Landtag

Mehr Bahnhöfe, längere Züge, neue Antriebstechnologien: Die geplanten Investitionen in die Schiene stießen im Landtag auf große Zustimmung. (Foto: dpa)

16.03.2018

Schneller und sauberer durch den Freistaat

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verspricht bis 2021 spürbar steigende Investitionen in das bayerische Schienennetz

Mehr Geld vom Bund, stärkere Investitionen der Bahn: Insbesondere die Strecken in der Region München sollen kräftig ausgebaut werden. Hoffnung auf schnelleres Reisen dürfen sich aber auch Pendler in Nürnberg und anderen Regionen machen. Außerdem soll eine Elektromobilitätsstrategie den Dieselverkehr reduzieren. Innenminister Joachim Herrmann hat für die kommenden Jahre spürbar steigende Investitionen in das bayerische Schienennetz angekündigt. Zum einen werde der Freistaat von der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarten Verdreifachung der Fördergelder im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes profitieren, mit denen Maßnahmen in den S-Bahn-Netzen München und Nürnberg finanziert werden können, zum anderen stocke die Bahn ihre Investitionen bis 2021 kontinuierlich von zuletzt 1,3 auf 1,7 Milliarden Euro im Jahr auf, berichtete Herrmann in Wirtschaftsausschuss.

Als aktuelle Verbesserungen nannte Herrmann den direkten Bahnanschluss des Münchner Flughafens über die neue Neufahrner Kurve ab Dezember und die baldige Teileröffnung des neuen Würzburger Bahnhofs. Mit dem Ausbau der Strecke München-Lindau werde heuer ebenso begonnen wie mit dem Bau zusätzlicher Bahnhöfe zum Beispiel in Ingolstadt und Rosenheim. In die konkreten Planungen eingestiegen werde beim Ausbau der Strecken München-Mühldorf-Freilassing und Augsburg-Ulm sowie bei der Elektrifizierung der Strecke Hof-Marktredwitz-Regensburg. Auch das Nürnberger S-Bahn-Netz solle ausgeweitet und mit höheren Kapazitäten ausgestattet werden.

28 Maßnahmen stehen im Fokus, 23 davon sind in Bau oder Planung

Besonders umfangreich wird nach den Plänen Herrmanns der Bahnausbau in der Region München ausfallen. Dort stünden derzeit 28 Maßnahmen im Fokus, 23 davon seien bereits in Bau oder Planung. Kernstück sei die zweite Stammstrecke, nach deren Fertigstellung 2026 das Fahrtenangebot im Münchner S-Bahn-Netz um 40 Prozent gesteigert werden soll. Herrmann kündigte zudem eine schon Ende des Jahres beginnende Modernisierung der S-Bahn-Flotte an. Die derzeit 17 Jahre alten Fahrzeuge sollen nach und nach ersetzt und durch zusätzliche Triebzüge ergänzt werden. Dank längerer Züge würden damit auch die Beförderungskapazitäten erweitert. Ziel sei es, mehr Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen, um damit die Bemühungen zur Luftreinhaltung in der Stadt zu unterstützen.

Mit einer Elektromobilitätsstrategie für die Schiene will die Staatsregierung laut Herrmann bayernweit den Anteil des Dieselverkehrs deutlich senken. In die Strategie seien zahlreiche Bahnstrecken, darunter das Oberlandnetz südlich von München und die Linie von Neu-Ulm über Memmingen nach Kempten aufgenommen worden. Die Umrüstung soll entweder durch Elektrifizierung der Strecke oder den Einsatz innovativer Antriebstechniken erfolgen. Dafür sollen mehrere Modelle in Pilotversuchen getestet werden.

Bei den Abgeordneten stieß Herrmann mit seinen Plänen auf große Zustimmung. Der SPD-Verkehrspolitiker Bernhard Roos forderte aber noch größere Anstrengungen bei der Elektrifizierung. Dass aufgrund von Lücken im E-Netz immer noch viele Dieselzüge unter Fahrdraht unterwegs sein müssten, müsse aus ökonomischen wie ökologischen Gründen schnell beendet werden. Für die Freien Wähler verlangte Thorsten Glauber in diesem Zusammenhang vom Freistaat, Planung und Bau von Elektrifizierungen verstärkt vorzufinanzieren. Damit ließen sich viele Projekte schneller verwirklichen, da die Gelder des eigentlich zuständigen Bundes nur sehr langsam flössen. Markus Ganserer (Grüne) appellierte an die Bahn, ihre Investitionspläne noch stärker auszuweiten. Mit 100 Euro pro Einwohner und Jahr stecke das Unternehmen zwar mehr Geld in das bayerische Netz als in anderen Bundesländern, Österreich oder die Schweiz gäben aber das Zwei- bis Dreifache davon aus. Entsprechend modern sei die dortige Infrastruktur. (Jürgen Umlauft)

Kommentare (4)

  1. Railfriend am 16.03.2018
    Aktuelle Abschaltung Bahn-Oberleitung wegen Gebäudebrand

    mit der Folge, dass der Zugverkehr eingestellt werden muss. Das passiert gerade in Ibbenbüren und ist überall möglich, wo sich elektrifizierte Gleise nah an Gebäuden befinden. Zitat:
    "Der Zugverkehr ist eingestellt. Der Notfallmanager der Bahn ist vor Ort. Die Feuerwehr will den Brand von den Gleisanlagen aus bekämpfen. Dadurch bestünde Gefahr, dass sie zu nahe an die Oberleitung kommen."
  2. Railfriend am 16.03.2018
    Oberleitungsausfälle

    Kaum vom Thema gesprochen passiert der nächste Ausfall:
    Meldung aus Rostock vor 30 Minuten, Zitat:
    "Im Stadtteil Lichtenhagen knickte wegen des starken Sturms am Nachmittag ein Baum um und fiel an der Straße Zum Laakkanal auf die Oberleitung der S-Bahn. Dies führte zu einem stundenlangen Polizei- und Feuerwehreinsatz. Die Auswirkungen dieses entwurzelten Baumes sind allerdings enorm. So musste der komplette S-Bahn-Verkehr auf der Strecke eingestellt werden. Die Einsatzkräfte arbeiten derzeit an der Problembehebung. Auch in vielen anderen Landesteilen ist es zu einigen Einsätzen von Feuerwehr und Polizei gekommen. Die Aussichten für das bevorstehende Wochenende sind nicht besser, auch hier werden starke Windböen bis Stärke 8 vorhergesagt."
  3. Railfriend am 16.03.2018
    Ökologischer Bahnverkehr ohne Oberleitung

    In Österreich geht jetzt die Zillertalbahn von der gewohnten Elektrifizierung ab. Aus gutem Grund, denn man möchte u.a. Bahnstromunfälle ausschließen und fährt zukünftig mit Wasserstoff aus Wasserkraftstrom ebenso kostengünstig. Auch sauberer Dieselzugbetrieb ist in Zukunft möglich: Mit Power to Liquid-Kraftstoff aus überschüssiger Wasserkraft, der z.B. im schweizerischen Laufenburg ab 2019 mit 400.000 l jährlich produziert wird. Es ist höchste Zeit, die bisherige Elektrifizierungspolitik zu überdenken und nachhaltigere Lösungen zu fördern.
  4. Railfriend am 16.03.2018
    Sicherheit Bahn-Oberleitung noch zeitgemäß ?

    Diese Frage ist leider berechtigt, denn etwa alle 2 Wochen passiert ein Bahnstromunfall mit häufig tödlichem Ausgang. Ein Bahnsystem, das mehr Menschen- und Tierleben kostet als jedes andere, Man denke hier auch an die benötigten bahneigenen Stromtrassen, in Deutschland über 7600 km: Flächenverbrauch und weitere Tausende an jährlichen Vogelopfern.
    Allein wegen der Häufung klimawandelbedingter Oberleitungsausfälle empfiehlt das Eisenbahnbundesamt (EBA) eine Abkehr von der Oberleitung.
    Stattdessen sollen alternative Antriebe "ohne Energiezufuhr von außen" entwickelt werden. Die gibt es durchaus schon und müssen nur auf klima- und umweltfreundliche Energieträger umgestellt werden. Wie z.B. grünstrombasierter PtL-Kraftstoff für Diesel- und Wasserstoff für Brennstoffzellenantriebe, die fürs Tempo außerhalb von ICE-Strecken allemal ausreichen. Damit kommt man sicher, umweltfreundlich und pünktlich bei jedem Wetter ans Ziel.
    Ferner muss man nach den CO2-Vermeidungskosten fragen. Dass Elektrifizierungen kosteneffiziente Klimaschutzmaßnahmen sind darf bezweifelt werden. Zumal die Bahn an Elektrifizierungen ohne Steuerfinanzierung mangels erzielbarer Wirtschaftlichkeit kein Interesse hat.
Die Frage der Woche

Ist die geplante Hausarztpflicht sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

BR Player
Bayerischer Landtag
Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.