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Kinder sollten bei Hitze keinen Sport treiben: Die Gefahren würden vollkommen unterschätzt. (dpa/Unai Huizi)

18.07.2025

Wenn Hitze Menschen krank macht

"Wir haben kein Gesundheitssystem, wir haben ein Krankheitssystem": Bayerns Sonderbeauftragte für Klimaresilienz und Prävention erklärt, was nächtliche Hitze mit Schlaganfällen zu tun hat – und wie Kirchen helfen können

Die Sonderbeauftragte für Klimaresilienz und Prävention, Claudia Traidl-Hoffmann, warnt vor den gesundheitlichen Folgen der Erderwärmung und fordert mehr Prävention. „Wir haben kein Gesundheitssystem – wir haben ein Krankheitssystem“, mahnt sie.

2023 wurde Claudia Traidl-Hoffmann von der Universität Augsburg vom damaligen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) zur Sonderbeauftragten für Klimaresilienz und Prävention in Bayern ernannt. Die Chefärztin für Umweltmedizin arbeitet seither eng mit dem Gesundheitsministerium und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zusammen – etwa im Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit, wie sie im Gesundheitsausschuss berichtete.

„Mein Auftrag ist es, die Ministerin zu beraten und das Ministerium bei Fragen zu Klimawandel und Gesundheit zu vertreten“, erklärte Traidl-Hoffmann, die auch dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen angehört. Gerade der Bereich Prävention müsse stärker in den Fokus rücken und auch finanziell besser ausgestattet werden. „Wir haben kein Gesundheitssystem – wir haben ein Krankheitssystem“, betonte sie.

Eine ihrer Kernbotschaften: „Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die menschliche Gesundheit.“ Das Thema sei zwar gesellschaftlich umstritten, sie wolle jedoch nicht nur auf Risiken, sondern vor allem auf Chancen hinweisen – etwa darauf, dass Klimaschutz gleichzeitig Gesundheitsschutz bedeute. Besonders die Luftverschmutzung sei einer der größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs. „Im Gegensatz zu anderen Risikofaktoren können Menschen daran nichts selbst ändern – hier ist die Politik gefragt.“

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf den gesundheitlichen Folgen extremer Temperaturen. „Nächtliche Hitze erhöht das Schlaganfallrisiko erheblich“, so Traidl-Hoffmann. Daher sei auch das Bauministerium gefragt – etwa beim Städtebau oder bei der Planung von Pflegeeinrichtungen und Kitas. Besonders ältere Menschen und Kinder seien gefährdet. „Hitze und Sport – das wird komplett unterschätzt“, warnte sie. Deshalb arbeite sie bereits mit dem Bayerischen Landessportverband an konkreten Maßnahmen.

"Birken gehören in den Wald, nicht in die Stadt"

Als Beispiel erfolgreicher Forschung nannte sie das elektronische Polleninformationsnetzwerk Bayern (ePIN). Per App lassen sich dort Echtzeitinformationen zu Pollenflug und Luftqualität abrufen. „Mithilfe dieser Daten können Symptome reduziert und die Lebensqualität verbessert werden“, sagte sie. Auch bei der Stadtbegrünung sei wegen Allergien ein Umdenken nötig: „Birken gehören in den Wald, nicht in die Stadt.“ 

Der Ausschussvorsitzende Bernhard Seidenath (CSU) bedankte sich in der anschließenden Aussprache für die klaren Worte: „Das zeigt, dass der Klimawandel nicht nur die Eisbären, sondern auch die Menschen betrifft.“

Ausschussvizin Ruth Waldmann (SPD) äußerte Unverständnis darüber, wo genau im Klimawandel eine „Chance“ liegen solle. Deutschland habe bereits die 2,5-Grad-Marke überschritten. Ein bundesweites Aktionsbündnis führender Gesundheitsorganisationen mahne deutlich mehr Anstrengungen an.

Andreas Hanna-Krahl (Grüne) betonte, dass extreme Hitzeperioden zu einer Zunahme von Notfällen führten – und damit das Rettungsdienstpersonal zusätzlich belasteten. Kirchen sollten daher bei hohen Temperaturen als Kühlzonen geöffnet und Rettungskräfte mit Kühlwesten ausgestattet werden. 

Andreas Winhart (AfD) äußerte die Sorge, dass durch den Trend zum Homeoffice zunehmend Menschen in nicht klimatisierten Wohnungen arbeiten – womit für sie nur eingeschränkte Arbeitsschutzregeln gelten würden. Öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Altenheime oder Bibliotheken sollten daher gezielt hitzesicher gemacht werden. (David Lohmann)

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