Nicht nur Spielzeug, Handys oder Computer – viele Wünsche der kleinen Briefeschreiber drehen sich auch um die Themen Flüchtlinge, Vertreibung und Krieg. Bei der Eröffnung des Weihnachtspostamts stempelte zwar nicht das Christkind selbst die ersten Antwortbriefe – aber immerhin Finanzminister Markus Söder.
Neben dem Rascheln des Papiers ertönt immer wieder das Summen des elektronischen Brieföffners. Gelächter und fränkisches Geschwätz füllen das kleine Zimmer im Rathaus. Neben einer Miniatur-Weihnachtswelt sitzen fünf Frauen an einem großen Tisch, auf dem sich bunte Wunschzettel stapeln. Im Akkord wird die Post geöffnet, sortiert und Briefmarken aufgeklebt. Zum 30. Mal hat das Weihnachtspostamt

im unterfränkischen Himmelstadt heuer den Dienst aufgenommen. Am Sonntag, dem ersten Advent, wurden die ersten Antwortbriefe des Christkinds verschickt. Prominenter Helfer zum Jubiläum: Finanzminister Markus Söder. Er durfte die ersten Antwortbriefe stempeln. Und er freute sich sichtlich: „Der Zugang zum Himmel geht heute nur über Franken“, schrieb er später dazu auf Facebook.
Das Weihnachtspostamt in Himmelstadt ist das einzige in ganz Bayern. Mehr als 80 000 Briefe aus über 100 Ländern trudelnd dort jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit ein. Leiterin Rosemarie Schotte ist bereits 74 Jahre alt und kümmert sich um 42 ehrenamtliche Helfer. Für die Rentnerin selbst ist die Tätigkeit im Weihnachtspostamt eine Ganzjahresaufgabe. Alljährlich schreibt sie eine liebevolle Geschichte im Namen des Christkinds, während ihr Mann Bernhard diese passend illustriert. Schirmherr ist die Deutsche Post AG, sie übernimmt auch das Porto für die Antwortbriefe. „Wir wollen unterstützen, dass schon Kinder Briefe schreiben. Ein handgeschriebenes Wort ist mehr wert als zum Beispiel eine E-Mail – das hat mehr Gefühl“, sagt Pressesprecher Alexander Böhm.
"Bitte gib den armen Flüchtlingen auch etwas"
Die Briefeschreiber sind ebenso bunt gemischt wie ihre Wünsche. Ein Trend macht sich jedoch bemerkbar: „Früher wurde sich noch öfter eine Stoffpuppe oder ein Kleid für die Barbie gewünscht, heute wollen die Kinder gleich das neuste Handy oder einen Computer“, sagt Böhm. Schotte glaubt, dass die Wünsche vor allem vom Elternhaus abhängig seien. Ein Anliegen trete dieses Jahr besonders häufig auf: „Bitte gib’ den

armen Flüchtlingen auch was“, schreibt eins der Kinder. „Jede Zeit hat ihre Probleme, und das wird auch durch die Kinder aufgegriffen“, erklärt Schotte. Bemerkbar gemacht hatte sich das schon im vergangenen Jahr. Kriege, Epidemien, Flüchtling – all das spiegelte sich auch in den Briefen der kleinen Schreiber wieder. Schotte berühren solche Briefe sehr. Besonders herzzerreißende Zuschriften beantwortet die gebürtige Rheinländerin, die seit mehr als 20 Jahren das Weihnachtspostamt ehrenamtlich leitet.
An einen Brief erinnert sich die 74-Jährige besonders gern. Darin enthalten: Ein Wunschzettel einer damals Neunjährigen aus Regensburg aus dem Jahre 1928. Ihre Enkelin schickte den rosafarbenen Brief, den sie auf dem Boden der inzwischen 90 Jahre alten Oma fand, 2009 an das „himmlische“ Postamt. Schotte verfasste eine zweiseitige Antwort: „Als hätte ich ein Kind vor mir.“ Die betagte Dame sei so begeistert gewesen, dass sie den Brief auswendig gelernt habe.
Ehemann Bernhard Schotte zeigt unterdessen stolz eine gelbe Postkiste mit Briefen aus dem Ausland. Aus 118 verschiedenen Ländern hat das Christkind-Büro bereits Wunschzettel erhalten. An der Wand hängt eine Tafel, die sie alle in alphabetischer Ordnung aufzeigt. Die Liste reicht von Ägypten bis Zypern. Der alljährliche Weihnachtsbrief wird deshalb auch übersetzt. Die Antwort des Christkindes hat Rosemarie Schotte auf Englisch und Französisch parat – sogar Russisch, Polnisch oder Kroatisch sind möglich – insgesamt spricht das Christkind zwölf Sprachen. Denn natürlich bekommen alle Kinder, egal wo sie wohnen oder herkommen, eine Antwort – wenn die Post bis zum 17. Dezember eintrifft beim Christkind in 97267 Himmelstadt eintrifft.
Immer leicht fällt das Antworten aber nicht. „Das Christkind kann kein Kind vom Krebs befreien. Das geht nicht“, sagt Schotte. „Aber es kann den Kindern antworten und ihnen damit eine Freude machen und sie zum Strahlen bringen. Das ist unsere Motivation.“ (
BSZ/dpa)
Bilder: Markus Söder stempelt fleißig: „Der Himmel ist in Franken.“ (Foto: Facebook)
Rosemarie Schotte leitet das bayerische Weihnachtspostamt. (Foto: dpa)
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