Leben in Bayern

An der westböhmischen Universität im tschechischen Pilsen dreht sich ein Studiengang nur um Bayern. (Foto: Stephan Goerlich, dpa)

27.09.2019

Bayristik studieren – in Tschechien

Studenten in spe, die sich für die Kulturgeschichte des Freistaats interessieren, haben jetzt eine neue Option – aber nicht in Bayern

Anglistik, Germanistik, Slawistik – sprach- und kulturwissenschaftliche Studiengänge gibt es in Deutschland und Bayern zuhauf. Jetzt kommt ein neuer dazu – für Bayernfans: Bayristik nennt sich das Fach, das Interessierte ab dem kommenden Wintersemester studieren können. Wenn auch nicht in Bayern selbst. Sondern an der rund 13 000 Studenten zählenden Westböhmischen Universität im tschechischen Pilsen.

Dort startet ein Masterstudiengang, der sich ausschließlich mit Bayern befasst. Das gab es noch nie. Bisher gibt es an bayerischen Unis lediglich Lehrstühle für bayerische Landesgeschichte. Außerdem wurden die Angebote zuletzt zusammengestrichen.

Die Resonanz auf das neuartige Bayristik-Angebot ist groß. 17 Studenten haben sich nach Angaben der zuständigen Professorin Andrea Königsmarková eingeschrieben. Mehr als 30 junge Leute hatten sich beworben. Um aufgenommen zu werden, mussten die Teilnehmer unter anderem einen Aufnahmetest absolvieren. In Tschechien startet das Semester eher als in Bayern, Vorlesungsbeginn ist deshalb bereits in dieser Woche.

Praktikum in Bayern

Das Bayristik-Studium – auch Interdisziplinäre Bayern-Studien genannt – dauert vier Semester und schließt mit einem Master ab. Für tschechische Studenten – bisher sind alle Teilnehmer Einheimische – ist es kostenlos. Ausländische Studenten müssten aber bezahlen, etwa 9600 Kronen pro Studienjahr (rund 370 Euro). Der Inhalt der Lehrveranstaltungen ist nach Angaben der Professorin breit gefächert: „Wir bieten Vorlesungen und Seminare in Geschichte, Kunst, Geografie, Sprache, Verwaltung, Rechtswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre.“

Neben einer Exkursion in die bayerisch-böhmische Grenzregion sehen die Module auch ein mindestens sechswöchiges Praktikum bei einer bayerischen Behörde, einer Kultureinrichtung oder einem Unternehmen im Freistaat vor. Der überwiegende Anteil der Lehrveranstaltungen wird auf Deutsch abgehalten. Die Studenten müssen deshalb auch über ein Sprachlevel der ziemlich hohen Kategorie C1 verfügen.

Mehrere Firmenchefs aus dem Freistaat konnte die Pilsener Uni bereits als Gastdozenten gewinnen. Für Tschechien ist Bayern der wichtigste Handelspartner unter den deutschen Bundesländern  – mit einem Anteil von 23,6 Prozent. Tatsächlich streben die meisten Studenten auch einen Job in der Wirtschaft an, am liebsten bei der tschechischen Niederlassung einer deutschen Firma.

Doch warum gibt es so einen Studiengang nicht auch im Freistaat? Ginge es nach Hermann Scheuringer, Professor für Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Regensburg, wäre das längst der Fall. Doch mit seinem Ansinnen stieß er nach eigenem Bekunden in der bayerischen Kultusbürokratie jahrelang auf Desinteresse. „Die Beamten haben gedacht, da soll es dann nur um Trachten und Blasmusik gehen“, ärgert sich Scheuringer. Wenigstens konnte sein Lehrstuhl jetzt den Tschechen unterstützend zur Seite stehen – für ihn eine kleine Genugtuung.
(André Paul)

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