Landtag

Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). (Foto: dpa/Peter Kneffel)

18.05.2021

Umstrittene Hochschulreform offiziell auf den Weg gebracht

Seit die Eckpunkte der Hochschulreform bekannt sind, gibt es Kritik. Nun liegt der erste Gesetzesentwurf vor - was die Kritiker nicht verstummen lässt. So manchem gehen Deregulierung und die "Entfesselung des Unternehmergeistes" an den Hochschulen zu weit

Schon an den Eckpunkten der Hochschulreform hat es viel Kritik gegeben, nun hat das bayerische Kabinett den ersten Gesetzesentwurf für das umstrittene Vorhaben auf den Weg gebracht. Als nächstes sollen jetzt die Verbände angehört werden, wie Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts in München sagte. Die SPD-Landtagsfraktion kündigte umgehend an, das Hochschulinnovationsgesetz in seiner jetzigen Form bei der finalen Abstimmung im Landtag abzulehnen.

Die Reform fußt auf drei Schwerpunkten. Erstens auf der weitgehenden Eigenständigkeit der Hochschulen. "Ausgerichtet an den Maximen einer umfassenden Deregulierung werden die bayerischen Hochschulen künftig freier und eigenverantwortlicher handeln können", sagte Sibler. Dies ermögliche schlankere Strukturen, schnellere Entscheidungsprozesse und fachliche Schwerpunktsetzungen für ein individuelles Profil.

Der zweite Schwerpunkt soll die Entfaltung von Innovationsfreude und Unternehmergeist sein. Dazu sollen sich die Hochschulen und ihre Mitarbeiter unter anderem leichter an Unternehmen beteiligen oder Ausgründungen besser unterstützen können.

Kleinere Fächer unter starkem Druck

Drittens: Die Förderung von Talenten. Dazu gehören etwa die verpflichtende Einrichtung von Karrierezentren oder die endgültige Übertragung des Berufungsrechts auf die Hochschulen samt erweiterter Habilitationsmöglichkeiten.

"Anstatt echter Innovationen finden sich im Entwurf überwiegend veraltete Konzepte zu Deregulierung und Effizienzsteigerungen aus der neoliberalen Mottenkiste", kritisierte der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christian Flisek. Auch den Transfer als dritten Aufgabenbereich neben Forschung und Lehre sieht er kritisch. Dies werde vor allem die kleineren Fächer stark unter Druck setzen, weil deren Forschungsergebnisse nur schwer zu quantifizieren seien.

Sibler hingegen versicherte: "Es geht uns nicht darum, Hochschulen zu Unternehmen umzuformen. Und es ist auch vollkommen klar, dass die gesetzlich verankerte Wissenschaftsfreiheit und die akademische Selbstverwaltung unangetastet bleiben werden." Er fasste seine Ziele so zusammen: "Entbürokratisieren und Entflechten, Beschleunigen und Vernetzen in Staat und Gesellschaft und in die Wirtschaft hinein auf Basis einer starken Grundlagenforschung und des Humboldtschen Bildungsideals."

Die Hochschulreform ist Teil der Zukunftsoffensive "Hightech Agenda Bayern" und soll dazu beitragen, die Wissenschaftslandschaft in Bayern für die nächsten 20 bis 30 Jahre zukunftsfest aufzustellen und auf internationales Spitzenniveau zu heben. An den Plänen wird seit 2018 gearbeitet. Das Gesetz sollte ursprünglich noch vor der Sommerpause vom Landtag beschlossen werden, doch nach Gegenwind aus der Hochschullandschaft und der Opposition räumte Sibler mehr Zeit für die Diskussion ein.
(dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Sollen Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

BR Player
Bayerischer Landtag
Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.