Leben in Bayern

Konrad Hofmann fertigt die Schienen nach Gebissabdrücken an. (Foto: Christ)

01.03.2019

Der Anti-Schnarch-Erfinder

Der Unterfranke Konrad Hofmann besitzt gleich mehrere Patente

Das Geheimnis steckt in zwei kleinen Flossen. Die fixieren den leicht nach vorn gezogenen Unterkiefer. Dadurch bleiben die Atemwege während des Schlafs offen. Wo genau diese Flossen auf der Schiene stecken, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Auch können sie unterschiedlich dick sein. „In dieser Flexibilität besteht meine Erfindung“, sagt Zahntechniker Konrad Hofmann aus Thüngersheim im Kreis Würzburg, der mit seiner Innovation möglicherweise sogar schon Menschenleben gerettet hat.

Hofmann ist gelernter Feinmechaniker. Später entdeckte er seine Passion für die Zahntechnik. „Ich denke, die Kombination beider Berufe ist daran schuld, dass ich so erfinderisch bin“, sagt der 59-Jährige. Nur wenige Zahntechniker tun sich mit eigenen Erfindungen hervor. Hofmann hingegen ist Inhaber gleich mehrerer Patente.

Hinter vielen spektakulären Erfindungen stecken persönliche Geschichten. So ist das auch bei Hofmanns Innovation. „Mein Schwager starb mit 52 Jahren an Schlafapnoe“, erzählt er. Seitdem lässt ihn das Thema „Apnoe“ nicht mehr los. Denn der Schwager ist bei Weitem kein Einzelfall. Bei vielen Menschen sacken Unterkiefer, Zungenmuskel und Gaumensegel im Tiefschlaf zurück. Dadurch können sie nicht mehr gut atmen. Kommen Apnoebedingte Atem-aussetzer hinzu, steigt die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Hofmanns erste Zahnschienen-Erfindung liegt mehr als zehn Jahre zurück. Die Schiene auf den Markt zu bringen, war heikel gewesen, erzählt er. Denn plötzlich tauchte eine Zeichnung aus Amerika von einer Schiene auf, die seiner Erfindung ähnelte. Ein Rechtsstreit stand zu befürchten. „Den hätte ich vielleicht sogar gewinnen können, aber woher hätte ich das Geld nehmen sollen“, erzählt der Handwerker. Also verkaufte er das Patent an eine Firma.

Bürokratische und finanzielle Herausforderung: der Patentierungsprozess

2012 dann wurde das Schienensystem mit den austauschbaren Fixierflossen patentiert. Diesmal stieß Hofmann auf keine Hindernisse. Doch auch der ganz normale Patentierungsprozess stellte ihn vor bürokratische und finanzielle Herausforderungen. „Ohne einen Patentanwalt kann man das nicht schaffen“, sagt der Thüngersheimer. Sein Anwalt recherchierte weltweit, ob es Hofmanns Erfindung vielleicht doch irgendwo schon gibt. Erst, als er sicher war, dass es sich um eine Weltneuheit handelt, setzte er den Text für die Patentanmeldung auf. In Hofmanns Fall wurde das Patent vom Europäischen Patentamt erteilt. Das allerdings heißt nicht, dass es nun überall in Europa gilt. Die Erfindung muss noch einmal von den Patentämtern jedes einzelnen Staats überprüft werden, in dem die Idee vermarktet werden soll. „Insgesamt waren das rund 25 Länder“, so Hofmann. Inzwischen arbeitet Hofmann mit einer australischen Firma zusammen, die sein eigenes Unternehmen gekauft hat. Dadurch ist es ihm möglich, die Schiene weltweit an den Mann und die Frau zu bringen. In Thüngersheim werden jedes Jahr rund 4000 Unterkiefer-Protrusions-Schienen, wie sie im Fachjargon heißen, für deutsche Patienten angefertigt. Am Hauptsitz Australien sowie in den weiteren 16 Tochtergesellschaften, unter anderem in den USA, Kanada und Japan, werden jährlich 45 000 Schienen für Schnarcher, Knirscher und Apnoe-Patienten produziert.

Für Hofmann ist vor dem Patent nach dem Patent: Aktuell hat er eine neue Schienenerfindung in der Pipeline. „Sie wird digital hergestellt“, verrät er. Wie die bereits etablierte Schiene besteht sie aus einem besonders haltbaren Kunststoff, den Hofmann ebenfalls erfunden hat. „Den möchte ich aber nicht patentieren lassen“, sagt er. Würde das doch bedeuten, dass er die Inhaltsstoffe offenlegen müsste. Das will er keinesfalls. Damit ist er in guter Gesellschaft: Auch für Coca-Cola wurde nie ein Patent angemeldet. Weil das Rezept geheim bleiben soll. (Pat Christ)

Kommentare (8)

  1. Biggi am 09.05.2020
    Hallo!
    Ich schnarche seit einigen Jahren und schlafe deshalb im Keller. Schlafabnoe habe ich nicht.
    Bin aber morgens oft gerädert. Nehme starke Medikamente (schlafe am Bauch). Ich habe von Kind an einen sehr starken Überbiss.
    Habe von Konrad Hofmann‘s Schnarchschiene in der Zeitung gelesen. Könnte diese was für mich sein?
    Bitte um Hilfe, da ich mit Angst und Depressionen zu tun habe und Schlaf für mich sehr, sehr wichtig ist!
    LG
    Birgit Grimm
  2. wolle am 14.01.2020
    wo kann ich diese Schiene erwerben.
  3. Gabi am 04.05.2019
    Hallo, ich habe Schlafstörungen, schlafe manchmal nur zwei bis drei Std. schnarche stark und habe viele und lange Aussetzer. Wo kann ich mich behandeln lassen bzw. wo kann ich die spezielle Schiene erhalten. Mit freundlichen Grüßen Gabi
  4. Anton am 07.03.2019
    Hallo!

    Lebe in Bruck Landkreis Schwandorf, wo kann ich hier die Anti Schnarch Spange erwerben, oder anfertigen lassen.

    MFG Anton
  5. BSZ-Redaktion am 07.03.2019
    Infos finden Sie unter:
    https://somnomed.com/de/
  6. Sonja am 07.03.2019
    mein Sohn 22 Jahre schnarcht sehr laut und hat Aussetzer, was auch schon im Schlaflabor untersucht wurde. Laut Aussage der Ärzte noch nicht bedenklich. Uns und seine Freunde stört das laute Schnarchen sehr.
    Wo kann ich die Schiene anfertigen lassen?

    MFG
    Sonja
  7. Uli am 06.03.2019
    Ich lebe in München. Wo kann ich hier die Anti Schnarch Spange erwerben.
    MfG

    U. Weiß
  8. Thomas am 03.03.2019
    Hallo!

    wie heißt die Schiene genau und wo kann man sie erwerben, bzw. anfertigen lassen. Ich lebe in Nürnberg.

    Danke und Grüße,

    Thomas
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