisen und Stipendien des Freistaats ist die künstlerische Qualität.“ Bei der Besetzung der Jurys werde „soweit möglich“ auf eine ausgewogene Besetzung derselben geachtet.
Tatsächlich ist der weibliche Anteil an den vergebenen bayerischen Kunstförderpreisen ansehnlich: In den Sparten Bildende Kunst, Musik, Tanz, Darstellende Kunst und Literatur waren im Zeitraum 2000 bis 2010 42 Prozent der Preisträgerinnen Frauen. Keine Daten gibt es dagegen dazu, wie viele weibliche und männliche Künstler mit Mitteln aus dem Kulturfonds Bayern gefördert wurden. (Alexandra Kournioti)

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