Leben in Bayern

Lifeline-Kapitän Claus-Peter Reisch. (Foto: Axel Steier/Mission Lifeline/dpa)

12.03.2019

Der vergessene Lebensretter-Käpt'n

Der Prozess in Malta gegen den Lifeline-Kapitän Claus-Peter Reisch läuft noch immer. "Reine Verzögerungstaktik" nennt das die Rettungsorganisation Lifeline - das Schiff kann nicht auslaufen, solange er nicht beendet ist

Claus-Peter Reisch: Erinnern Sie sich noch an diesen Namen? Falls nicht, hier eine kleine Auffrischung.

Die Lifeline, das Rettungsschiff der gleichnamigen Dresdner Hilfsmission, beherrschte im Juni 2018 die Schlagzeilen von halb Europa. Mit rund 230 aufgefischten Geflüchteten an Bord kreuzte das Schiff tagelang im Mittelmeer. Bis es endlich in den Hafen der maltesischen Hauptstadt Valletta einlaufen durfte.

Der Zusage zur Landung am 26. Juni ließ Malta-Premier Joseph Muscat ganz schnell Vorwürfe folgen: Der Kapitän habe „internationale Gesetze missachtet“. Das Schiff liefe zwar unter niederländischer Flagge, sei aber nicht in Holland registriert, ergänzten die maltesischen Ankläger noch im Juni 2018. Sofort wurde die „Lifeline“ beschlagnahmt, Käpt'n Reisch angeklagt.

Am 1. Juli begann der Prozess; bereits für September 2018 war ein Urteil angekündigt worden. Doch das Verfahren zieht sich immer noch. Denn die maltesischen Ankläger „haben außer einem Gefälligkeitsgutachten zur Schiffs-Registrierung sonst nichts in der Hand“, wie Axel Steier, Mitgründer von Mission Lifeline der Staatszeitung versichert.

Drei Mann müssen an Bord des stillgelegten Schiffes bleiben

Und so ist Rentner Claus-Peter Reisch aus Landsberg am Lech zwar ein freier Mann, aber inzwischen von den Medien vergessen. Dennoch hat er viel zu tun. Denn obwohl sowohl er als auch die Lifeline aus den Schlagzeilen verschwunden sind: Der Prozess läuft weiter. „Oft nur für dreieinhalb Minuten pro Verhandlungstag“, erklärt Steier. „Reine Verzögerungstaktik. Denn das ist ein politischer Prozess, damit das Schiff nicht mehr auslaufen kann.“

Unterstützung bekommt das Lifeline-Team dennoch. So besuchte Charles Scicluna, der katholische Erzbischof von Malta, im Januar die Besatzung des Schiffes, das am Kai im Hafen von Valletta vertäut ist. „Zwischen sechs und zehn Leute von uns kümmern sich dort um das Schiff. Mindestens drei Mann Besatzung müssen permanent an Bord bleiben“, das sei Vorgabe der Behörden, erläutert Mission-Lifeline-Sprecher Axel Steier.

Kleinere private Yachten sollen nun Ertrinkende retten

Seit einem Dreivierteljahr wird die Lifeline inzwischen am Rettungseinsatz gehindert. Die Dresdner suchen derweil nach anderen Wegen, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken im Mittelmeer zu bewahren. „Wir wollen das mit Yachten tun. Die Schiffseigner fahren selber, wir stellen das Fachpersonal für die Rettung und statten die Boote entsprechend aus“, erzählt Missions-Mitgründer Steier. Das ist ein offensichtlich preisgünstigeres Rettungsmodell, als mit großen Schiffen zu kreuzen.

Die Seenotretter um Axel Steier und Kapitän Claus-Peter Reisch bekommen den renommierten „Lew-Kopelew-Preis für Friedens und Menschenrechte“. Begründung: „Sie verhindern, dass das Mittelmeer zu einem stillen Friedhof wird.“ Ob das juristische Tauziehen um die „Lifeline“ auf Malta bis zur Preisverleihung am 7. April in Köln beendet ist? Der nächste Prozesstag ist für den 21. März angesetzt. Ausgang völlig offen.
(Heinz Wraneschitz)

Foto (Wraneschitz): Die Lifeline sitzt auf Malta fest.

Kommentare (1)

  1. PeterWolf am 13.03.2019
    „Allerdings beantragte der Angeklagte eine Verschiebung, damit er sich um seine kranke Mutter kümmern kann.„

    Es ist ziemlich dreist, der maltesischen Justiz Verzögerungstaktik vorzuwerfen.
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