Leben in Bayern

Sie sind vor 13 Jahren aus Bayern nach Hamburg gezogen: Gabi und Erwin Werner. (Foto: Markus Scholz/dpa)

01.08.2019

Ab in den Norden

Fühlen sich waschechte Niederbayern in Hamburg wohl? Oder gar heimisch? Das Ehepaar Werner sagt ganz klar: Ja, unbedingt! Und das immer noch mit gemütlichem bayerischen Dialekt - nach 15 Jahren

Mehr als 3500 Bayern zog es im vergangenen Jahr nach Hamburg, in der Gegenrichtung verlegten gut 3000 Hamburger ihren Wohnsitz in den Freistaat - soweit die nackten Zahlen des Statistikamts Nord. Doch wie lebt es sich jenseits des Weißwurstäquators? Kann man als waschechter Bajuware an der Waterkant wirklich heimisch werden? Für den gebürtigen Niederbayern Erwin Werner stellte sich diese Frage vor 15 Jahren, als ihn ein verlockendes Angebot an die Elbe lockte - als Geschäftsführer einer Wurstfabrik.

Zunächst sollte es nur ein Experiment sein, sagt der 54-Jährige heute. Deshalb blieben seine Frau Gabi und die damals elf und neun Jahre alten Kinder Anna-Lisa und Johannes auch erst einmal im niederbayerischen 2000-Seelen-Örtchen Mengkofen. Drei Jahre, die an die Substanz gingen: "Das war eine enorme Belastungsprobe für die gesamte Familie", erinnert sich Erwin Werner an die Zeit der zwei Zuhause - und keines war es so richtig. Jedenfalls war bald klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Nach diversen Diskussionen beschloss der vierköpfige Familienrat, mit Sack und Pack, drei Hasen, zwei Meerschweinchen und einem Wellensittich nach Hamburg zu ziehen.

Doch damit gingen die Probleme erst los: Die Suche nach einem neuen Zuhause erwies sich als "aufreibend", der berufliche Wiedereinstieg von Gabi - als Lehrerin - als hohe bürokratische Hürde. Und die Menschen in den Hamburger Elbvororten seien den vier zugezogenen Bayern eher zurückhaltend begegnet, sagt Werner. Zunächst. "Es dauerte nach dem Umzug noch etwa ein Jahr, bis wir Hamburg und seine Menschen kennen und auch lieben gelernt haben." Dabei klingt der 54-Jährige immer noch nicht wie seine Nachbarn im Stadtteil Blankenese.

Die Hamburger mögen den Dialekt

Den gemütlichen niederbayerischen Dialekt haben weder Erwin, noch seine Frau Gabi gegen Hochdeutsch eingetauscht. Warum auch? Die Hamburger würden auf die südlich geprägte Tonlage stets wertschätzend und humorvoll reagieren, sagt der Wahlhanseat. Also so gar nicht von oben herab, wie man das vielleicht vermuten könnte. "Das Klischee, dass die Hamburger grundsätzlich steif und reserviert seien, stimmt überhaupt nicht", sagt die 54-jährige Pädagogin - mittlerweile Schuldirektorin. Andere Vorurteile hätten sich indes bewahrheitet. Vor allem die modischen: "Hamburger Männer tragen rote Hosen, in Bayern wäre das undenkbar."

Natürlich vermissen Gabi und Erwin Werner so manches in Hamburg. Zusammengefasst nennt es Erwin "die drei B's" - für "Berge", "Brezen" und "Biergärten". Diesem B-Dreiklang stelle die Stadt an Alster und Elbe allerdings gewichtige Argumente entgegen: "Die Vielfalt der verschiedenen Stadtviertel, die wir gerne per Rad erkunden", sagt er. Seine Frau betont die Vielschichtigkeit der Metropole: "Hier kann man alles finden", sagt sie, "die fantastische Elbphilharmonie und die urige Kiez-Klause; hanseatische Traditionen, aber auch Interkulturalität und Weltoffenheit."

Für Gabi Werner, die ursprünglich nie in den Norden wollte, ist deshalb eine Rückkehr in den Süden nicht mehr vorstellbar. Bei ihrem Mann Erwin klingt es ähnlich: die meiste Zeit in Hamburg, den Rest des Jahres in Bayern. Bei Bergen, Brezen und Biergärten.
(dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.