Leben in Bayern

CSD-Star Franka mit Münchens OB Dieter Reiter (SPD). (Foto: Matthias Balk/dpa)

16.07.2018

CSD gegen CSU

Einst war der Münchner Christopher Street Day hauptsächlich eine Lifestyle-Parade, mit der sich die Schwulen- und Lesbenszene selbst feierte. Doch heuer gerät der Umzug zur Kundgebung gegen CSU und Rechtspopulisten

Der Ministerpräsident ist nicht anwesend, aber trotzdem präsent: "Nicht noch mehr Kreuze für Söder", hat eine barbusige Teilnehmerin des Münchner Christopher Street Days (CSD) auf ihr Plakat geschrieben. Ein Wahlaufruf gegen die CSU und ihren Spitzenkandidaten Markus Söder. Drei Monate vor der Landtagswahl gerät die alljährliche Parade der Schwulen- und Lesbenszene am Samstag durch die Münchner Innenstadt zu einer Kundgebung gegen CSU und Rechtspopulisten, befeuert durch den Streit um die Asylpolitik.

Mehr als 130 Gruppen und 16 000 Menschen nehmen heuer an der Parade durch die Münchner Innenstadt teil, 160 000 Zuschauer säumen den Straßenrand. Ziemlich weit vorne läuft der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Der Christopher Street Day hat seit jeher ein doppeltes Gesicht: einerseits eine große Straßenparty mit schrillen Kostümen, andererseits eine Demonstration für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Zwischenfälle gibt es laut Polizei nicht.

Doch die Gleichstellung spielt am Samstag eine eher untergeordnete Rolle - schon vor einem Jahr hat der Bundestag die Ehe für alle beschlossen. Stattdessen geht es um Rechtspopulismus. "Es verfärbt sich gerade Weiß-Blau in Weiß-Blau-Braun", sagt die Grünen-Lokalpolitikerin Lydia Dietrich bei der Eröffnungskundgebung auf dem Marienplatz vor einigen Hundert Zuhörern. "Das ist nicht unser Bayern."

Die Münchner CSU ist auch vertreten - mit vorsichtiger Kritik

Bei der Kundgebung ist die Opposition links der Mitte in der Mehrheit. "CSU und AfD sind klare Gegner unserer Community", sagt FDP-Politiker Michael Mattar. "Geht zur Wahl, um den Rechtsruck in unserer Gesellschaft ein bisschen aufzuhalten."

Die CSU ist auch dabei, vertreten von Stadtrat Hans Theiss, der auf der Bühne vorsichtige Kritik an Parteichef Horst Seehofer durchblicken lässt. Er sei mit einigen Äußerungen auf Bundesebene "auch nicht glücklich", sagt Theiss. "Wir unterstützen das queere und bunte Leben in dieser Stadt." Er erntet Buhrufe eines Teils der Zuhörer, Grünen-Stadtratskollege Dominik Krause sagt anschließend ganz unverblümt: "Ich will mit solchen Leuten" - gemeint ist die CSU - "nicht gemeinsam demonstrieren".

So aggressiv ging es in den vergangenen Jahren auf dem Rednerpodium nicht zu.
Für den Großteil der Zuschauer spielt die politische Auseinandersetzung jedoch mutmaßlich nur eine kleine Rolle. An Kostümen ist alles vertreten, vom Sadomaso-Look in Lack und Leder über Paradiesvögel bis zur Volkstanzgruppe "Schwuhplattler" in bayerischer Tracht. Hunderte von Fotoamateuren nutzen die Gelegenheit.
(Carsten Hoefer, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.