Leben in Bayern

So seriös gibt er sich nur auf dem Wahlplakat: Hindafings Bürgermeister Alfons Zischl (Maximilian Brückner). (Foto: BR)

12.05.2017

„Bscheiß richtig – bevor dich die andern bscheißen“

Schwarze Kassen, Intrigen, Drogensucht: In der neuen BR-Satire „Hindafing“ spielt Maximilian Brückner einen korrumpierten Bürgermeister

Hindafings Alt-Bürgermeister ist tot. Was dem Junior – aktueller Bürgermeister des kleinen bayerischen Dorfes – eigentlich ganz gelegen kommt. Hochverschuldet und drogenabhängig setzt er große Erwartungen in das Erbe des Verstorbenen. Dumm nur, dass die Millionen auf einem Offshore-Konto versteckt sind. Einzig Landrat Pfaffinger könnte Alfons Zischl den Zugriff auf das väterliche Schwarzgeldkonto im Ausland verschaffen – aber nur, wenn Zischl dafür Flüchtlinge im Ort aufnimmt.

Infrage kommt da allerdings nur die alte Kriegskonservenfabrik am Dorfrand, die eigentlich ein schickes Bio-Shoppingparadies werden soll: Mit dem Donau Village will sich Zischl bei den Dorfbewohnern für eine zweite Amtszeit empfehlen. Statt neuer Autobahnanbindung (die hat Zischl seinem Spezl versprochen, damit der sich am Projekt beteiligt) und Beauty-Salon für Jackie (den hat Zischl deren Vater versprochen, damit der sich im Gemeinderat nicht gegen das Projekt stellt) nun also 50 Flüchtlinge. Eine Entscheidung, die Zischl, der sich immer tiefer in seine windigen Versprechen verstrickt, noch bereuen wird.

Schwarze Kassen, Intrigen, Drogen oder Erpressungen wegen eines außerehelichen Kindes: Die neue Serie Hindafing, die das Bayerische Fernsehen ab dem 16. Mai immer dienstags ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen zeigt, lässt nichts aus. Eine bayerische Satire, nennt sie Maximilian Brückner, der den korrumpierten Bürgermeister Zischl spielt. Eine, die die Wahrheit zuspitzt. „Aber wer weiß, manchmal ist die Realität ja schlimmer als die Fantasie.“

Wie schlimm die Realität ist, könnte der 38-jährige Brückner durchaus selbst wissen. Der Schauspieler, vielen bekannt als Boandlkramer im Kult-Stück Der Brandner Kaspar und das ewige Leben am Münchner Volkstheater oder als ehemaliger Tatort-Kommissar im Saarland, machte vor Jahren selbst mal einen Ausflug in die Politik. Ein gutes Jahr saß er für die CSU im Riederinger Gemeinderat (Landkreis Rosenheim) – bis er in eine Nachbargemeinde zog und sein Mandat abgab. Parallelen zur Serie sieht er aber nicht: „Für mich ist diese Zeit einfach zu weit weg“, sagt Brückner der Staatszeitung. Außerdem ginge es in Hindafing ja weniger um Gemeinderatssitzungen, sondern um das Zwischenmenschliche. „Um das Aufeinandertreffen von Menschen, von denen jeder seinen eigenen Kampf ausficht“, betont Brückner.

„Ihr Politiker seids doch alle die gleichen Verbrecher“

Gekämpft wird in Hindafing tatsächlich mit allen Mitteln. Und dennoch, Brückner empfindet für seine Figur durchaus Sympathie. „Vom Kern her ist der Zischl ein Guter, er weiß es nur noch nicht“, meint er. Denn schließlich sei er kein kalt kalkulierender Mensch, wie Kevin Spacey, der als Präsidentenanwärter in der US-Serie House of Cards über Leichen geht. „Der Zischl ist voller Leidenschaft, er brennt für etwas, und das macht ihn doch auf eine gewisse Art und Weise sympathisch.“ Das sei ja auch kein untypischer Werdegang von Politikern. „Man fängt mit einem guten Ansatz an und endet dann etwas korrumpiert in einer Ecke.“

Allerdings brennt der Alfons Zischl vor allem für seinen eigenen Vorteil. „Natürlich!“, sagt Brückner. „Das ist doch menschlich, dass jeder versucht, sein Stück vom großen Kuchen des Lebens abzukriegen.“ Die Frage sei nur, wie weit man dafür gehen würde.

Und Bürgermeister Alfons Zischl geht weit – sehr weit sogar. Denn vielleicht hat er sich den Ratschlag seines Spezls Goldhammer (Andreas Giebel) zu sehr zu Herzen genommen. Der brüllt ihn an: „Ihr Politiker seids doch alle die gleichen Verbrecher. Und wenn du schon bscheißt, dann bscheiß bittschön richtig – und zwar bevor dich die andern bscheißen.“ (Angelika Kahl)

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