Leben in Bayern

Unter Anleitung eines Kindergärtners machen die Kinder in einer Kindertagesstätte am Vormittag eine Corona-Pooltestung (Lollitest). (Foto: dpa/Peter Kneffel)

17.01.2022

Der schwierige Weg zu mehr Sicherheit

PCR-Tests in den Kitas

Jacke an den Haken, Schuhe unter die Bank, Formular oder Testkassette vorzeigen: Zum morgendlichen Bringritual in Bayerns Kindertagesstätten gehört seit vergangener Woche ein neues Element - die "Testnachweispflicht". Dreimal in der Woche müssen die Eltern entweder ein unterschriebenes Formular oder die benutze Kassette eines Selbsttests vorlegen, um "glaubhaft zu versichern", dass sie ihr Kind negativ auf das Corona-Virus getestet haben. Jenseits der Frage nach der Aussagekraft einer solchen Beteuerung wünschen sich in Zeiten der Omikron-Variante immer mehr Eltern einen PCR-Pooltest für ihre Kleinen, um die Gefahr einer Ansteckung zu reduzieren. Doch häufig bleibt es bei dem Wunsch.

"Niemand hat eine Ahnung, wo genau man die Pooltests beantragen kann, wer dafür verantwortlich ist, wie das funktioniert", klagt etwa Vanessa Wolf, die als Elternbeirätin die als sehr sicher geltenden Lollitests in der Kita ihrer Töchter im unterfränkischen Klingenberg initiieren wollte. Von Pontius zu Pilatus sei sie gelaufen, aber noch nicht einmal die örtlichen Landtagsabgeordneten hätten ihr weiterhelfen können, so komplex seien die zu erfüllenden Voraussetzungen des Förderantrags.

"Das ist das eine, und das andere ist, dass Sie dann auch einen Dienstleister finden müssen, der das Ganze auswertet", ergänzt Martin Müller von der Stadt Klingenberg, zuständig für die dortigen Kindergärten. Obwohl die meisten Eltern lieber die PCR-Tests hätten und die Kommune diesen Wunsch unterstützt, bleibt es deshalb bei den weit ungenaueren Selbsttests.

Glück gehabt

Das Internationale Montessori Zentrum in München hingegen hatte Glück, es rutschte durch persönliche Beziehungen in ein Pilotprojekt hinein. Denn bislang gilt die Regel, dass der einzelne Träger gar nicht darüber entscheiden kann, ob er PCR-Tests organisiert. Das entscheiden zentral die jeweiligen Landratsämter und kreisfreien Städte - und erst nach einem Placet können sich die einzelnen Krippen, Kindergärten oder Tageseltern daran beteiligen. Das soll sich zwar ändern, betont das Familienministerium, doch ist die entsprechende Richtlinie noch in Arbeit.

Mit der Folge, dass die Pooltests des Montessori Zentrums nicht finanziert sind. "Wenn wir uns das schon selbstständig organisieren - wir organisieren uns die Stäbchen, den Kurier zum Labor, das Labor - dann soll die Staatsregierung wenigstens die Kosten bezahlen", findet Vorständin Ulrike von Niessen. 55 Euro setzt das Familienministerium nach eigenen Angaben an, Niessens Partnerlabor in München kostet aber 75 Euro pro Pooltest mit maximal 30 Personen.

Mal eben zu einem günstigeren zu wechseln, klappt aufgrund des knappen Angebots nicht. "Es wurde einfach versäumt, in den Sommermonaten Laborkapazitäten aufzubauen", kritisiert Augsburgs Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Und selbst wenn ein Labor noch Luft für die Analysen habe, scheitere es oft am hohen Aufwand, das Ergebnis auch rasch und datenschutzkonform den Eltern zur Verfügung zu stellen.
Die Stadt Augsburg nimmt bayernweit eine Vorreiterrolle ein: Dort machen aktuell weit mehr als 5000 Kinder und Erzieherinnen regelmäßig einen PCR-Lollitest. Knapp die Hälfte der Kitas ist schon dabei, und rund 80 Prozent der Eltern der dort betreuten Ein- bis Sechsjährigen haben dem Testverfahren zugestimmt. Die übrigen testen weiter selbst.

Positive Erfahrungen

Die Erfahrungen sind rundum positiv, betont Wild, die das zuständige Referat leitet. "Natürlich wird über Neuerungen erstmal geschimpft, aber alle sagen nach ein paar Tagen, wie dankbar sie sind, das jetzt zu haben - auch hinsichtlich der Omikron-Variante, bei der wir wissen, dass die Schnelltests nicht viel weiterhelfen."
Und noch eines hat sich in Augsburg gezeigt: "Wenn die Eltern die Testung übernehmen, machen die Kinder eher mal nicht mit. Aber wenn es in der Kita ist, es wird pädagogisch begleitet, alle machen das gemeinsam, dann klappt es", erzählt Wild.

Damit sei auch ausgeschlossen, dass es der eine oder die andere mit den Selbsttests nicht allzu genau nehme. Und: "Die Pooltests sind im Vergleich zu den Selbsttests viel billiger", rechnet Wild vor. Aus Elternsicht mindestens genauso entscheidend: Sie müssen nicht alle drei Wochen zur Apotheke rennen, um die vom Freistaat ausgegebenen Berechtigungsscheine für die Selbsttests einzulösen.
(Elke Richter, dpa)

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