Leben in Bayern

Nach dem Feuer: Notre-Dame in Paris. (Foto: Pyotr Larionov/TASS/dpa)

16.04.2019

Auch Bayerns Bauten sind in Gefahr

Eine bange Frage nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame: Wäre das auch in Deutschland möglich? Die Antwort: ja. Allein in Bayern sind in den letzten fünf Jahren drei bedeutende historische Bauwerke abgebrannt - und es gibt noch mehr Parallelen

Nürnberg, Straubing und Dillingen sind nicht Paris. Seit Montag jedoch teilen die drei Städte eine traurige Gemeinsamkeit mit der französischen Hauptstadt: Bedeutende historische Bauwerke sind durch Brände weitgehend zerstört worden. In Nürnberg brannte im Sommer 2014 die 700 Jahre alte Marthakirche ab, in Straubing 2016 das nahezu gleichaltrige Rathaus. Auch in Dillingen wurde 2017 das um 1500 erbaute Rathaus ein Raub der Flammen. Wie in Notre-Dame brachen die Brände jeweils im Dachstuhl aus. Und wie in Paris ereigneten sich die Unglücke während Sanierungsarbeiten.

Was in Paris möglich war, ist also auch in Deutschland schon geschehen. "Oft ist es Schlamperei am Bau", sagt Nikolaus Bencker, Leiter des Sachgebiets Denkmalschutz in Nürnberg. "Vorschriften gibt es genug." Historische Bauwerke - insbesondere alte Kirchen - sind gefährdeter als moderne Bauten: Die hölzernen Dachstühle sind Jahrhunderte alt, die Innenräume groß und hoch, was die Ausbreitung von Feuer begünstigt und den Feuerwehren das Löschen erschwert. In den Nürnberger Kirchen sind nach Benckers Worten im Dachgebälk auch keine Brandmelder installiert - diese würden auch wenig Sinn machen. "Da laufen ja keine elektrischen Leitungen", sagt Bencker.

Ungeachtet der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hat in Bayern eine Vielzahl historischer Bauten die Jahrhunderte überstanden, sakrale ebenso wie profane. Allein die Liste der bedeutenden Kirchen würde ein Buch füllen - angefangen bei den Domen in Bamberg, Würzburg, Regensburg, Eichstätt, Passau, Augsburg, Freising und München bis hin zu bedeutenden Wallfahrtskirchen wie Vierzehnheiligen in Oberfranken und der Wieskirche am Alpenrand. Das international bekannteste Baudenkmal Bayerns ist Schloss Neuschwanstein bei Füssen.

Notfallpläne und Feuerwehrübungen sind Standard

Ebenso wie in den beiden anderen Schlössern Ludwigs II. würde ein Brand dort die Feuerwehr vor immense Herausforderungen stellen. Neuschwanstein liegt auf einem Hügel, Linderhof fern jeder größeren menschlichen Ansiedlung im Ammergebirge, Herrenchiemsee auf einer Insel. Und neben diesen drei Prunkbauten verwaltet die Staatliche Schlösser- und Seenverwaltung noch 42 weitere Burgen und Schlösser. Zahllose historische Gebäude sind in Privatbesitz.

Sowohl die Behörden als auch die Eigentümer der Gebäude haben umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um Bränden vorzubeugen und im Falle eines Falles Menschen und Bauwerke schnell retten zu können. Notfallpläne und Feuerwehrübungen sind Standard.

Beispiel Bamberg: Der tausend Jahre alte Dom mit seinen vier Türmen ist eine der bedeutendsten Kirchen Mitteleuropas. "Es gibt einen Feuerwehrplan, der sowohl vor Ort als auch bei der Feuerwehr vorliegt. Hier sind die Brandmeldepunkte mit entsprechenden Einsatzwegen und Plänen für das Verlegen von Schläuchen verzeichnet sowie die Standorte von Hydranten", sagt ein Sprecher des Bistums. Außerdem gibt es regelmäßige Ortsbegehungen mit der Feuerwehr.

Schwachpunkte sind Holzdachstühle

"Die Bausubstanz im Dom ist massiv, Schwachpunkte sind die Holzdachstühle", erklärt der Bistumssprecher. "Wenn Feuer unter dem Dach ausbricht, ist das nach Auskunft der Feuerwehr schwer zu unterbinden." Ein weiteres Problem: Die Türme sind über 70 Meter hoch, die Drehleitern der Feuerwehr haben eine Einsatzhöhe von 25 Metern.

Vorbeugen jedoch ist zweifelsohne günstiger, auch und vor allem bei der Sanierung historischer Gebäude. "Umso wichtiger ist es, Bauaufträge nur an qualifizierte Firmen zu vergeben", sagt Achim Schröer, ein Sprecher des Denkmalnetzwerks Bayern.

Auf Dauer seien aber nicht spektakuläre Brände die Hauptursache für die Zerstörung historischer Bauten, gibt Schröer zu bedenken. "Der schleichende Verlust dessen, was an denkmalgeschützter und denkmalwürdiger Substanz einfach abgerissen wird, ist langfristig viel dramatischer."
(Carsten Hoefer und Luisa Riß, dpa)

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