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Da die meisten Künstler Kleinunternehmer sind, soll vor allem Raum für zusätzliche Ateliers gefördert werden. (Foto: DPA)

16.08.2013

Trotz Boom am Existenzminimum

Kulturwirtschaft: Die Grünen fordern eine Zukunftsstrategie für kreatives Arbeiten

Künstler verkaufen das am schwersten verkaufbare Gut überhaupt: innovative Ideen. Dennoch haben kreative Köpfe im Freistaat zur Unterstützung nur einen einzigen Ansprechpartner: Jürgen Enninger vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft – und dieser wird vom Bund bezahlt. „Beide FDP-Minister, Martin Zeil und Wolfgang Heubisch, haben die Kulturwirtschaft bisher sträflich vernachlässigt“, schimpft daher der kultur- und forschungspolitische Sprecher der Grünen, Sepp Dürr. Dabei gehe aus dem vom Wirtschaftsministerium selbst erstellten Kulturwirtschaftsbericht hervor, wie groß der Handlungsbedarf ist.

Nach der Erhebung aus dem Jahr 2009 leben 36 Prozent aller rund 300 000 kreativen Kleinunternehmer in prekären wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. „Die krebsen am Existenzminimum, obwohl die Kreativwirtschaft boomt“, konkretisiert Dürr. Tatsächlich ist Bayern auf diesem Gebiet europäischer Spitzenstandort: Die Wertschöpfung beträgt mit 13,6 Milliarden mehr als ein Fünftel der bundesweit 63 Milliarden Euro.

Bayern gilt in der Branche als Spitzenstandort

Höchste Zeit für die Grünen, eine Zukunftsstrategie zur Förderung kreativen Lebens und Arbeitens in Bayern für die nächste Legislaturperiode zu entwerfen. Daher beauftragte die Partei die Agentur Because we care (BWC) aus Augsburg mit einer Studie. Sie sollte herausfinden, wie Kulturschaffende ihre Potenziale und Marktchancen besser nutzen können. Ergebnis: Kulturwirtschaftsförderung müsse Künstlerförderung sein.

97 Prozent aller Kleinunternehmer brachten es 2009 zusammen nur auf einen Umsatzanteil von 24 Prozent, während ein Prozent der Großunternehmen 67 Prozent des Umsatzes machte. „Daher muss bei der Künstlerförderung ganz unten angefangen werden“, erklärt BWC-Gründer Richard Goerlich. Deshalb will die Ökopartei jetzt das Beratungsangebot ausbauen, staatliche Förderschwellen senken und das Studienangebot an Kunsthochschulen um das Thema Selbstvermarktung ergänzen.

Als zweites empfahl der Thinktank den Grünen, den Staat als Auftrag- und Arbeitgeber zu verstehen. Daher will die Partei zukünftig kulturelle Bildung ausbauen und durch höhere Etats für Museen, Ausstellungen und Lehrtätigkeiten für bessere Einkommensmöglichkeiten der Künstler sorgen. Außerdem muss laut Dürr die Produktivität auf den Bundesdurchschnitt gehoben werden. Da der Frauenanteil in der Kulturwirtschaft bei 55 Prozent liegt, gelänge dies vor allem durch gezielte Maßnahmen zur Frauenförderung – insbesondere durch gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Kulturschaffende haben keine Lobby

Für eine zukunftsfähige Kulturpolitik empfiehlt die Agentur zum Abschluss neue Strukturen. „Künstler haben keine Lobby“, erklärt Stefan Schleifer von BWC. „Sie brauchen daher jemanden, der Brücken zwischen Kultur und Wirtschaft schlägt.“ Dies könnte eine bayerische Kreativwirtschaftsagentur übernehmen, die beispielsweise an den FilmFernsehFonds Bayern angeknüpft ist. Ein ähnliches Projekt zur besseren Vernetzung im Kulturbereich sei in Baden-Württemberg schon vor der Regierungsübernahme von Rot-Grün im Jahr 2011 geglückt.

Mit diesem Handlungsprogramm glaubt Dürr, den Freistaat zu einer Modellregion für Deutschland und Europa machen zu können. „Wenn es die jetzige Regierung nicht macht, müssen wir es eben machen“, so Dürr. „Egal ob in der Regierung oder als Opposition.“ (David Lohmann)

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