Landtag

In den letzten zwei Jahren wurden in Bayern 182 Tonnen Treibstoff abgelassen. (Foto: dpa/Christoph Schmidt)

06.03.2020

Tonnenschwerer Kerosin-Regen

Flugzeuge haben 2018 und 2019 insgesamt 182 Tonnen Treibstoff über Bayern abgelassen

Wenn das Auto ein Leck hat und Benzin verliert, kann es teuer werden. Bis zu 25 000 Euro Bußgeld werden in Bayern fällig, wenn nicht sofort die Feuerwehr gerufen wird. Bei Flugzeugen ist das seltsamerweise anders. Sie lassen regelmäßig Kerosin über deutschem Boden ab – in den letzten beiden Jahren mindestens 1300 Tonnen. Allein im Februar 2020 gab es schon wieder zwei Fälle mit über 62 Tonnen über Ostdeutschland. Markus Rinderspacher (SPD) wollte jetzt wissen, wie viele Fälle von Fuel Dumping es in Bayern gab und welche Konsequenzen die Staatsregierung daraus zieht.

Das Verkehrsministerium antwortet, 2018 und 2019 hätten Flugzeuge bei insgesamt sechs Vorfällen 182 Tonnen Treibstoff über Bayern abgelassen – allesamt von zivilen Luftfahrzeugen. Alleine am 26. Juli 2019 wurde ein Tank mit 52 Tonnen Kerosin über Ostbayern geöffnet.

Als Grund für die Treibstoffschnellablässe werden immer wieder medizinische oder technische Notfälle genannt. Wenn das Flugzeug mit einem vollen Tank außerplanmäßig landen muss, sei dies für Passagiere und Besatzung riskant. Fahrwerk, Struktur und Bremsen seien nicht dafür ausgelegt. Flugzeughersteller widersprechen dieser Ansicht.

Die Firma Boeing betonte in der Vergangenheit ausdrücklich, Landungen mit Übergewicht seien sicher. Das bestätigte der Staatszeitung auch ein Sprecher des Herstellers Airbus. „Fuel Dumping ist eher eine Frage der Wirtschaftlichkeit als der Sicherheit.“ Landet ein Flieger mit relativ vollem Tank, sind in der Regel Untersuchungen nötig, ob bei der Landung Schäden entstanden sind. Die Folge: Das Flugzeug fällt länger aus. Dass Fuel Dumping für eine sichere Landung nicht nötig ist, beweist das Langstreckenflugzeug A 330-300. Es verfügt nicht einmal über Treibstoff-Ablassdüsen.

Treibstoff nicht immer über denselben Gebieten ablassen

Das Bundesverkehrsministerium will Kerosinablässe dennoch nicht einschränken. Dabei weiß keiner genau, welche Auswirkungen Kerosin auf Boden, Grundwasser, Luft und die menschliche Gesundheit hat. Das Umweltbundesamt (UBA) kommt zwar in einer neuen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass nach derzeitigem Wissensstand keine negativen Konsequenzen zu erwarten seien. Das meiste Kerosin verdampfe in der Luft. Dennoch fordert das UBA den Gesetzgeber „aus dem Vorsorgeprinzip heraus“ auf, eine Vorschrift zu erlassen, die es verbietet, Treibstoff immer über denselben Gebieten abzulassen.

Der SPD-Abgeordnete Rinderspacher verlangt, die Bürger in Bayern sofort transparent über einen Kerosinablass zu informieren. „Wenn über unseren Köpfen tonnenweise Treibstoff abgelassen wird, müssen die Menschen in Bayern darüber zeitnah in Kenntnis gesetzt werden.“ Auch seien weitere und genauere Messstellen des Landesumweltamts in Bayern nötig, um die Umgebungsluft kontrollieren zu können.

Um speziell die Kerosinbelastungen messen zu können, hat Rheinland-Pfalz seine Luftmessstationen entsprechend nachgerüstet. Da die Staatsregierung aber trotz der Treibstoffablässe keine Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur befürchtet, wird „kein zusätzlicher Untersuchungsbedarf“ gesehen. (David Lohmann)

Kommentare (2)

  1. voa zua am 13.03.2020
    Treibstoff ablassen gehört komplett verboten. Sicher ist sicher und ich kanns auch kaum glauben, dass das alles in der Luft verdampfen soll... Kerosin ist nicht so flüchtig wie Benzin, hat einen niedrigeren Siedepunkt. Kippen Sie mal n Liter Diesel auf ihr Hofplaster (nein bitte nicht wirklich machen) und schauen Sie, wie lange es dauert bis dieser sich "in Luft aufgelöst" hat...

    Airbus machts vor... Es geht auch ohne.
  2. HeGe am 10.03.2020
    "Das Umweltbundesamt (UBA) kommt zwar in einer neuen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass nach derzeitigem Wissensstand keine negativen Konsequenzen zu erwarten seien. Das meiste Kerosin verdampfe in der Luft."
    Aber 182.000 kg (- X kg) Kerosindampf in unserer Luft - über zwei Jahre verteilt - sind eine Größenordnung, bei der sich die Menschen unterhalb der Hauptflugrouten schon Sorgen machen werden.
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