Franzosen sind arbeitsscheu, modebewusst und essen gerne Frösche? An manchen Stereotypen über unsere Nachbarn ist durchaus etwas dran. An anderen nicht. Ein Klischee-Check vor der Wahl am nächsten Sonntag:
Baskenmützen, Streiks und Hupkonzerte - über kaum ein Land gibt so viele Klischees wie über Frankreich. Oft ist dieses Bild unserer Nachbarn zumindest teilweise überholt. Aber an manchem ist auch etwas dran.
- Franzosen sprechen nur Französisch
Im europäischen Vergleich schneidet Frankreich beim Thema Fremdsprachenkenntnisse mittelmäßig ab - Deutschland aber auch. Nur jeder zweite Franzose spricht mindestens eine Fremdsprache. In Deutschland sind es immerhin zwei von drei. Im Fremdsprachen-Ranking der 27 EU-Staaten von 2012 liegt Deutschland damit auf Platz 15, Frankreich auf Platz 17.
- Franzosen tragen Baskenmütze und Matrosenshirt
Wohl eher ein Fall für die Karnevalskiste: Der letzte Hersteller originaler Baskenmützen, die Firma Laulhère, produziert heute hauptsächlich für das Militär. Billige Imitate sind zwar beliebt, aber vor allem bei Touristen. Das blau-weiße Ringelshirt geht auf die Kluft bretonischer Matrosen zurück. Designer wie Coco Chanel, der Deutsche Karl Lagerfeld, Jean-Paul Gaultier und Co. machten es nicht nur in Frankreich zu einem Modeklassiker.
- Wein immer und überall
Der Franzose schätzt guten Wein und trinkt reichlich davon. Oft schon am Mittagstisch steht ein Gläschen auf dem Tisch. Und beim Abendessen sowieso. Auch wenn der Weinkonsum pro Kopf in den vergangenen 50 Jahren deutlich gesunken ist, steht Frankreich weiter an der Spitze der Wein-Statistik: Rund 54 Liter trinkt ein Franzose im Schnitt pro Jahr, fast doppelt so viel wie ein Deutscher.
- Baguette, Foie gras und Froschschenkel
Baguette und Croissant gibt es in Frankreich an jeder Ecke. Grau- und Schwarzbrot wird eher misstrauisch beäugt oder gar nicht erst verkauft. Foie gras erfreut sich trotz lautstarker Proteste von Tierschützern weiter großer Beliebtheit, während schon das Wort "Gänsestopfleber" in Deutschland oft Abneigung hervorruft. Außerdem ist Frankreich der größte Importeur von Froschschenkeln: Rund 5000 Tonnen werden jährlich aus tropischen Gebieten importiert - mit möglicherweise verheerenden Folgen für die Ursprungsökosysteme.
- Streiken ohne Ende
Im internationalen Vergleich wird in Frankreich viel gestreikt, sehr viel mehr als in Deutschland. Nach Angaben des wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung fallen in Frankreich mehr als sechsmal so viele Arbeitstage streikbedingt aus wie in Deutschland. Allerdings legen Arbeitnehmer in Ländern wie Dänemark, Kanada und Belgien ebenfalls sehr häufig die Arbeit nieder. Man kann es also auch anders sehen: In Deutschland wird im internationalen Vergleich sehr wenig gestreikt.
- Franzosen sind modebewusst
Dior, Chanel, Louboutin - Paris, Ursprungsort der Haute Couture, ist die Modehauptstadt schlechthin. Das Image der eleganten Französin als Stilikone hält sich hartnäckig. Zumindest in den durchschnittlichen Ausgaben für Kleidung spiegelt sich das Modebewusstsein jedoch nicht wider. Deutsche Haushalte geben im Schnitt 4,4 Prozent ihres Budgets für Kleidung und Schuhe aus. In Frankreich sind es rund 4 Prozent.
- Hupen, hupen, hupen
Auf französischen Straßen wird gehupt, was das Zeug hält, das ist zumindest der Eindruck vieler Besucher. Dabei ist die gesetzliche Lage in Frankreich ähnlich wie in Deutschland: Nur in Gefahrensituationen darf gehupt werden, ansonsten droht ein Bußgeld von 35 Euro. Wie rigoros dieses Gesetz durchgesetzt wird, ist eine andere Frage. In Deutschland kassieren die Behörden 5 bis 10 Euro.
- 35-Stundenwoche - arbeitsfaule Franzosen
Obwohl die Regelarbeitszeit bei 35 Wochenstunden liegt, arbeitet jeder französische Beschäftigte pro Jahr im Durchschnitt mehr als 100 Stunden mehr als seine deutschen Kollegen. Das ist allerdings auch eine Folge des hohen Anteils an Teilzeitjobs in Deutschland. Deutsche Arbeitnehmer in Vollzeit arbeiten 41,4 Stunden pro Woche, in Frankreich 40,4 Stunden.
- Jeden Tag Camembert en masse
Frankreich verzeichnet mit mehr 26 Kilo pro Jahr wohl den höchsten Pro-Kopf-Käse-Konsum in der Europäischen Union. Die Deutschen verzehren aber nur unwesentlich weniger, nämlich rund 24,5 Kilo pro Mensch und Jahr. Außerdem produziert Deutschland deutlich mehr Käse (2,7 - 2,8 Millionen Tonnen) als Frankreich (unter 2 Millionen Tonnen).
(Peter Eßer, dpa)
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