Tierärztin Petra Kölle (links) vermisst Mops Sir Henry von Uschi Ackermann in der Tierklinik in München. (Fots: Andreas Gebert/dpa)
02.01.2018
Abspecksprechstunde für Viecherl
Nicht nur Menschen werden immer dicker, auch bei Haustieren ist der Trend zum Übergewicht alarmierend. In München gibt es deshalb eine spezielle Sprechstunde für besorgte Tierbesitzer. Eine Lektion: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht
Sir Henry weiß schon, was jetzt kommt. Widerstandslos wackelt er durch den Raum, mit seinem runden Leib und dem faltigen Gesicht. Er steigt auf die niedrige Waage und lässt sich dort plumpsen. Auf der digitalen Anzeige erscheint eine Zahl: 9,3 Kilogramm, so viel wiegt der rund zwölf Jahre alte Mops. Zu viel für den kleinen Kerl. Sir Henry hat Übergewicht. Und das mag drollig anzusehen sein, ist aber ein ernstes Problem.
Übergewicht schadet Haustieren genauso wie Menschen. Und genau wie beim Menschen sind immer mehr Hunde, Katzen und Kaninchen zu dick. Fast die Hälfte von ihnen hat Übergewicht, schätzt der Bundesverband Praktizierender Tierärzte. Die Tendenz sei steigend.
Nach Angaben des Instituts für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik an der Universität Leipzig werden für die Industrieländer Mitteleuropas mittlerweile rund 40 Prozent der Hunde und Katzen als übergewichtig eingeschätzt. "Man geht davon aus, dass heutzutage von den in Haushalten lebenden Hunden und Katzen circa 20 bis 30 Prozent mehr von Übergewicht betroffen sind als noch vor 50 Jahren", sagt Cornelia Rückert, Mitarbeiterin am Institut.
Zu viele Leckerli für Sir Henry
Diese Entwicklung ist gefährlich, denn Übergewicht erhöht das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Gelenkerkrankungen. Katzen, die sich wegen ihres fülligen Körpers nicht mehr putzen können, bekommen häufig Blasenentzündungen. Bis zu zwei Jahre Lebenszeit kann Übergewicht ein Tier kosten.
Die Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat deshalb eine spezielle Sprechstunde für besorgte Tierbesitzer eingerichtet. Nach eigenen Angaben handelt es sich um Deutschlands erste klinische Sprechstunde zu Fettleibigkeit (Adipositas) von Hunden und Katzen. Ein Patient ist Sir Henry. Er hatte 2016 schon einmal abgespeckt. Doch dann entdeckte der Zahnarzt einen Tumor in seiner Mundhöhle. Eine langwierige Behandlung begann und Mops-Mama Uschi Ackermann versuchte Sir Henry das Leben mit Leckerli so angenehm wie möglich zu machen. "Dann hat er wieder zugenommen", erzählt sie heute.
Viele Besitzer meinen es gut mit ihren Vierbeinern. Liebe geht eben durch den Magen. Andere versuchten, mit Leckerli ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil Hund oder Katze nicht genug Auslauf bekommen, erklärt Astrid Behr vom Tierärzteverband. "Alle Tiere brauchen Auslauf, auch Wohnungskatzen", betont sie. Doch wenn Herrchen oder Frauchen den ganzen Tag arbeiten und erst abends nach Hause kommen, seien sie häufig zu erschöpft, um noch Jagdspiele mit dem Stubentiger zu veranstalten. Der bekomme dann zu fressen - bewege sich aber nicht und verbrauche keine Energie, sagt Behr.
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