Landtag

Diskussionsrunde im Landtag: Ex-Landtagspräsident Hans Böhm, Doktorand Felix Wobst, Landtags-Pressesprecherin Heidi Wolf, Student Benjamin Scherer und SPD-Politiker Peter Paul Gantzer (von links). (Foto: Landtagsamt/Rolf Poss)

29.11.2013

Schüler fragen, Politiker antworten – oder auch nicht

Kooperationsveranstaltung von Landtag und Landeszentrale für politische Bildungsarbeit: Bayern nach der Wahl

Für eine Diskussion im Landtag wäre es ein schönes Thema gewesen: „Bayern nach der Wahl“. Ein schönes deshalb, weil einem verdutzten Deutschland hätte erklärt werden können, warum die einst von Erfolgen verwöhnte CSU, die schon drauf und dran war, eine normale, das heißt mitunter geprügelte Partei zu werden, plötzlich wieder unnormal wurde und die absolute Mehrheit erzielte. Auch hätte jemand darlegen können, wieso der Münchner Oberbürgermeister Ude als SPD-Spitzenkandidat nicht nur in Unterfranken scheiterte, sondern mit der Ausnahme Milbertshofen auch in seinem eigenen München.

Politik – eine „Rentnerveranstaltung“?

Doch daran lag dem Moderator, dem Leiter der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Harald Parigger, offenbar wenig. In der „Kooperationsveranstaltung“ der Zentrale und des Parlaments durfte der Journalist Peter Issig erklären, Seehofer sei groß im „Erspüren von Stimmungen“. Womit das Thema Seehofer erledigt war und „Stuttgart 21“ an die Reihe kam. Nach kürzestem Aufenthalt an diesem Bahnhof musste noch der Unterschied zwischen Politik und Parteipolitik angeritzt und die Frage der direkten Demokratie zumindest angeschnitten werden.

Die Politologin Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, brach tapfer eine Lanze für die repräsentative Demokratie. Und schon verschwanden Münch und Issig wieder. Der völlige Szenenwechsel auf dem Podium brachte es mit sich, dass Heidi Wolf, die Pressesprecherin des Landtags, fortan etwa 200 Schüler zu betreuen hatte. Diese sollten fragen, nach Herzenslust fragen, fragen, was immer auch ihnen in den Sinn kam. Und wenn einer nicht fragte, sondern nur etwas sagte, war es auch recht.
Ein Schüler äußerte den Eindruck, Politik sei eine „Rentnerveranstaltung“. Nun gut, auf dem Podium saßen neben zwei Studenten der einstige Landtagspräsident Johann Böhm (CSU) und der Alterspräsident Peter Paul Gantzer (SPD). Dieser spielte später den Ball mit dem Aufruf zurück, zur Lösung unserer demografischen Probleme Kinder zu produzieren. Die Reaktion des jugendlichen Publikums war nicht unfreundlich. Böhm hatte Gelegenheit zur der Anmerkung, dass Politiker keineswegs nur immer am politischen Gegner scheitern. Siehe Streibl. Die eigene CSU stürzte diesen Ministerpräsidenten. Siehe auch Stoiber. Die Opposition krümmte ihm kein Haar. Warum nur sagte an dieser Stelle keiner, der schlimmste Gegner sei der Parteifreund – um diese Redensart mit lehrreichen Beispielen anzureichern? Die jungen Leute sollten doch hören, wie Politik funktioniere – oder?

Den einleuchtenden Rat, der Politik wegen einfach in eine Partei einzutreten, hätte Peter Paul Gantzer auf jeden Fall erteilen können. Und Felix Wobst hätte nicht aufzuhören brauchen, den Sonnyboy der CSU darzustellen. Ein Glückspilz offenbar. Maximilianer war er, Stadtrat in Kaufbeuren ist er, daneben auch noch Promotionsstudent an der LMU. Er scheint mit der CSU sehr gut zu fahren, mindestens so gut wie der Student Benjamin Scherer mit der ÖDP. Auch das trug zur Harmonie des Abends bei.

Gute Politiker dürfen auch gut verdienen

Die Harmonie wurde auch nicht durch Schülersprüche wie jene gefährdet, die Parteien täten immer so, als stritten sie sich, seien sich aber in Wirklichkeit einig, zum Beispiel bei der Diätenerhöhung. Dazu Böhm: Tja, gemeinsame Interessen verbinden halt. Gantzer verwies auf die Menge Arbeit, die ein Parlamentarier leiste.

Alles schön und gut – doch warum hatte keiner den Mumm zu der Feststellung, dass schlechte Politiker ganze Völkerschaften ruinieren, gute sie aber retten könnten? Weshalb die finanziellen Anreize ruhig so präsent sein sollten wie im Spitzenfußball?

Mit den Fragen und den Antworten ging es holterdiepolter weiter, und plötzlich war es aus. Als jemand auf Europa zu sprechen kam, sagte Frau Wolf, jetzt könne kein neues Fass aufgemacht werden. Das Fass „Bayern nach der Wahl“ indes war angezapft worden und stand immer noch herum. (Roswin Finkenzeller)

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