Landtag

Nicht nur auf landwirtschaftlichen Versuchsflächen in Bayern werden trotz möglicher Krebsgefahren weiterhin glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel verwendet. (Foto: dpa)

29.03.2018

Nicht alle bayerischen Behörden verzichten auf Glyphosat

Obwohl der Unkrautvernichter wahrscheinlich krebserregend ist, setzen ihn Ämter, Hochschulen und Gefängnisse in Bayern weiterhin ein

Glyphosat ist das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt. Bekannt ist es vor allem unter dem Markennamen „Roundup“ von Monsanto. Das Herbizid ist laut Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation wahrscheinlich krebserregend beim Menschen – und trägt maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei. Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) hakte aus diesem Grund bei der Staatsregierung nach, in welchen staatlichen Behörden, Einrichtungen, Betrieben und öffentlichen Anlagen auf den Einsatz von glyphosathaltigen Pestiziden verzichtet wird.

Das Landwirtschaftsministerium antwortet, die Staatsbauverwaltung verzichte beim Unterhalt der von ihr verwalteten Straßen und beim staatlichen Hochbau vollständig auf den Einsatz von glyphosathaltigen Unkrautvernichter. Die Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen habe Glyphosat im August 2016 dauerhaft verboten. Regierungen, Verwaltungsgerichte, polizeiliche Liegenschaften und staatliche Feuerwehrschulen würden „im weit überwiegenden Teil“ darauf verzichten, gleiches gelte für das Landesamt für Maß und Gewicht sowie die Dienststellen der Eich- und Beschussverwaltung. Im bayerischen Justizvollzug werden ebenfalls „soweit wie möglich“ keine glyphosathaltigen und sonstigen Pflanzenschutzmittel ausgebracht.

"Der aktuelle Standard in Forschung und Lehre muss abgebildet werden"

Nicht vollständig auf Glyphosat verzichten wollen zwei bayerische Hochschulen. Welche, schreibt das Ministerium nicht. Sie „sind aber auf intensiver Suche nach geeigneten Ersatzmitteln“, heißt es in der Antwort. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf kann den Einsatz von Glyphosat nicht generell ausschließen, solange glyphosathaltige Produkte nicht verboten sind. Grund: Es müsse „der aktuelle Standard in Forschung und Lehre abgebildet werden“, so das Landwirtschaftsministerium.

Laut Staatsregierung hat die Landesanstalt für Landwirtschaft dieses Jahr auf eine glyphosatfreie Bewirtschaftung umgestellt. Auf den Nichtkulturlandflächen der 47 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) würden ebenfalls weder glyphosathaltige noch andere Unkrautvernichter angewendet. Zwei ÄELF greifen allerdings auf gärtnerisch genutzten Flächen auf ein Molluskizid zurück. Das ist ein chemisches Mittel, das Weichtiere tötet – insbesondere Schnecken. Sechs ÄELF setzen Pflanzenschutzmittel auf Versuchsflächen ein, davon fünf auch glyphosathaltige Produkte.

Die Immobilien Freistaat Bayern (IMBY) wird laut Landwirtschaftsministerium künftig auf die Verwendung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln verzichten. Gleiches gelte für das Unternehmen Bayerische Staatsforsten bei der Waldbewirtschaftung.

FW-Abgeordneter Fahn fordert, Glyphosat bundesweit zu verbieten und rasch Alternativkonzepte für die Landwirtschaft zu entwickeln. (David Lohmann)

Kommentare (2)

  1. alexander p. am 03.04.2018
    In der ARD Mediathek ist ein interessanter Bericht über Glyphosat. Anscheinend spart man sich durch das Ausbringen von Glyphosat den zusätzlichen Arbeitsgang des Umackerns des Bodens. Hat anscheinend beides die selbe Wirkung gegen Unkraut.
    Mir ist unverständlich, warum wir Bürger das so hinnehmen. Überall wurde Glyphosat schon nachgewiesen. In Tieren, im Trinkwasser, im Urin von Menschen, in Lebensmitteln (Bier!!!!). Interessiert keinen. Uns Bürgern ist anscheinend allen alles Wurscht. Wir sind selber schuld......

    Was besonders bedenklich ist, dass die Glyphosatmenge im Tierfutter nicht gemessen wird. Was sollen wir überhaupt noch essen?!?!? Wem kann man noch glauben?!?!?!
  2. Roberta am 29.03.2018
    Das Totalherbizid Glyphosat auf städtischen Flächen zu verbieten ist ein sehr wichtiger Schritt, denn Glyphosat hat langfristige fatale gesundheitliche Folgen für Mensch, Tier und Ökosystem.

    Denn für die Zell- und DNA-schädigende Wirkung von Glyphosat gibt es keine harmlosen Rückstandsmengen, wie die 250 Ärzte und Vertreter des 119. Deutschen Ärztetages bereits 2016 in ihrem Appel an Frau Merkel geschrieben haben, und ein Verbot von Glyphosat fordern:
    http://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/landesaerztekammern/aktuelle-pressemitteilungen/news-detail/aerzte-fordern-widerruf-der-glyphosat-zulassung/

    Es ist erschreckend, dass die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf die wissenschaftlichen Fakten über die Gefahren von Glyphosat nicht anerkennt. Denn die 17 Krebsexperten des IARC haben ein Jahr lang 400 öffentlich zugängliche Studien ausgewertet und 5 Studien mit über 20 Krebsbefunden entdeckt. Und laut EU Verordnung für Pflanzenschutzmittel muss ein Pestizid bereits bei 2 Tierstudien, die Krebs belegen, sofort verboten werden.

    Doch warum hat das BfR alle Krebsbefunde übersehen? Vielleicht weil in der BfR Pestizidkommission die Mitarbeiter der Glyphosathersteller BAYER und BASF sitzen, die die nicht-veröffentlichten geheimen Glyphosatstudien von Monsanto als harmlos deklarieren.

    Dafür hat das BfR einfach auch 60 Seiten über die krebserregenden, DNA- und zellschädigenden sowie reproduktionstoxischen Effekte von Glyphosat für Mensch und Tier von Monsanto einfach abgeschrieben, wie zahlreiche Medien belegt haben. Daher ist es umso wichtiger, wenn die Städte und Verbraucher den Schutz ihrer Familien selbst in die Hand nehmen. Denn die Chemiekonzerne und Wissenschaftler verdienen nur mit kranken Menschen Milliarden.
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