Leben in Bayern

Bei der Fernsehshow "The Voice of Germany" begeisterte Giulio Targia alias Ikaros die Jury bisher. (Foto: Joyn/Claudius Pflug)

17.10.2025

Den Sternen so nah: Münchner Student bei 'The Voice of Germany'

Giulio Targia studiert in München Luft- und Raumfahrttechnik – und will gleichzeitig als Musiker bei der TV-Show "The Voice of Germany“ durchstarten

Giulio Targia stimmt noch einmal die Gitarre, dann fängt er an zu spielen. Viele Münchnerinnen und Münchner sind an diesem Nachmittag am Odeonsplatz unterwegs. Sie laufen oder fahren mit ihren Lastenrädern geschäftig wirkend Richtung Hofgarten oder kommen von dort. Die meisten schauen kurz zu dem jungen Straßenmusiker, der am Eingang steht, mit Lederjacke, den verwuschelten schwarzen Haaren und der hellen Stimme. Einige bleiben auch stehen und hören begeistert zu.

„Hallo, ich bin Giulio. Ich bin gerade bei The Voice of Germany. Und das ist der Song, den ich bei der Blind Audition gespielt habe“, sagt der 24-Jährige, nachdem er seinen ersten Song beendet hat. Nun weiß nicht jeder, was The Voice of Germany ist oder eine Blind Audition, aber man merkt: Dieser Musiker kann was. Ein Zuschauer fragt gleich nach Targias Pseudonym auf Instagram. Der nächste Follower. 

Drei von vier Juroren drehten sich um

Dass der Student der Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München etwas kann, dieser Meinung war auch die Jury der Fernsehshow The Voice of Germany. Deren 15. Staffel ist gerade auf ProSieben zu sehen. Am vergangenen Freitag wurde der Auftritt Targias ausgestrahlt. Und noch bevor er sein Lied zu Ende gespielt hatte, wusste er, dass er eine Runde weiter ist.

Das Prinzip von The Voice of Germany ist einfach: Musikerinnen und Musiker, die sich zum Teil beworben haben, zum anderen Teil eingeladen wurden, treten vor einer prominenten Jury vom Fach auf. Das Besondere: Bei den sogenannten Blind Auditions sitzen die Jurymitglieder mit dem Rücken zu den Auftretenden. So sollen sie sich nicht vom Aussehen beeinflussen lassen, sondern nur von dem, was sie hören. Gefällt einem Jurymitglied ein Auftritt, dreht es seinen Sitz mittels eines Knopfes.

Zum Weiterkommen in die nächste Auswahlrunde reicht es, wenn sich ein Jurymitglied überzeugen lässt. Dreht sich aber während des Auftritts niemand um, ist man ausgeschieden. Es gibt allerdings auch für diese Kandidaten noch eine letzte Bewährungschance. Targia hatte diesen Umweg aber nicht nötig. Bei seinem Auftritt unter seinem Künstlernamen Ikaros drehten sich drei von vier Sitzen um.

Der Charakter der Show ist wertschätzend. Die Jurymitglieder äußern konstruktive Kritik. Hier wird niemand wie bei der RTL-Show Deutschland sucht den Superstar öffentlich vorgeführt. „Die waren alle sehr nett“, bestätigt Targia. Vor der Kamera, aber auch hinter den Kulissen, wie er versichert.

Trotzdem war er bei seinem ersten Fernsehauftritt extrem aufgeregt. Da half die Erfahrung durch seine regelmäßigen Auftritte in Bars, als Straßenmusiker und bei Vernissagen wenig. „Ich fühlte mich am Morgen physisch krank“, erinnert er sich. Denn er wusste natürlich, dass ihm nicht nur die 700 Zuschauer im Studio in Berlin zusahen, sondern auch knapp 1,8 Millionen Menschen vor den Fernsehern. Zudem würde er auch noch von Musikern, die er sehr schätzt, bewertet werden. Doch er meisterte auch diese Herausforderung.

„Im Fernsehen zu sein, war nie mein Ziel“, sagt er. Mit der Teilnahme an dem Musikwettbewerb will er vor allem seine Reichweite in den sozialen Medien steigern – in der heutigen Zeit vielleicht die wichtigste Währung für einen Musiker.

Sehr viele Follower in sozialen Netzwerken

Schon jetzt hat Targia auf Instagram 122.000 Follower und fast 500.000 auf Tiktok. Das könnte sich – je nachdem, wie weit er bei der Show kommt – schnell vervielfältigen. 

Die Jurymitglieder waren jedenfalls von ihm begeistert. „Ich seh in dir jetzt schon einen Künstler“, sagte etwa der Hamburger Musiker Nico Santos, für dessen Team sich Targia auch entschied. Die Jurymitglieder fungieren als Coaches, die mit ihren Schützlingen möglichst weit im Wettbewerb kommen wollen.

Wie weit es für Targia gegangen ist, das weiß er schon. Die ersten Runden sind längst abgedreht, erst ab dem Halbfinale gibt es Live-Shows, deren Ausstrahlungstermin noch nicht bekannt ist. Wer da noch dabei ist, darf niemand verraten. Monatelang musste Targia auch dazu schweigen, ob er überhaupt im Fernsehen zu sehen sein wird. „Das war sehr schwierig.“ 

Der junge Mann will auf jeden Fall einmal von der Musik leben können. Momentan geht das noch nicht. Deswegen hat er auch einen Plan B: sein Bachelorstudium. Inzwischen studiert er im dritten Semester. Luft- und Raumfahrttechnik interessiere ihn dabei gar nicht sonderlich, verrät Targia. Wohl aber generell das Ingenieurwesen. „Ich liebe es, kreative Lösungen für technische Probleme zu finden.“ Das Studium ist zudem komplett auf Englisch, was dem gebürtigen Italiener entgegenkommt. Als Achtjähriger zog er mit seiner Familie vom sizilianischen Palermo nach München – der Vater trat dort eine Stelle als Ingenieur an. 

Seine Eltern waren zunächst skeptisch wegen seines Wunsches, Musiker zu werden, erzählt Targia. Das könne er ihnen auch nicht verdenken. Schließlich hatte er sich in den ersten 17 Jahren seines Lebens kaum für Musik interessiert. Das änderte sich erst nach dem Abitur und einem Aufenthalt auf Sizilien. Da brachte ihm ein Freund bei, ein paar Akkorde auf der Ukulele zu spielen. Targia entdeckte seine Leidenschaft für die Musik.

Zu seinem 18. Geburtstag bekam er schließlich eine Gitarre geschenkt. „Und von da an verging kein einziger Tag, an dem ich nicht darauf gespielt hätte.“ Er brachte sich auch selbst das Klavierspielen bei und nahm heimlich Gesangsunterricht. Er schrieb Songs, veröffentlichte einige davon auf Musikstreamingplattformen und fing an, sich mit Videos in sozialen Netzwerken eine Fanbase zu erarbeiten. Das brachte ihm schließlich auch eine Einladung zu der Fernsehshow.

„Ich habe gar nicht so viel Talent“

„Ich habe gar nicht so viel Talent“, findet Targia. „Aber ich habe immer hart an mir gearbeitet.“ Inzwischen stehen auch seine Eltern hinter seinen musikalischen Ambitionen. Seine Schwester und seine Freundin unterstützen ihn ohnehin schon lange.

Das mythologische Vorbild seines Künstlernamens Ikaros flog übermütig immer weiter in Richtung Sonne – und stürzte dann ab. Dieses Schicksal will Giulio Targia natürlich nicht erleiden. Für ihn hat die Sage auch eine andere Bedeutung: „Bewusst und mutig seinen Träumen zu folgen, auch wenn sie unrealistisch erscheinen.“ (Thorsten Stark)

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